private banking magazin: Es gibt 4,3 Milliarden Lego-Figuren und allein in Deutschland kommen elf der 20 beliebtesten Spielzeuge von Ihrem Arbeitgeber. Wie bewusst müssen sie das Familienvermögen verwalten, wissend drum, dass die Nachfrage nach den Steinchen größtenteils aus Kinderzimmern kommt?
Patrick Tarakdijan: Dieser Tatsache sind wir uns sehr bewusst. Wer sein Geld mit Spielsachen verdient, muss in der Vermögensverwaltung sehr verantwortungsvoll handeln. Dazu haben wir uns verpflichtet. Wir haben natürlich eine kategorische Ausschlussliste. Unternehmen, die auch nur teilweise ihr Geld zum Beispiel mit Waffengeschäften verdienen kaufen wir nicht. Ebenso wenig Hersteller von hochprozentigem Alkohol.
private banking magazin: So scharfe Trennlinien lassen sich nicht immer ziehen.
Tarakdijan: Das ist richtig. Die Einschätzungen sind mitunter sehr komplex. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Wir haben uns schon vor einiger Zeit dazu entschlossen, keine Aktien von Nahrungsmittelkonzernen oder Schokoladenherstellern zu kaufen, die ihren Kakao aus der Elfenbeinküste beziehen. Dort ist es schwierig, dass nicht Kinder als Erntehelfer arbeiten und das lehnen wir ab. Daher kaufen wir nur Unternehmen, die mehrheitlich ihren Kakao aus Ghana beziehen. Der ist etwas teuer aber dafür zertifiziert. Nun findet allerdings ein reger Schmuggel des Kakaos von der Elfenbeinküste gen Ghana statt. Ich bin da ganz ehrlich: Ich kann nicht zu 100 Prozent ausschließen, dass Unternehmen, in die wir investieren wirklich sauberen Kakao aus Ghana beziehen.
private banking magazin: Liegen Sie auch mal völlig daneben?
Tarakdijan: Das ist nicht auszuschließen. Es gibt sehr viele Grautöne in diesem Bereich. Nicht nur schwarz und weiß. Sieben Milliarden Menschen müssen ernährt werden. Das ist ein Problem, das gelöst werden muss. Ich habe beispielsweise Aktien des Kunstdüngerherstellers Potash. Der fördert nun einmal Dünger von in Konflikten involvierten Ländern. Ich bin nicht glücklich mit dem Investment.
private banking magazin: Was werden Sie tun?
Tarakdijan: Bei Erreichen des Einstandspreises veräußern wir die Aktien.
private banking magazin: Wie lassen Sie sich bei dieser Arbeit unterstützen?
Tarakdijan: Wir arbeiten sehr eng mit einigen Firmen zusammen, die ein unabhängiges Research- und Service für nachhaltige Investments anbieten. Jährlich gibt es ein Screening des Portfolios und mitunter sind wir dann verpflichtet, Anpassungen vorzunehmen.
private banking magazin: Nun haftet einem nachhaltigen Investmentansatz immer noch dieser Öko-Aspekt an. Wäre es nicht deutlich sinnvoller eine Nachhaltigkeitsanalyse dort stattfinden zu lassen, wo sie hingehört – im Risikomanagement?
Tarakdijan: Vollkommen richtig. Dahingehend findet auch derzeit ein Umdenken statt. Zumindest in der Verwaltung von sehr großen Vermögen. Wir sind uns da auch ganz bewusst, dass wir eine Vorreiterrolle übernehmen müssen. Diese Rolle übernehmen auch immer mehr Unternehmen. Das fängt im Kleinen an, etwa über ein Fuhrparkmanagement, bis hin zum Statement des Vorstandvorsitzenden, etwa bei Rio Tinto, der sich zu Umweltstandards bekennt. Das begrüße ich, weil die Verantwortung dann auf höchster Ebene angesiedelt ist.
private banking magazin: Begrüßen Sie den Ansatz einzelner Fondsgesellschaften verstärkt mit Nachhaltigkeits-Fonds auf den Markt zu kommen?
Tarakdijan: Natürlich. Was soll daran schlecht sein? Es muss im Management nur konsequent umgesetzt werden. Ich erinnere mich an ein Gespräch mit dem Vorstand einer Fondsgesellschaft. Die ist führend auf diesem Gebiet, kaufte allerdings auch Unternehmen, die im Ethanolgeschäft tätig sind. Das ist nicht sehr nachhaltig.
private banking magazin: Nun gibt es auch den ganz normalen Wahnsinn im Alltag: Saisongemüse oder exotische Früchte gibt es das ganze Jahr über.
