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Bessere Unternehmensanalyse durch ESG-Kriterien „Google bleibt drin, trotz Minuspunkt“

Was verstehen Sie bei NNIP unter Nachhaltigkeit?

Guido Veul: Der Schwerpunkt unseres Sustainability-Ansatzes liegt auf der Prüfung von ESG-Kritierien. ESG steht für Environmental, Social and Governance. Es handelt sich also um Kriterien, die den Umgang mit der Umwelt, sozialen Belangen und die Art der Geschäftsführung betreffen. Diese Kriterien integrieren wir in unsere Fundamentalanalyse der Unternehmen. Wir untersuchen die klassischen Finanzdaten und schauen daneben auf ESG-Faktoren.

Was ist der Vorteil einer solchen erweiterten Analyse?

Sie hilft uns, besser zu verstehen, was tatsächlich in einem Unternehmen passiert, was die Risiken, aber auch die Chancen sind. In den vergangenen Jahrzehnten haben immaterielle Werte die materiellen Werte im Unternehmensvermögen immer stärker abgelöst. Heute liegt der Anteil der immateriellen Vermögenswerte in den S&P 500-Unternehmen bei über 80 Prozent. Die traditionelle Finanzanalyse kann diese nur zum Teil bewerten. Mit der ESG-Analyse versuchen wir auch zu erfassen, was nicht in den Büchern steht. Studien zeigen zudem immer wieder, dass der verantwortungsvolle Umgang mit ESG-Kriterien, Unternehmen finanziell nicht schadet, sondern – im Gegenteil – ihre Performance eher verbessert.

Worauf fußt Ihre ESG-Bewertung?

Wir beziehen Datenmaterial von den spezialisierten Research-Firmen Sustainalytics und GMI Rating, das seit 2014 zu MSCI gehört. Diese bewerten Unternehmen nach ESG-Faktoren, und vergleichen sie mit Wettbewerbern. So können wir die Best-in-Class-Unternehmen aller Branchen auswählen. Zudem haben wir eigene ESG-Analysten, die ihre Erkenntnisse mit den externen Bewertungen abgleichen.

Der Best-in-Class-Ansatz ist zum Teil umstritten. Warum schließen Sie nicht einige Sektoren ganz aus?

Für uns ist es der falsche Weg, einige Sektoren wie Minen- oder Ölgesellschaften, die per se ökologisch bedenklich sind, vom Portfolio auszuschließen. Wir brauchen diese Gesellschaften, um die Welt am Laufen zu halten. Ohne Minengesellschaften hätten Sie zum Beispiel kein Smartphone. Wir halten es daher für sinnvoller, in die Unternehmen aus den betreffenden Branchen zu investieren, die besonders verantwortungsvoll handeln. Allerdings meiden wir einige Themen bei der Titelauswahl, dazu zählen zum Beispiel Tabak, Glückspiel, Waffen, Atomenergie und die Pelzindustrie.

Welcher Buchstabe von ESG ist am wichtigsten?

Das variiert von Sektor zu Sektor. In ökologisch bedenklichen Branchen wie Minen, Energie oder Industrie ist das E am wichtigsten. Bei den eher sauberen Technologiewerten hingegen spielen soziale Faktoren wie Arbeitsbedingungen oder die Lieferkette eine wichtigere Rolle. Zusammen mit dem Research-Institut ECCE untersuchen wir, welche Kriterien in welcher Branche den größten Einfluss auf die Performance haben. Von diesem Research versprechen wir uns, künftig die Unternehmen noch besser hinsichtlich ihrer Kurschancen bewerten zu können.

Haben Sie schon einmal ein Unternehmen verkauft, nur weil es ESG-Kriterien verletzt hat?

Zum Beispiel haben wir im Minenbereich XStrata nach der Übernahme durch Glencore vor zwei Jahren verkauft. XStrata war sehr fortschrittlich aufgestellt und hat sich verantwortungsvoll verhalten - im Gegensatz zu Glencore. Als sich zeigte, dass nach der Übernahme entgegen vorheriger Beteuerungen der Glencore-Weg eingeschlagen wurde, haben wir verkauft.

Engagement gehört ebenfalls zu ihrer Nachhaltigkeitsstrategie. Was tun Sie in diesem Bereich?

Zurzeit verhandelt unser Corporate-Governance-Spezialist zusammen mit anderen institutionellen Investoren mit der italienischen Regierung. In Italien sollen künftig Aktionäre, die schon länger investiert sind, mehr Stimmrechte erhalten. Hier sehen wir die Machtbalance in Gefahr. Wir votieren grundsätzlich für „eine Aktie, ein Stimme“.

Wo agieren Sie auf Unternehmensebene? Im NN (L) Global Sustainable Equity gehört zum Beispiel Google zu Ihren größten Positionen.

Hier diskutieren wir zum Beispiel über die Nutzung von privaten Daten. Google hat zudem unterschiedliche Aktien ausgegeben und nimmt die eine-Aktie-eine-Stimme-Regel nicht sehr ernst. Das ist für uns noch kein Grund, Google zu verkaufen, aber es ist ein Minuspunkt. Auf unserer Webseite veröffentlichen wir übrigens alle drei Monate unseren Engagement-Report.

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