Handelskrieg, Brexit & Co. Klassische Korrelationen sind 2018 ins Wanken geraten

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Da die geopolitischen Spannungen in vielen Fällen die USA betrafen — Handelskrieg mit China, drohende Amtsenthebung von Präsident Trump, Sanktionen gegen Iran, Wahlbeeinflussungsvorwürfe gegen Russland — ging ein Abflauen des Risikoappetits oft mit einer Abschwächung des US-Dollars einher. Für europäische Anleger mit US-Aktieninvestments bedeutete das noch deutlichere Verluste. Auch eventuelle Preisanstiege bei Treasuries wurden durch die meist stärkeren Wechselkursschwankungen häufig zunichte gemacht.

Daher empfahl es sich für Nicht-US-Investoren, in der eigenen Währungen zu verbleiben und beispielsweise in EU-Staatsanleihen zu investieren. Auch der Yen profierte regelmäßig und konsistent von politischer Unsicherheit in anderen Teilen der Welt, da japanische Anleger sehr risikoavers sind und ihr Geld in riskanten Situationen tendenziell nach Hause holen.

Anders verhält es sich jedoch für europäische Unternehmensanteile. Insbesondere der deutsche Aktienmarkt dürfte aufgrund seiner großen Abhängigkeit von den Automobil- und Technologiebranchen besonders stark von einem eskalierenden Handelskonflikt betroffen sein. Sicherer wären in einem solchen Szenario defensivere Sektoren wie Energieversorger, Basiskonsumgüter und Immobilien. Diese Industrien zeigten in einem Stresstest — basierend auf Korrelationen vom Beginn des Konflikts im April — wesentlich geringere Verluste als ihre stärker konjunkturabhängigen Gegenstücke.

Politisches Risiko in Europa

In Europa sorgten die zunehmende politische Polarisierung in Deutschland, der Streit um das italienische Regierungsbudget und das kontinuierliche Auf- und Ab bei den Brexit-Verhandlungen für Turbulenzen an den Finanzmärkten. In diesen Fällen war es nun der Euro, der eng mit den Aktienkursen verkoppelt war. Aus Sicht der Portfoliodiversifikation waren dies eher gute Neuigkeiten, da eventuelle Verluste auf ausländische Anlagen durch Wechselkurssteigerungen ausgeglichen wurden. Auch sichere Staatsanleihen profitieren üblicherweise in Zeiten der Unsicherheit.

Bei europäischen Staatspapieren empfiehlt sich jedoch eine Unterscheidung zwischen Kern- und Peripherieemittenten, da diese unterschiedlich auf Krisensituationen reagieren. In Deutschland beispielsweise kann man trotz allem mit Kursgewinnen bei Bundesanleihen rechnen, da diese als höchst sicher angesehen werden. Dies war sogar der Fall während der langwierigen und schwierigen Koalitionsverhandlungen nach der Bundestagswahl im September letzten Jahres oder während des Seehofer-Ultimatums vor dem EU-Migrationsgipfel Ende Juni.

Anders verhielt es sich allerdings bei der Regierungsbildung in Italien und den nachfolgenden Budget-Verhandlungen mit der Europäischen Kommission. In diesem Fall kam es zu einer dramatischen Ausweitung der Risikoprämie von italienischen Staatspapieren über Bundesanleihen. Auch der lokale Aktienmarkt zeigte eine stark erhöhte Sensitivität gegenüber politischem Risiko.