Schuldscheindarlehen, Teil 2 Der Markt wird weiter wachsen

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Aktuell führt die hohe Nachfrage nach Anlagealternativen dazu, dass auch Emittenten mit verhältnismäßig schwachen Bonitäten Investitionen und Betriebsmittel mithilfe von Schuldscheindarlehen finanzieren können. Mittlerweile decken die Ratings der Emittenten von Schuldscheindarlehen daher fast die gesamte Spannweite der Klassifizierung ab. Es zeigt sich aber eine Konzentration am unteren Ende des Investment Grade (Triple B Klasse, also BBB+ bis BBB-).

Ratingverteilung der Schuldscheindarlehensnehmer


Quelle: LBBW

Außerdem ist eine zunehmende Internationalisierung des Marktes für Schuldscheindarlehen festzustellen. Mehr und mehr ausländische Unternehmen entdecken das Schuldscheindarlehen nach deutschem Recht als Finanzierungsform für sich: Wurden in 2011 nur 13 Prozent des Volumens an nicht-deutsche Darlehensnehmer gewährt, so betrug dieser Anteil im ersten Halbjahr 2016 über 40Prozent, insbesondere geprägt durch Unternehmen aus Österreich und der Schweiz.

Herkunft der Schuldscheindarlehensnehmer im 1. Halbjahr 2016


Quelle: LBBW

Kapitalangebotsseite

Geldgeber für Schuldscheindarlehen-Transaktionen finden sich sowohl im Inland als auch zunehmend im Ausland. In Deutschland sind es fast ausschließlich professionelle Anleger, darunter insbesondere Sparkassen und Kreditinstitute sowie institutionelle Investoren wie Versicherungen, Kapitalverwaltungsgesellschaften, Pensionskassen oder Versorgungswerke oder vereinzelt große Family Offices, die als Investoren im Markt auftreten.

Mittlerweile stammen allerdings bereits 40 Prozent der Investoren im deutschen Schuldscheinmarkt nicht aus Deutschland. Ausländische Investoren schätzen dabei die Möglichkeit zur Investition in traditionelle deutsche Unternehmen. Diese genießen insbesondere im Ausland eine hohe Reputation und gelten in Zeiten mangelnder Anlagemöglichkeiten als ein vertrauensvolles Investment.

Der Boom am Schuldscheinmarkt führt mittlerweile regelmäßig zu einer nachfragebedingten Aufstockung des Emissionsvolumens. Dies bedeutet, dass das emittierte Volumen deutlich höher ausfällt als ursprünglich angekündigt. Hierdurch nutzen Kapitalnehmer das hohe Kapitalangebot aus.

Beurteilung von Schuldscheindarlehen aus Emittentensicht

Schuldscheindarlehen können verglichen mit vielen anderen Finanzierungsprodukten mit verhältnismäßig niedrigen Finanzierungskosten überzeugen. Vorteilhaft ist vor allem, dass die Finanzierungskosten primär aus der Zinskomponente bestehen, während Nebenkosten weniger relevant sind.

So ist die Dokumentation oftmals nur einige Seiten lang. Auf die umfangreichen Sicherheitendokumentation anderer Finanzierungsformen kann meistens verzichtet werden, da die Emissionen in der Regel blanko erfolgen. Zudem entfallen bei einem Schuldscheindarlehen die umfangreichen gesetzliche Regularien und andere Anforderungen wie beispielsweise ein externes Rating, die eine Anleiheemission mit sich bringt.

Speziell für Unternehmen, die gesetzlichen Publizitätsanforderungen bei Kapitalmarktprodukten umgehen wollen, eignen sich die Schuldscheinfinanzierung hervorragend, um Diskretion zu wahren. Dies wird vereinzelt von mittelständischen und auch teilweise familiengeführten Unternehmen gewünscht.

Ein nicht zu unterschätzender Aspekt, der für den Einsatz von Schuldscheindarlehen zur Unternehmensfinanzierung spricht, ist die Streuung der Kapitalbeschaffungsquellen. Die Abhängigkeit von der Hausbank wird verringert. Zudem kann ein Schuldscheindarlehen für am Kapitalmarkt noch unbekannte Emittenten eine Vorstufe für potenzielle spätere Anleiheemissionen darstellen.

Allerdings weisen Schuldscheindarlehen auch einige Nachteile aus Sicht des Emittenten auf: Der Investorenkreis ist mit erfolgter Zuteilung granular (zersplittert), was Anpassungen oder Änderungen während der Laufzeit erschwert. Oftmals sind die einzelnen Kreditgeber, je nach Bedeutung ihres Anteils für die Gesamtfinanzierung, nicht bereit, sich in der Folgezeit in zusätzliche Verhandlungen zu begeben.