Gefährdete Marktmechanismen, Teil 2 Auch ohne EU müssten sich die Staaten organisieren

Seite 2 / 2


Die zweite Herangehensweise

Parallel dazu gibt es Versuche über freiwilliges Commitment von Mitgliedern einer Interessenorganisation bestimmte Standards zu etablieren. Als Beispiel sei der automatische Informationsaustausch (AIA) der OECD genannt.

Bei diesem unverbindlicheren Zugang besteht die Gefahr, dass sich große Nationen nur partiell binden lassen wollen (in diesem Fall die USA) und auch nur solange es dienlich erscheint. Als weiteres Beispiel dient auch der Permanent Court of Arbitration (PCA) in Den Haag, der kürzlich über den Inselstreit zwischen den Philippinen und China entschied, China sich aber nicht an den Schiedsspruch gebunden fühlt.

Diese unterschiedlichen Zugänge im Etablieren von Verbindlichkeit passieren im Kontext einer sich ändernden Globalisierung, die sich von einer „One Hub“ zu einer „Multi Hub Globalisation“ wandelt. Mit ihr auch die Treiber einer sich globalisierenden und deglobalisierenden Welt, in der sich Dinge, Prozesse und Technologien schneller globalisieren als Menschen ihre Rituale anpassen können oder wollen.

Alte Orientierungspunkte als Optimierungsziele wie zum Beispiel Ideologien verlieren in diesen strukturellen Brüchen ihre Erklärungskraft und somit ihren originären Zweck, nicht aber die Möglichkeit ihrer missbräuchlichen Verwendung.

Gleichbleibende Fragen- und Aufgabenstellungen

Unabhängig vom Optimierungsziel einzelner Akteure, um die Spielanordnung (a la Stephan Schulmeister) auf supranationaler Ebene ändern zu können, benötigt es Verbindlichkeit. Ausgehend von der Kernfrage, wie diese supranational herzustellen ist, ergeben sich viele zu debattierende Fragezeichen. Dazu gehören zum Beispiel Voraussetzungen, realistische Umsetzungswege, Grenzen der Verbindlichkeit, ideologische Barrieren, et cetera.
 
Die Frage wird sein, ob die notwendige Ausverhandlung von höherer Verbindlichkeit innerhalb bestehender Institutionen (UN, IWF & Co.) stattfinden kann (unwahrscheinlich), oder neue Plattformen gebildet werden müssen. Auch, ob friedlich und demokratisch legitimiert, oder mit kriegerischen Mitteln verhandelt wird, ist noch offen.


Über den Autor:
Markus Schuller ist Gründer von Panthera Solutions, einer Beratungsfirma für strategische Asset Allocation im Fürstentum Monaco. Zuvor war er über zehn Jahre lang als Asset Manager und Produktentwickler bei Banken und Asset Managern tätig. Er kommentiert für diverse Qualitätsmedien den Markt und referiert regelmäßig auf Konferenzen zum Thema Asset Allocation.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen