Dividenden als Anleihe-Alternative Bessere Zinsen oder gefährliche Versuchung?

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Diese Zahlen sind jedoch mit Vorsicht zu genießen, denn die Entwicklung könnte schlicht den Umständen geschuldet sein: Noch in den 90er Jahren hat sich das Hochdividenden-Portfolio zunächst klar schwächer entwickelt, und erst während der Korrektur zwischen 2000 und 2003 sowie während der Rally im Vorfeld der Finanzkrise Überrenditen erwirtschaftet.

Vorteile hoher Dividenden keineswegs erwiesen

Aber wie sieht es mit der Vergleichsgröße, dem Gesamtmarkt, aus? Insgesamt ist es mit diesem Portfolio nur in geringem Umfang gelungen, den MSCI World Index über 25 Jahre zu schlagen. Während der MSCI World um 462 Prozent zulegte, waren es beim Hochdividendenportfolio 524 Prozent. Annualisiert erscheint der Unterschied kleiner: Gegenüber den 7,3 Prozent des Vergleichsportfolios hat die Benchmark immerhin 6,8 Prozent erwirtschaftet.

Investoren durften sich also mit Dividendentiteln zumindest keine Hoffnungen auf signifikante Überrenditen machen, zumal diese Zahlen verschleiern, dass die Wertentwicklung stark durch unregelmäßige Ereignisse wie Krisen oder Marktkorrekturen beeinflusst werden kann. Auch hier lohnt ein Blick auf die empirische Datenlage.

Denn interessanterweise entlarvt der Chart noch eine weitere Annahme als Mythos: Dividendentitel verhalten sich in Korrekturphasen keineswegs immer defensiver als andere Aktien. Diese Annahme bestätigt sich zwar zunächst mit Blick auf die Korrektur von September 2000 bis März 2003, während der der MSCI World mit -53,9 Prozent stärker verlor als das Hochdividendenportfolio, das nur um 28,8 Prozent nachgab.

Allerdings sind Dividendentitel während des zweiten großen Crashs in der untersuchten Periode – dem Absturz im Zuge der Finanzkrise zwischen 31.05.2007 und 27.02.2009 – deutlich stärker abgestürzt. In diesem Zeitraum verlor der MSCI World 48,6 Prozent an Wert – das Hochdividendenportfolio musste jedoch 63,5 Prozent Verluste hinnehmen.

Eine eindeutige Tendenz gibt es also nicht. Angesichts der Unmöglichkeit, Markterschütterungen wie diese vorauszusagen, sind zumindest Zweifel am vorteilhaften Renditeprofil von Dividendentiteln angebracht.

Risiken werden übersehen

Soweit zu Dichtung und Wahrheit. Es lässt sich nicht eindeutig beantworten, ob sich eine Fokussierung auf hohe Dividenden auszahlt. Investoren sollten sich also fragen, ob diese schwache Beweislage ausreicht, um eine grundsätzliche Bevorzugung zu rechtfertigen. Denn diese geht mit einigen Gefahren einher, die gerne übersehen werden. Diese lassen sich auf zwei Bereiche herunterbrechen.

Einerseits fehlt es den Unternehmen oft an Ertragskraft, um die hohen Auszahlungen dauerhaft aufrecht zu erhalten. Und andererseits verzichten Investoren, die sich zu stark auf Dividendenrenditen konzentrieren, im Gegenzug tendenziell auf die nötige Diversifikation im Portfolio.