Tarakdijan: Das ist die Schattenseite des Wohlstands. Ich hatte als Student die Gelegenheit auf Mangoplantagen in Haiti und Shrimps-Farmen in Ecuador arbeiten zu dürfen, oder beim Aufbau solcher mitzuarbeiten. Seitdem habe ich eine gewisse Demut gelernt. Ich brauche nicht alles zu jeder Zeit. Diese Demutshaltung setzte ich auch im Geschäft um. Es ist mitunter trotzdem verrückt. Ich habe mal in Zürich ein Wassereis von einem großen Hersteller gekauft: hergestellt außerhalb Europas. Das ist doch Wahnsinn. Eis eines Schweizer Unternehmens kommt aus weiter Ferne. Es läge an dem technologischen Fortschritt in der Produktion. Blödsinn.
private banking magazin: Sie arbeiten seit 20 Jahren nach einem nachhaltigen Ansatz. Wie ist die Gemütslage?
Tarakdijan: Ich bin Realist und gerne auch Optimist. Aber gleichzeitig auch leicht resigniert. Wir sind nicht viel weiter als vor 20 Jahren. Man hätte es doch damals schon in der Hand gehabt. Ich bin in den 80ern durch die USA gereist, mit einem Wagen, der 5,5 Liter verbraucht. Heute bestimmt wieder dieser „nice way of american living“ den Zeitgeist. Damit kann ich nichts anfangen.
private banking magazin: Sieht das Ihr Arbeitgeber ähnlich?
Tarakdijan: Ich habe das Glück, für junge Unternehmer zu arbeiten. Und die beschäftigt es sehr wohl, wie sinnvoll ihr Geld investiert wird.
private banking magazin: Die vergangenen Aktienjahre waren nicht leicht.
Tarakdijan: Es war Wahnsinn. Letztes Jahr konnte man teilweise nur noch die Augen schließen. Auch heute ist der Druck enorm. Aber ich bin auch ganz ehrlich. Ich weiß nicht, was noch passieren wird. Ich muss aber daher auch nicht jeden zeitgeistigen Trend mitmachen. Viele reden von Absolute Return und Sachwerten. Ich weiß nicht, ob das derzeit der Königsweg ist. Ich weiß jedoch, dass zum Portfoliomanagement auch eine große Sequenz Glück gehört.
private banking magazin: Sie haben unter anderem für große Banken gearbeitet. Könnten Sie ihren jetzigen Job auch dort erledigen?
Tarakdijan: Nein, das können Sie vergessen. Da wird oft in der Research-Abteilung entschieden, welche Werte auf die Empfehlungslisten kommen, diese Liste gilt dann für alle Kunden, egal in welchem Bereich der Alterspyramide sich der Kunde befindet.
Patrick Tarakdijan: Dieser Tatsache sind wir uns sehr bewusst. Wer sein Geld mit Spielsachen verdient, muss in der Vermögensverwaltung sehr verantwortungsvoll handeln. Dazu haben wir uns verpflichtet. Wir haben natürlich eine kategorische Ausschlussliste. Unternehmen, die auch nur teilweise ihr Geld zum Beispiel mit Waffengeschäften verdienen kaufen wir nicht. Ebenso wenig Hersteller von hochprozentigem Alkohol.
private banking magazin: So scharfe Trennlinien lassen sich nicht immer ziehen.
Tarakdijan: Das ist richtig. Die Einschätzungen sind mitunter sehr komplex. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Wir haben uns schon vor einiger Zeit dazu entschlossen, keine Aktien von Nahrungsmittelkonzernen oder Schokoladenherstellern zu kaufen, die ihren Kakao aus der Elfenbeinküste beziehen. Dort ist es schwierig, dass nicht Kinder als Erntehelfer arbeiten und das lehnen wir ab. Daher kaufen wir nur Unternehmen, die mehrheitlich ihren Kakao aus Ghana beziehen. Der ist etwas teuer aber dafür zertifiziert. Nun findet allerdings ein reger Schmuggel des Kakaos von der Elfenbeinküste gen Ghana statt. Ich bin da ganz ehrlich: Ich kann nicht zu 100 Prozent ausschließen, dass Unternehmen, in die wir investieren wirklich sauberen Kakao aus Ghana beziehen.
private banking magazin: Liegen Sie auch mal völlig daneben?
Tarakdijan: Das ist nicht auszuschließen. Es gibt sehr viele Grautöne in diesem Bereich. Nicht nur schwarz und weiß. Sieben Milliarden Menschen müssen ernährt werden. Das ist ein Problem, das gelöst werden muss. Ich habe beispielsweise Aktien des Kunstdüngerherstellers Potash. Der fördert nun einmal Dünger von in Konflikten involvierten Ländern. Ich bin nicht glücklich mit dem Investment.
private banking magazin: Was werden Sie tun?
Tarakdijan: Bei Erreichen des Einstandspreises veräußern wir die Aktien.
private banking magazin: Wie lassen Sie sich bei dieser Arbeit unterstützen?
