Blick in den Maschinenraum So arbeiten Vermögensverwalter

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An der Oberfläche ist es also schön, feierlich und bunt. Doch beschreibt sie nur zu lückenhaft und zu verfärbt, was mit dem Geld wirklich passiert. Gehen wir also dorthin, wo das Marketing noch nicht ganz hinreicht: in den Maschinenraum der Vermögensverwalter. Dorthin, wo ein komplexer Prozess aus quantitativen und kognitiven Elementen, umgesetzt aus Kompetenzen und Erfahrungen, erstens fragt, wie die Welt aussieht, und zweitens, wie konkret daraufhin ein Portfolio konstruiert und gesteuert werden muss. Und aus den Antworten auf diese Fragen speist sich eine Fülle an Meinungen, Prozessen und Handhabungen.

Hinzu kommt ein Datenkranz aus der Durchmessung der einzelnen Portfolios, der präzise beschreibt, wie Meinung, Prozess und konkrete Anlagerichtlinien zusammenspielen (siehe private banking magazin 04/2018). Ausgestattet mit diesen Kenntnissen und Daten lassen sich aktuell einige Beobachtungen machen.

Verstärktes Auseinanderdriften

Während wir bei gleichen Anlagerichtlinien zwischen 2014 und 2017 bei den verschiedenen Vermögensverwaltern vergleichsweise geringe Unterschiede in den Risikoausrichtungen  messen  konnten,  haben sich diese seit dem ersten Quartal 2018 stark auseinanderentwickelt. Nicht nur die Marktauffassungen, sondern auch über die unterschiedlichen Investmentprozesse, drifteten die Vermögensverwalter in ihrem Risiko immer weiter auseinander.

Dort, wo das Risikomanagenent im Investmentprozess eher steigende Zyklik und zu hohe Bewertungsdaten anmahnt, ist schrittweise das Risiko reduziert worden. Dort, wo diese überprüfenden Prozessschritte nur symbolisch oder gar nicht stattfinden, hat man sich bis Jahresmitte 2018 durch die niedrige Volatilität in die Irre gemessen. Für die Daten-Nerds unter den Family Officern und Risikoberatern ist nicht zuletzt dadurch eine hoch spannende Phase angebrochen.

Performance- und Risikodifferenzen

Die vergangenen zwölf Monate haben gezeigt, dass Portfolios, die augenscheinlich in Aktienquote und regionaler Aufstellung ähnlich sind, stark abweichende Performances unter immensen Risiko-Unterschieden erzielt haben. Das hat viele Vermögensträger sehr überrascht. Wir messen, dass gerade bei Anleihe-Mandaten die größten Unterschiede zutage treten, wenn beispielsweise die Performance sehr eng mit dem Aktienmarkt korreliert und in Korrekturphasen hohe Verluste einfährt – obwohl der Investor eigentlich dann eine stabile Rentenseite erwartet.

Von außen sind die Gründe für die enge Anlehnung an den Aktienmarkt kaum sichtbar – und wir stellen auch nur vereinzelt fest, dass Vermögensverwalter dies thematisieren. Auf der Aktienseite erzeugen die gleichen Aktienquoten unglaublich hohe Performance-Unterschiede – je nach Gewichtung von Small Caps, Technologie-Aktien und der zyklischen Ausrichtung des Portfolios.