Fondsselekteure, Teil 1: Sauren „Viele Mischfondsmanager erwirtschaften keinen Mehrwert“

Seite 2 / 2


Welche modernen Kennzahlen (zum Beispiel Active Share) haben Sie in den vergangenen Jahren neu in Ihre Analysen aufgenommen und welche werden aktuell auf ihren Nutzen überprüft?

Hall: Keine. Entscheidend ist, ob wir dem Manager auf Basis unserer Gespräche zukünftig zutrauen, einen Mehrwert zu generieren.

Was sind die wichtigsten Eigenschaften, die Fondsmanager der Kategorien Aktien/Anleihen/Multi Asset/Absolute Return heute mitbringen müssen?

Hall: Ein Fondsmanager sollte gute analytische Fähigkeiten, hohe Motivation, Arbeitseinsatz und Demut vor dem Markt besitzen. Darüber hinaus sollte er eine transparente Investmentphilosophie verfolgen, welche in der Praxis konsequent umgesetzt wird.

Multi-Asset-Fonds erzielen in Deutschland seit Jahren extrem hohe Mittelzuflüsse. Während der jüngsten Börsen-Turbulenzen ist es vielen nicht gelungen, das Risiko ausreichend zu begrenzen, was viele Investoren enttäuscht hat. Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen für Multi-Asset-Manager?

Hall: Das Kernproblem ist, dass Mischfonds in der Vergangenheit sehr günstige Marktbedingungen hatten. Im defensiven Bereich haben sie von immer weiter sinkenden Zinsen und damit verbundenen Kursgewinnen profitiert. Gleichzeitig sind die Aktienmärkte in den letzten sieben Jahren gut gelaufen und die Korrelation der beiden Anlageklassen war überwiegend negativ.

Die meisten Mischfondsmanager haben in der Vergangenheit keinen Mehrwert erwirtschaftet und die guten Ergebnisse sind lediglich auf die freundlichen Marktrahmenbedingungen zurückzuführen. In absehbarer Zukunft wird es im defensiven Bereich extrem schwierig sein, die Fondskosten hereinzuholen und eine überwiegend negative Korrelation erscheint auch fragwürdig.

Da auch die meisten Mischfondsmanager die Aktienmarktentwicklung nicht vorhersagen können, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass ein Großteil der klassischen Mischfonds die Anleger enttäuschen wird.

Welche Methoden des Risikomanagements favorisieren Sie, und welche Methoden haben sich aus Ihrer Sicht nicht bewährt?

Hall: Quantitative vergangenheitsbezogene Methoden funktionieren in extremen Situationen - in denen sie besonders wichtig wären - selten. Besser ist es, die Risiken mit einem hohen qualitativen Verständnis für die Märkte zu managen.

Welche Trends in der Asset-Management-Industrie sehen Sie positiv, welche negativ?

Hall: Den Trend, dass – von einem niedrigen Niveau aus kommend – mehr Anleger die Attraktivität von Absolute-Return-Fonds erkennen, sehen wir positiv. Den Trend zu Mischfonds, der häufig damit verbunden ist, dass der Manager Alpha generiert beziehungsweise richtige Timing-Entscheidungen fällt, sehen wir kritisch.

Was hat sich in Ihrer Fondsbewertung durch das anhaltende Niedrigzinsumfeld geändert?

Hall: Im klassischen Rentenfonds-Segment ist es nun kaum noch möglich, die Fondskosten hereinzuholen, weshalb diesem Segment deutlich weniger Bedeutung und Zeit gewidmet wird. Das Absolute-Return-Segment hat durch das aktuelle Zinsumfeld noch einmal an Bedeutung gewonnen, da es die sinnvollste Möglichkeit ist, unabhängig vom Zins- und Marktumfeld auch mit konservativen Strategien noch einigermaßen attraktive Erträge zu erzielen.

Wie bewerten Sie den Erfolg der sogenannten Fondsboutiquen?

Hall: Der Erfolg einer Fondsboutique hängt maßgeblich von Erfolg des Managements, insbesondere des Fondsmanagements ab. Da viele sehr gute Fondsmanager eine eigene Boutique gegründet haben beziehungsweise sich einer Fondsboutique angeschossen haben, finden wir dort viele attraktive Investitionsgelegenheiten.

Ein weiterer Vorteil einer Fondsboutique ist, dass gute Fondsmanager bei einer Boutique häufig ein niedrigeres Volumen verwalten als bei großen Häusern und die Kapazität von Fonds häufiger begrenzt wird.

Ihre Meinung zur Diskussion aktive versus passive Investments?

Hall: In der Kurzform sind wir davon überzeugt, dass es mit einer sinnvollen Selektion aktiv verwalteter Fonds möglich ist, nach Kosten langfristig bessere Erträge zu erzielen als mit passiven Indexfonds. Den besten Beleg bietet unser Dachfonds Sauren Global Growth, der sich in 16 Jahren nach Kosten um über 60 Prozent besser entwickelt hat als das kostengünstigste globale passive Investment.

Unsere ausführliche Meinung können Sie im Kapitel „aktiv vs. passiv“ unseres Buchs „Das Sauren Fonds-Konzept“ auf unserer Internetseite www.sauren.de entnehmen.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen