Anlagewelt aus den Fugen Welche Renditen noch realistisch sind

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Die Ursachen für die veränderte Welt sind nicht einfach auseinanderzudröseln. Bei näherem Hinsehen zeigt sich ein komplexes Gewirr aus Zinspolitik, Bevölkerung, Fortschritt, Investitionsverhalten und Politik. Oft sind Ursache und Wirkung nur schwer auseinanderzuhalten, auch wenn viele Experten behaupten, sie könnten es. Neue Theorien kommen auf, alte werden verworfen.

Immerhin gibt es ein paar sichere Anhaltspunkte. So haben Analysten der Fondsgesellschaft Invesco anhand von Daten aus acht Jahrhunderten einen direkten Zusammenhang zwischen Bevölkerungswachstum und Inflation festgestellt. Und zwischen Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum. Das ist auch nachvollziehbar: Wirtschaft ist nun mal die Summe aller handelnden Menschen. Und je mehr es von ihnen gibt, desto mehr Güter wollen sie kaufen und desto höher steigen deren Preise, zumindest solange die Produktion noch nicht hinterherkommt. Der Bevölkerungsboom lässt nun nach und damit auch der Nachfragedruck.

Hinzu kommt ein Sondereffekt durch Technik. Wollte sich jemand in den 90ern einen Fernseher kaufen, hatte er die Wahl zwischen Media-Markt, Saturn und vielleicht einem dritten Händler. Heute schaut er ins Internet und kann die Preise zwischen zig Anbietern vergleichen. Ein geradezu rabiater Konkurrenzkampf, der die Preise niedrig hält. Das wird wohl auch erst einmal so bleiben. Ein anderer Sondereffekt könnte dagegen für Auftrieb sorgen. Denn indem man Abfälle und ausgestoßenes Kohlendioxid demnächst mit einem Preis versieht, ändert sich die uralte betriebswirtschaftliche Regel der kostenlosen Ressourcen. Wünschenswert und zeitgemäß wäre es allemal.

Das sogenannte Potenzialwachstum ist eine schwer zu ermittelnde, aber durchaus interessante Zahl. Sie zeigt, wie stark die Wirtschaft wachsen könnte, wenn sie alle Möglichkeiten ausschöpfen würde. Für die USA zum Beispiel sinkt der Wert seit Jahrzehnten. Ein letztes Zwischenhoch erreichte er Ende 1999 bei 4,3 Prozent nach Inflation, also real. 2020 soll er bei 2,1 Prozent liegen.

Hier spielen neben der erwähnten Zahl der Menschen noch Dinge hinein wie das Investitionsverhalten und der Fortschritt, der sich in der Produktivität äußert. Die Produktivität drückt aus, wie viel Wirtschaftsleistung man aus Menschen, Material und Maschinen herausholen kann. Zumindest das könnte demnächst wieder kräftiger anziehen, schätzen Volkswirte. Sie hoffen dabei auf technische Errungenschaften wie Künstliche Intelligenz, Roboter und Digitalisierung.