Beratung ohne Vertriebsvorgaben Unabhängige Vermögensverwalter als Ausweg für frustrierte Banker

Sven Hoppenhöft, Geschäftsführer der Beratungsgesellschaft Pro Boutiquenfonds: Sein Appell, beruflich neue, unabhängige Wege bei Vermögensverwaltern zu bestreiten, richtet sich an frustrierte Bankberater.

Sven Hoppenhöft, Geschäftsführer der Beratungsgesellschaft Pro Boutiquenfonds: Sein Appell, beruflich neue, unabhängige Wege bei Vermögensverwaltern zu bestreiten, richtet sich an frustrierte Bankberater. Foto: PBF

Die kritische Lage der Banken spitzt sich weiter zu. Dies unterstreicht die Aussage eines Vertreters der Aufsichtsbehörde Bafin: „Wir haben zu viele Banker“. Auch die Pläne der Deutschen Bank und anderer Institute, eine Vielzahl von Filialen zu schließen, macht die Misere erneut deutlich. Darüber hinaus diskutiert die Öffentlichkeit quasi täglich über große, auch internationale Bankenfusionen, was die Mitarbeiter weiter verunsichert.

Neben der damit verbundenen Gefährdung des eigenen Arbeitsplatzes beklagen Bankberater in Gesprächen auch die langen Entscheidungswege besonders in den großen Instituten. Sie fürchten zunehmend, die ihnen wichtige Nähe zum Kunden zu verlieren. Der digitale Umbau führt in fast allen Häusern dazu, dass man mehr Zeit für interne Abstimmungen benötigt und sich mehr mit sich selbst als mit dem Kunden beschäftigt.

Verwunderlich ist, dass in der Vergangenheit nur wenige unzufriedene Bankberater Alternativen erwogen haben. Denn diese gibt es gerade heute durchaus. Die aktuell in Deutschland tätigen 495 unabhängigen Vermögensverwalter haben sich aufgrund der regulatorischen Anforderungen der Mifid-II-Richtlinie neue Strukturen gegeben, die auf weiteres Wachstum ausgerichtet sind. Sie haben gerade in der aktuellen Krise zahlreiche neue Kunden von den Banken gewonnen und suchen händeringend personelle Verstärkungen.

Dabei geht es nicht ausschließlich um Positionen als Kundenbetreuer, sondern oftmals auch um die Möglichkeit einer sofortigen oder späteren unternehmerischen Beteiligung. Zusätzlich sehen viele Vermögensverwalter die Notwendigkeit, ihre Nachfrage frühzeitig zu regeln und sind dafür bereit, schrittweise Anteile am Unternehmen abzugeben. Insbesondere die Vermögensverwalter der ersten Stunde, die nach der Einführung der gesetzlichen Regulierung durch die Bafin vor mehr als 20 Jahren den Weg in die Selbständigkeit gefunden haben, müssen sich mit dem Nachfolgethema beschäftigen.

Dieselben Gründe, aus denen sich Vermögensverwalter selbständig gemacht haben, sollten heute frustrierten Bankmitarbeitern den Weg in diese Gesellschaften ebnen. Es ging und geht nicht in erster Linie darum, das Gehalts in die Höhe zu schrauben. Sondern es geht um die Möglichkeit, ohne Vertriebsvorgaben gemeinsam mit dem Kunden die bestmöglichen Anlagen zu wählen. Die Unabhängigkeit von Konzernentscheidungen, kurze Entscheidungswege und weitgehende Freiheiten, Kundenwünsche optimal umzusetzen, nehmen alle von uns betreuten Vermögensverwalter als sehr befreiend wahr.

Im Rahmen der Unternehmensberatung erfahren wir immer wieder von den konkreten Wachstumsplänen der unabhängigen Gesellschaften. Angesichts der Vielzahl der Stellenangebote, nicht nur an den großen Finanzstandorten, und der Zuspitzung der schwierigen Lage vieler Banken erwarten wir, dass künftig zunehmend mehr Berater die Chancen nutzen.

 

Über den Autor:
Sven Hoppenhöft ist Geschäftsführer der Beratungsgesellschaft Pro Boutiquenfonds (PBF).

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