Handelskrieg, Brexit & Co. Klassische Korrelationen sind 2018 ins Wanken geraten

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Dennoch ist eine Ansteckung von anderen peripheren Volkswirtschaften soweit ausgeblieben. Die Spreads von spanischen und portugiesischen Papieren weiteten sich zwar auch aus, aber nicht im selben Maße wie auf dem Höhepunkt der Euro-Schuldenkrise im November 2011. Bislang scheinen Investoren noch zwischen den verschieden Staatsschuldenniveaus von Italien (130 Prozent des BIP) und Spanien (97 Prozent) zu unterscheiden.

Großbritannien schien, wie so oft, vom Rest des Kontinents abgekoppelt zu sein. Zum einen war das Pfund, dessen Wert vornehmlich vom Stand der Brexit-Verhandlungen getrieben wurde, weitestgehend unkorreliert mit anderen Währungen und Anlageklassen. Zum anderen reagierte der britische Aktienmarkt ganz anders auf eine Wechselkursabwertung als seine kontinentalen Pendants. Während die Märkte in Deutschland und Italien mit dem Euro fielen, legten die FTSE-Papiere meist zu, wenn das Pfund fiel.

Das Argument war hierbei, dass gerade die britischen Großunternehmen international agieren, sodass deren ausländische Umsätze mit einem günstigeren Umtauschkurs verbucht werden können. Außerdem verbilligte der gefallene Wert des Pfundes britische Exporte an Käufer in anderen Regionen.

Rohstoffmärkte entkoppelt

Auch an den Rohstoffmärkten kam es zu vermehrten Brüchen der traditionellen Korrelationen mit anderen Anlageklassen. Der Ölpreis beispielsweise orientierte sich während der sogenannten Trump-Rallye von 2017 noch sehr stark an den Aktienmärkten. Dieser Trend kam jedoch im zweiten Quartal 2018 zu einem jähen Ende, als Opec-Produktionseinschnitte, die eskalierende Krise in Venezuela und der US-Ausstieg aus dem Nuklearpakt mit Iran den Preis den schwarzen Goldes in die Höhe trieben, während die Aktienkurse in den Keller gingen.

Dasselbe wiederholte sich noch einmal im Sommer, als die Trump-Administration neue Sanktionen gegen Iran verhängte. In diesen Zeiten bot die Investition in Öl-Terminkontrakte sogar die Möglichkeit zur aktiven Risikoreduzierung. Normalerweise erhöht eine Ölposition das Risiko eines Aktienportfolios signifikant, da der Rohstoffpreis zum einen sehr volatil und zum anderen sehr stark mit dem Aktienmarkt korreliert ist.

Der Goldpreis ist üblicherweise auch sehr eng mit den Kursen von hochqualitativen Staatsanleihen verkoppelt, da beide in Zeiten der Unruhe als sichere Häfen angesehen werden. Als allerdings die Inflationssorgen zunahmen, war das eher schlecht für Anleihenkurse, während Gold weiterhin von seiner Funktion als Absicherungsinstrument gegen Konsumentenpreissteigerungen profitieren konnte.

Zusammenfassung und Ausblick

Die zunehmend positive Korrelation zwischen Aktien- und Rentenpreisen wird auch in Zukunft eine Herausforderung für Investoren darstellen, insbesondere wenn auch in Europa Konsumentenpreise und Zinsen stärker ansteigen sollten. Allerdings könnte die andauernde politische Unsicherheit das Aufwärtspotential für längerfristige Anleiherenditen begrenzen, was dann wiederum Diversifikationsmöglichkeiten offenlässt. Die Bewegung der Wechselkurse hängt sehr stark vom regionalen Fokus ab. Allerdings hat sich der japanische Yen in Krisensituationen als verlässliches Diversifizierungsinstrument bewährt. Anleger sollten zukünftig vermehrt auch alternative Anlageformen in Betracht ziehen.


Über den Autor:
Christoph Schon, CFA, CIPM ist seit Mai 2016 für das Applied Research in der EMEA-Region bei Axioma in London verantwortlich. Er verfügt über mehr als 12 Jahre Erfahrung im Bereich der Portfoliorisiko- und Performanceanalyse und besitzt ein Diplom in Wirtschaftsingenieurwesen (ET) von der TU Darmstadt.

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