Schuldscheindarlehen, Teil 2 Der Markt wird weiter wachsen

Stephan Schöning (l.) und Vanja Dujic

Stephan Schöning (l.) und Vanja Dujic

Das aktuell niedrige Zinsumfeld wird von vielen Unternehmen für die Neuaufnahme von Krediten und Refinanzierung bestehender Kredite zu günstigen Konditionen genutzt. Dies schlägt sich auch in der Emissionstätigkeit von Schuldscheindarlehen nieder.

Im Schuldscheinmarkt ist in den letzten Jahren ein lebhaftes Wachstum zu verzeichnen und es sind neue Emissionsrekorde erreicht worden. Auch das Jahr 2016 knüpft an die vergangenen Jahre an, ein weiteres Boomjahr wird prognostiziert. Viele Emissionen von Schuldscheinen sind deutlich überzeichnet, was die Schwierigkeiten der Investoren auf der Suche nach Rendite widerspiegelt.

Allerdings wirkt sich der deutliche Rückgang der Renditen für Unternehmensanleihen, den das Anleihekaufprogramm der Europäischen Zentralbank (EZB) noch verstärkt, mittlerweile auch auf die Renditeentwicklung am Schuldscheindarlehenmarkt aus.

Im vorangegangenen Beitrag wurden die Merkmale von Schuldscheindarlehen und deren Emissionsschritte in einem idealtypischen Prozess erläutert. Hierauf aufbauend stellt der aktuelle Beitrag neben einer Marktanalyse die Vor- und Nachteile von Schuldscheindarlehen für Emittenten und Investoren heraus.

Marktentwicklung

Die Attraktivität von Schulscheindarlehen und die insgesamt positive Marktentwicklung wird durch aktuelle Marktdaten bestätigt. In den letzten Jahren stieg sowohl die Anzahl der Transaktionen als auch das Emissionsvolumen. Insbesondere Industrieunternehmen sind für die Fortführung des Booms verantwortlich.

So wurde im 1. Halbjahr 2016 bereits ein Volumen von 14 Milliarden Euro emittiert, wie eine aktuelle Auswertung der Landesbank Baden-Württemberg zeigt.

Emittiertes Volumen von Schuldscheindarlehen in Milliarden Euro


Quelle: LBBW

Gesamtvolumen der Schuldscheindarlehen im Zeitverlauf in Milliarden EuroDie Attraktivität des Marktes für Emittenten wird dadurch unterstrichen, dass neben Unternehmen, die bereits früher auf das Schuldscheindarlehen als Finanzierungsquelle zurückgegriffen haben, auch Debüt-Emittenten für die neuen Rekorde verantwortlich sind.

Kapitalnachfrageseite bei Schuldscheindarlehen

Als Kapitalnehmer von Schuldscheindarlehen kommen grundsätzlich Unternehmen infrage, die einen Kapitalbedarf von mindestens 10 Millionen Euro (in der Regel  20 Millionen Euro aufweisen. Das Durchschnittvolumen der Emissionen ist allerdings viel höher: Es betrug im ersten Halbjahr 2016 circa 280 Millionen Euro je Transaktion, während es im Jahr 2015 noch bei 171 Millionen Euro lag.

Dies resultiert auch aus einer Verschiebung im Emittentenkreis: In der Vergangenheit wurde das Schuldscheindarlehen eher von kleinen und mittleren Unternehmen genutzt, die Probleme beim Zugang zum Anleihemarkt hatten. Mittlerweile greifen zunehmend auch große Konzerne bei volumensstarken Finanzierungen auf das Schulscheindarlehen zurück.

Die Darlehensnehmer eines Schuldscheindarlehens sind nahezu in allen Branchen vertreten.

Branchenverteilung der Kapitalnehmer bei Schuldscheindarlehen

Quelle: LBBW

In der Vergangenheit war das Schuldscheindarlehen nahezu ausschließlich für Emittenten mit einer Bonität im Bereich Investment Grade zugänglich. Dabei weist der Schuldscheinemittent üblicherweise selbst kein externes Rating aus. Eine Ratingeinstufung erfolgt allerdings in der Regel sowohl vom Arrangeur als auch von jedem Investor. Nur in Einzelfällen weisen große Konzerne, die auch an den Anleihemärkten tätig sind, zusätzlich externe Ratings durch Ratingagenturen aus.