Tarakdijan: Wir arbeiten sehr eng mit einigen Firmen zusammen, die ein unabhängiges Research- und Service für nachhaltige Investments anbieten. Jährlich gibt es ein Screening des Portfolios und mitunter sind wir dann verpflichtet, Anpassungen vorzunehmen.
private banking magazin: Nun haftet einem nachhaltigen Investmentansatz immer noch dieser Öko-Aspekt an. Wäre es nicht deutlich sinnvoller eine Nachhaltigkeitsanalyse dort stattfinden zu lassen, wo sie hingehört – im Risikomanagement?
Tarakdijan: Vollkommen richtig. Dahingehend findet auch derzeit ein Umdenken statt. Zumindest in der Verwaltung von sehr großen Vermögen. Wir sind uns da auch ganz bewusst, dass wir eine Vorreiterrolle übernehmen müssen. Diese Rolle übernehmen auch immer mehr Unternehmen. Das fängt im Kleinen an, etwa über ein Fuhrparkmanagement, bis hin zum Statement des Vorstandvorsitzenden, etwa bei Rio Tinto, der sich zu Umweltstandards bekennt. Das begrüße ich, weil die Verantwortung dann auf höchster Ebene angesiedelt ist.
private banking magazin: Begrüßen Sie den Ansatz einzelner Fondsgesellschaften verstärkt mit Nachhaltigkeits-Fonds auf den Markt zu kommen?
Tarakdijan: Natürlich. Was soll daran schlecht sein? Es muss im Management nur konsequent umgesetzt werden. Ich erinnere mich an ein Gespräch mit dem Vorstand einer Fondsgesellschaft. Die ist führend auf diesem Gebiet, kaufte allerdings auch Unternehmen, die im Ethanolgeschäft tätig sind. Das ist nicht sehr nachhaltig.
private banking magazin: Nun gibt es auch den ganz normalen Wahnsinn im Alltag: Saisongemüse oder exotische Früchte gibt es das ganze Jahr über.
Tarakdijan: Das ist die Schattenseite des Wohlstands. Ich hatte als Student die Gelegenheit auf Mangoplantagen in Haiti und Shrimps-Farmen in Ecuador arbeiten zu dürfen, oder beim Aufbau solcher mitzuarbeiten. Seitdem habe ich eine gewisse Demut gelernt. Ich brauche nicht alles zu jeder Zeit. Diese Demutshaltung setzte ich auch im Geschäft um. Es ist mitunter trotzdem verrückt. Ich habe mal in Zürich ein Wassereis von einem großen Hersteller gekauft: hergestellt außerhalb Europas. Das ist doch Wahnsinn. Eis eines Schweizer Unternehmens kommt aus weiter Ferne. Es läge an dem technologischen Fortschritt in der Produktion. Blödsinn.
private banking magazin: Sie arbeiten seit 20 Jahren nach einem nachhaltigen Ansatz. Wie ist die Gemütslage?
Tarakdijan: Ich bin Realist und gerne auch Optimist. Aber gleichzeitig auch leicht resigniert. Wir sind nicht viel weiter als vor 20 Jahren. Man hätte es doch damals schon in der Hand gehabt. Ich bin in den 80ern durch die USA gereist, mit einem Wagen, der 5,5 Liter verbraucht. Heute bestimmt wieder dieser „nice way of american living“ den Zeitgeist. Damit kann ich nichts anfangen.
private banking magazin: Sieht das Ihr Arbeitgeber ähnlich?
Tarakdijan: Ich habe das Glück, für junge Unternehmer zu arbeiten. Und die beschäftigt es sehr wohl, wie sinnvoll ihr Geld investiert wird.
private banking magazin: Die vergangenen Aktienjahre waren nicht leicht.
Tarakdijan: Es war Wahnsinn. Letztes Jahr konnte man teilweise nur noch die Augen schließen. Auch heute ist der Druck enorm. Aber ich bin auch ganz ehrlich. Ich weiß nicht, was noch passieren wird. Ich muss aber daher auch nicht jeden zeitgeistigen Trend mitmachen. Viele reden von Absolute Return und Sachwerten. Ich weiß nicht, ob das derzeit der Königsweg ist. Ich weiß jedoch, dass zum Portfoliomanagement auch eine große Sequenz Glück gehört.
private banking magazin: Sie haben unter anderem für große Banken gearbeitet. Könnten Sie ihren jetzigen Job auch dort erledigen?
Tarakdijan: Nein, das können Sie vergessen. Da wird oft in der Research-Abteilung entschieden, welche Werte auf die Empfehlungslisten kommen, diese Liste gilt dann für alle Kunden, egal in welchem Bereich der Alterspyramide sich der Kunde befindet.