Schulden außer Kontrolle Mit Gold funktioniert der globale Neustart

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Damit würde der von den Notenbanken gezahlte Preis zum Marktpreis, in den Bilanzen würde das Gold auf einen Schlag wertvoller, und den dadurch entstehenden Gewinn könnten die Notenbanken umgehend an die Anteilseigner, also die Staaten, ausschütten.

Nehmen wir vereinfacht an, die Notenbanken der Welt würden ihren Goldbestand um 10.000 US-Dollar pro Unze aufwerten. Basierend auf den Goldbeständen von März 2016 ergäben sich dann folgende einmalige Aufwertungsgewinne der Notenbanken (überschlägig und gerundet):
  • USA: 2.615 Milliarden Dollar
  • Deutschland: 1.087 Milliarden Dollar
  • Italien: 788 Milliarden Dollar
  • Frankreich: 783 Milliarden Dollar
  • Griechenland: 36 Milliarden Dollar
Das erschreckende an diesem ersten Gedankenschritt ist allerdings, dass es mit einer Aufwertung um 10.000 Dollar nicht getan wäre. Zu groß ist die Schuldenlast.

Um die Staatschulden der USA auf einen Schlag zu tilgen, bräuchte es eine Aufwertung der Goldbestände um 70.000 US-Dollar pro Unze. Für Italien und Frankreich genügten 25.000 US-Dollar um alle Schulden zu tilgen, während Deutschland schon bei 18.000 US-Dollar alle Staatsschulden los wäre. Griechenland könnte erst bei einer Aufwertung um 80.000 US-Dollar je Unze alle Schulden tilgen, bei 40.000 wäre immerhin schon fast eine Halbierung drin.

Entwertung aller Schulden

Trotz dieser phantastischen Zahlen: Möglich ist es und konzertierte Aktionen von Notenbanken scheinen auch nicht ausgeschlossen. Gerüchten zufolge sollen sich etwa die G20 bei ihrem letzten Treffen auf eine Waffenruhe im globalen Währungskrieg verständigt haben. Dies ist ein ermutigendes Zeichen, weil eine Fortsetzung von einseitigen Abwertungen den Weg geebnet hätte für Chaos und tiefe Krise.

Die Aufwertung von Gold und die Ausschüttung des dabei entstehenden Notenbankgewinns an die Staaten zwecks sofortiger Schuldentilgung dürfte folgende Effekte haben: Die Schulden der Staaten wären massiv gesenkt, die Inflationsrate dürfte deutlich anziehen und eine Entwertung der ebenfalls sehr hohen privaten Schulden bewirken. Die Grundlage für eine nachhaltige Erholung der Wirtschaft wäre gelegt. Natürlich müssten danach grundlegende Reformen eingeleitet werden um das Wachstum zu stärken und eine Wiederholung der Schuldenorgie zu verhindern.

Nebenwirkung wäre, dass auch alle privaten Besitzer von Gold und dessen Produzenten erheblich profitieren würden. Ein weiteres Argument für die 20 Prozent Gold im Portfolio, die ich immer wieder – zuletzt in meinem neuen Buch „Eiszeit in der Weltwirtschaft“ – empfehle. Leser, die die wundersame Goldaufwertung für eine völlig verrückte Überlegung halten, seien daran erinnert, dass sowohl negative Zinsen, die Abschaffung des 500-Euro-Scheins und das Abwerfen von „Helikopter-Geld“ lange Zeit als undenkbar galten.


Über den Autor:
Daniel Stelter ist Makroökonom und Strategieberater (http://think-beyondtheobvious.com/). Im Frühjahr erschien im Campus Verlag sein neues Buch „Eiszeit in der Weltwirtschaft“. Bis 2013 war er Partner bei der Boston Consulting Group. Seither macht er sich einen Namen als unabhängiger Experte zur Schuldenkrise.

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