Jürgen Lampe zu den Firstfive-Awards „Es ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen“

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Wie viele Depots lassen Vermögensverwalter im Schnitt bei Ihnen laufen?

Lampe: Insgesamt bewerten wir zurzeit rund 180 Depots. Auf einen Vermögensverwalter kommen im Schnitt drei Depots. Es gibt aber auch einzelne, die deutlich mehr Depots auswerten lassen. Dabei handelt es sich in aller Regel aber um unterschiedliche Strategien. Meist eine Vermögensverwaltungsstrategie, bei der Fonds zum Einsatz kommen, und eine weitere, bei der die Einzeltitelauswahl im Fokus steht. Oder es können Aktienstrategien sein, die aus unterschiedlichen Anlageuniversen, wie beispielsweise Europa oder Global, bestückt werden.

Wer liefert eigentlich die Depotinformationen?

Lampe: Das ist unterschiedlich. Mal sind es die Vermögensverwalter selbst, mal bekommen wir eine Duplikat-Abrechnung von deren Depotbanken. Mal sind es Belege, mal bekommen wir die Daten über eine Schnittstelle. Stets handelt es sich aber um sämtliche Transaktionen und Geldbewegungen. Bei letzteren kann es sich beispielsweise um Mittelzu- oder Mittelabflüsse eines Kundendepots handeln, die das Ergebnis als exogene Faktoren natürlich verzerren könnten.

Wie einfach ist dabei der Umgang mit Zertifikaten?

Lampe: Teilweise bin ich ganz froh, dass Zertifikate nicht mehr ganz so die große Rolle in vielen Depots spielen, wie es noch vor der Pleite von Lehman Brothers war. Grund ist die Funktionsweise der Papiere. Im Vergleich zum direkten Aktien-Investment zeichnen sich Aktien-Zertifikate, solange sie sich in der Bandbreite ihre Struktur laufen, durch ganz geringe Volatilität aus. Das verzerrt dann gegebenenfalls die Sharpe-Ratio und damit die Ergebnisse im Depotleistungsvergleich.

Nutzen auch vermögende Kunden Ihre Dienstleistung?

Lampe: Ja, selbstverständlich. Diese und Stiftungen waren auch die originären Zielgruppen bei unserer Firmengründung vor über 15 Jahren. Wir haben uns mit dem standardisierten Controlling bewusst unterhalb der Family Offices angesiedelt, um Vermögensträgern im unteren Millionenbereich wichtige Informationen über die Qualität der Vermögensverwaltung zu liefern.

Zur Wahrung unserer Neutralität finanzieren wir uns nicht über einen Produktvertrieb. Als Consultant stellen wir eine für unsere Leistung sehr moderate Rechnung. Was für Steuer- und Rechtsberatung ein Selbstverständnis ist, stellt in der Finanzbranche für viele Private offensichtlich ein Hindernis dar. Schade, dass die Bereitschaft zur Honorierung von objektiver Finanzberatung in Deutschland so gering ausgeprägt ist. Vor diesem Hintergrund sind unsere Hauptauftraggeber die Banken und Vermögensverwalter, die einen realen Wettbewerbsvergleich suchen. 

Was sehen Sie eigentlich als Alleinstellungsmerkmal von Firstfive gegenüber der Konkurrenz?

Lampe: Zum einen, wie erwähnt, dass wir Echtdepots bewerten. Des Weiteren, dass wir uns rein auf die quantitativen Ergebnisse konzentrieren und nicht die subjektiven Eindrücke aus Testkäufen bewerten. Damit sind wir objektiv, unsere Ergebnisse belastbar und wir nehmen zudem die Kundensicht ein. So kann beispielsweise die vom Vermögensverwalter an seinen Kunden berichtete Depot-Performance von der von uns ermittelten Wertentwicklung abweichen, weil der Vermögensverwalter nicht alle Kosten als solche verbucht.

Ein typisches Beispiel dafür ist eine Performance-abhängige Gebühr, die gern als Entnahme gebucht wird und damit bei der Performance-Berechnung außen vor bleibt. Wir haben eine einheitliche Auswertungsgrundlage und würden die Gebühr natürlich als Kosten berücksichtigen.

Zudem sind die Ratings nicht unser originäres Geschäftsmodell, sondern das Ergebnis unserer Kerndienstleistung, der fortlaufenden und objektiven Standortbestimmung über die Qualität in der Vermögensverwaltung. Bei uns kann man keine Ergebnisse kaufen.


Über den Interviewten:
Jürgen Lampe ist Gesellschafter und Vorstand der Firstfive AG. Das Analysehaus bietet auf Basis einer Datenbank von Vermögensverwaltern und deren Depots seit mehr als einem Jahrzehnt eine objektive Standortbestimmung.

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