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Wachstums-Champions China, Indien und Vietnam Warum Konjunkturentwicklung und Börsen-Story nicht Hand in Hand gehen

Antti Raappana, Portfoliomanager bei Danske Invest

Antti Raappana, Portfoliomanager bei Danske Invest

Indien: rasant steigender Binnenkonsum

Dem Internationalen Währungsfonds (IWF) zufolge wird Indien in diesem Jahr nicht nur die am schnellsten wachsende Marktwirtschaft der größeren Schwellenländer sein. Mehr noch: Der asiatische Subkontinent ist sogar die am dynamischsten expandierende Wirtschaft weltweit. Der IWF rechnet damit, dass das reale Bruttoinlandsprodukt sowohl in diesem Jahr als auch 2017 um 7,5 Prozent zulegen wird. Vor allem strukturelle Faktoren wie eine kräftig steigende inländische Nachfrage, ein stark wachsender Arbeitsmarkt und sehr viele und zudem junge Arbeitskräfte treiben das Wachstum voran.

Wenn man nach Indien kommt, sieht man sofort, dass es praktisch nach allem eine rege Nachfrage gibt. Es besteht ein erheblicher Nachholbedarf an Investitionen in die Infrastruktur, und besonders die von der Verbrauchernachfrage abhängigen Bereiche sowie der Dienstleistungssektor können kräftige Zuwächse verzeichnen. Und künftig werden auch im Agrarsegment größere Ausweitungen erwartet. Aufgrund des Wirtschaftswachstums gelangt ein bedeutender Teil der ärmeren Bevölkerungsschichten nun auf den Arbeitsmarkt und erhält dadurch Geld – dies treibt den Verbrauch an.

Seit 2013 hat sich die indische Handelsbilanz deutlich verbessert, heute ist sie bereits nahezu ausgeglichen. Für die nächste Zukunft ist damit zu rechnen, dass diese Entwicklung weiterläuft. Die indische Regierung unternimmt große Anstrengungen, um restriktive Vorschriften und Bürokratie zu beseitigen, die die Tätigkeit der Unternehmen in Indien behindern. Es ist sehr wichtig, solche Handelshindernisse auszuräumen. Dies wird zwar kurzfristig noch keine großen Ergebnisse bringen, aber längerfristig sind wir von den äußerst positiven Auswirkungen dieser Maßnahmen überzeugt.

Während die indische Wirtschaft boomt, hinkt der wichtigste Aktienindex des Landes, der MSCI India, der Entwicklung des MSCI Emerging Markets jedoch noch hinterher. Der MSCI Emerging Markets ist seit Anfang dieses Jahres um 11 Prozent gestiegen, der MSCI India hingegen nur um 6 Prozent.

China: kein nachhaltiges Wachstum durch Anreize

Dem Reich der Mitte ist es gelungen, die Wachstumsdynamik von Antrieb durch Investitionen auf Antrieb durch Konsum umzustellen. Der IWF erwartet in diesem Jahr für China ein Wirtschaftswachstum von etwa 6,5 Prozent, das 2017 auf etwa 6,2 Prozent zurückgeht.

Die Entwicklung wird in letzter Zeit, wie in Indien, durch eine kräftige Steigerung des Konsums vorangetrieben. Aber der grundlegende Unterschied besteht darin, dass das hohe Wirtschaftswachstum in China weiterhin maßgeblich von Investitionen abhängt, die aufgrund finanzpolitischer Anreize der Regierung geschaffen werden. Die chinesische Regierung hat Initiativen gestartet, die insbesondere den Immobilienmarkt und öffentliche Investitionen in die Infrastruktur anregen sollen. Diese kreditpolitischen Maßnahmen sind den Banken des Landes, die dem Staat selbst gehören, zugutegekommen.

Aber diese Zuwachsraten sind nicht nachhaltig und werden sinken. Die große Frage ist, wie schnell und wann.

Während das chinesische Wirtschaftswachstum nach wie vor stark ist, zeigt der Aktienmarkt ein anderes Bild: Der MSCI China ist seit Anfang dieses Jahres um 0,1 Prozent gefallen, während der MSCI Emerging Markets um 11 Prozent zugelegt hat.

Vietnam: Profiteur von ausländischen Investitionen

Vietnam hat ein kräftiges Wirtschaftswachstum verzeichnet – wenn auch von einem niedrigeren Ausgangspunkt als Indien.

In der letzten Zeit ist es Vietnam gelungen, viele Direktinvestitionen aus dem Ausland zu erhalten. Sie stammen vor allem aus Korea, China, Japan und Indonesien. Die Wirtschaft profitiert von diesen ausländischen Mittelzuflüssen, die vor allem bei der Industrieproduktion, dem Arbeitsmarkt und dem Privatverbrauch für Zuwächse gesorgt haben.

Der IWF rechnet damit, dass die Wirtschaft des Landes sowohl in diesem Jahr als auch 2017 um 6,3 Prozent zulegt. Andererseits ist der tonangebende Aktienindex des Landes, der MSCI Vietnam, seit Beginn des Jahres um 4 Prozent gefallen und somit deutlich schwächer als der Gesamtindex für die Emerging Markets.

Der Vergleich zwischen Konjunkturentwicklung und Börse zeigt: Das Wirtschaftswachstum ist nur eine Seite der Medaille – der Aktienmarkt ist etwas ganz Anderes. Im nächsten Teil seiner Analyse wird Antti Raappana daher das Augenmerk auf drei Staaten richten, die zuletzt starke Zuwächse auf dem Börsenparkett verzeichneten. Mehr dazu folgt in Kürze.

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