Raus aus der Bank, Teil 1 „Kunden sollen ein Verständnis für ihr modernes Portfolio bekommen“

Boris Bochnig

Boris Bochnig: Der frühere Private Banker machte sich im Oktober 2020 mit der BB&V Investment Consulting selbstständig. Foto: Boris Bochnig

Bill Gates hat einmal gesagt: „Banking is necessary, banks are not.“ Seit meinem ersten Arbeitstag als Berater im Private Banking vor 25 Jahren hat sich tatsächlich viel in der Finanzbranche verändert: Immer neue Anbieter drängen auf den Markt und konkurrieren um das Geld der Kunden. Fondsgesellschaften wie zum Beispiel Blackrock überfluten heute den Markt mit kostengünstigen ETFs und mischen die Branche auf. Banken mit Fokus auf hauseigene Produkte mussten ihre Geschäftsmodelle anpassen. Es wurde umstrukturiert, Mitarbeiter entlassen und Filialen geschlossen.

Viele Institute ziehen sich aus der Fläche zurück und zentralisieren ihre Beratungsangebote. Banken laufen Gefahr, den persönlichen Kontakt zum Kunden zu verlieren. Das liegt auch an der Digitalisierung, mit der viele ältere Kunden ihre Schwierigkeiten haben. Der langjährige Berater ist häufig die letzte Konstante in der Kundenbeziehung. Diese Gemengelage bietet enorme Chancen für Berater in der Selbständigkeit. Ein vertrauensvolles Verhältnis ist dabei der entscheidende Vorteil, denn viele Kunden sind verunsichert, misstrauen Banken, fühlen sich mit der Komplexität des Finanzmarktes überfordert und brauchen Hilfestellung.

Schritt in die Selbstständigkeit

Meine Motivation, mich als Berater selbständig zu machen, basiert daher auf der Idee, sich unabhängig, individuell und ganzheitlich für die finanziellen Belange des Kunden einzusetzen und ihn über viele Jahre zu begleiten. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, mein Wissen und meine Finanzmarkterfahrung zu teilen, mit dem Ziel, dass meine Kunden ein besseres Verständnis für ihre modern aufgebauten Portfolios bekommen.

Meine Beratung wirkt sich schließlich positiv auf die Kundenbeziehung aus: Die Identifikation des Kunden mit seiner gewählten Anlagestrategie erhöht sich deutlich. In meinem Fokus stehen also immer die Zufriedenheit des Kunden und natürlich der langfristige Anlageerfolg der auf ihn zugeschnittenen Strategie. Aufgrund des aktuellen Niedrigzinsniveaus sind heute zum Beispiel konservative Anleger gezwungen, ihre Anlagestrategie und ihre Aktienquote zu überdenken. Aber auch die junge, risikofreudigere Erbengeneration sucht die Beratung – meistens, um größere Fehler zu vermeiden, aber auch immer häufiger mit der Frage, wie man mit gutem Gewissen nachhaltig investieren kann.

Die ersten Schritte in die Selbständigkeit sollten mit einer konkreten Vorstellung verbunden sein, welche Dienstleistungen man anbieten will. Ein realistischer Business-Plan muss die Frage beantworten, wie viele Kunden man betreuen möchte. Konzentriert man sich auf die Anlageberatung oder die Vermögensverwaltung? Auch die Mindestanlagegrenzen sollte man vorher definieren, damit das Geschäft nicht zu kleinteilig wird. Hilfreich ist für die Anfangszeit ein ausreichendes finanzielles Polster, denn es dauert seine Zeit von der Firmengründung bis zu den ersten Einnahmen.

Bevor ich mit meiner Selbständigkeit startete, musste ich mich für ein Haftungsdach entscheiden. Die NFS Netfonds mit dem Vermögensverwalter Hamburger Vermögen wurden mir von ehemaligen Kollegen als Partner empfohlen und waren auch nach eigenen Sondierungen potentieller Anbieter ganz klar meine erste Wahl. Ein Besuch bei den Hamburgern bestätigte meinen positiven Eindruck: Gerade in der wichtigen Anfangsphase fühlte ich mich sehr gut unterstützt und profitiere weiterhin von dieser zuverlässigen und kompetenten Zusammenarbeit, auch mit den Portfoliomanagern aus der Vermögensverwaltung.


Eine eigene KWG-Lizenz als Finanzportfolioverwalter kam für mich nicht in Frage, sie kostet viel Zeit und Geld und ist mit einem hohen regulatorischen Aufwand verbunden. Wichtig ist mir bei der Zusammenarbeit mit einem Vermögensverwalter vielmehr, Strategien zu entwerfen, die auch schwierigen Börsenzeiten standhalten.

Das eigene Set-up hochfahren

Vor der vertraglichen Anbindung an das Haftungsdach wurde natürlich auch meine Zuverlässigkeit geprüft. Dafür brauchte ich ein polizeiliches Führungszeugnis, eine Schufa-Auskunft sowie einen Lebenslauf mit Tätigkeitsnachweisen und Zeugnissen. Das Haftungsdach übernahm dann die Anmeldung bei der Bafin als vertraglich gebundener Vermittler. Anschließend folgten viele Schulungen, in denen ich mich mit den neuen Systemen vertraut machen konnte. Um schließlich starten zu können, fehlte dann nur noch der Zugang zu den Partnerbanken, das hat bei einer Bank mehr als drei Wochen gedauert.

Für den gesamten Prozess von der Firmengründung bis zur ersten Beratung des Kunden sollte man drei bis vier Monate einplanen. Unbedingt empfehlenswert ist ein Steuerberater, der sich um die Buchhaltung, die Bilanzen und die korrekte Versteuerung kümmert. Aus organisatorischen Gründen entschied ich mich für eine GmbH, auch wegen der leichteren Skalierbarkeit des Geschäftsmodells für späteres Wachstum, zum Beispiel mit neuen Mitarbeitern und Partnern.