Die 7-Prozent-Aktienprognose von Reinhard Pfingsten setzt sich aus dem vermuteten Nominalwachstum, das ja die Inflation und demografische Trends mitenthält, und der Produktivität zusammen. Die Dividendenrendite unterstellt er mit 2,5 Prozent, sie ist in der Gesamtannahme schon enthalten.
Damit haben sich Aktien als Einkommensquelle dauerhaft über dem Niveau von Anleihen festgebissen. Und bei denen sieht die Lage trostlos aus. Ein Viertel aller Anleihen weltweit bringt ein garantiertes Minus, wenn man sie kauft und bis zum Laufzeitende hält. Notenbanken kaufen – wieder – unverdrossen Anleihen und drücken damit den risikofreien Zins unter null. Und der ist ja der Anker für jede Rendite- und Investmentkalkulation. Anleger weichen aus und gehen höhere Ausfallrisiken ein, um überhaupt noch ein Plus einzufahren.
Ulrich Voss sieht das skeptisch. „Obwohl ich bei Hochzinsanleihen in Relation zum risikolosen Zins einen Spread bekomme, ist meine absolute Vergütung nicht unbedingt dem Risiko angemessen, wenn man historische Verläufe und Ausfallquoten zugrunde legt“, so der Leiter Kapitalmarkt beim Tresono Family Office.
Langfristige Prognosen sind bei Anleihen einfacher als bei Aktien. Schließlich gibt es feste Laufzeiten, Zinskupons und Rückzahlbeträge, aus denen sich Renditen errechnen lassen. Ungünstig ist nur, wenn die Kurse wie im Jahr 2019 steigen. Dann trügt der Schein der hohen Gewinne, denn Kursgewinne bei Anleihen gehen immer auf Kosten der restlichen Rendite. Bei der Bethmann Bank hat man die Prognose für die kommenden zehn Jahre auf 0,1 Prozent pro Jahr gesenkt. Für in US-Dollar ausgegebene Schwellenländeranleihen erwartet Reinhard Pfingsten immerhin 4,2 Prozent – wovon man die Kosten für einen eventuell gesicherten Wechselkurs abziehen muss – und für Hochzinsanleihen 0,8 Prozent. Was die Bezeichnung Hochzins wieder relativiert.
