Anlagenotstand Studie: Stiftungen wollen mehr Immobilien kaufen

Die Marktstudie hat Famos Immobilien, ein Multi Family Office für Immobilienvermögen, in Auftrag gegeben. Sie informiert über das Investitionsverhalten deutscher Stiftungen auf dem Immobilienmarkt. Fast 50 Stiftungen hat das Frankfurter Beratungsunternehmen Family Office Consulting im Auftrag von Famos Immobilien befragt, je zur Hälfte Familienstiftungen und gemeinnützige Stiftungen. Die Stiftungen verwalten im Schnitt ein Vermögen von rund 170 Millionen Euro.

Insgesamt 70 Prozent der Stiftungen bewerten in der Studie Immobilienanlagen als attraktiv. Dabei gilt: Familienstiftungen sind eher für Immobilien zu begeistern als gemeinnützige Stiftungen, und je größer das verwaltete Vermögen, desto höher die Bereitschaft, sich für Immobilienanlagen zu öffnen.

90 Prozent Direktinvestments

Die Familienstiftungen haben laut Studie bereits rund 42 Prozent ihres Vermögens in Immobilienanlagen investiert, 90 Prozent davon direkt. Die Immobilienanlagen haben damit eine fast doppelt so hohe Bedeutung wie Renten, Geldmarkt- oder andere Cash-Produkte. Etwas anders ist das Bild bei den gemeinnützigen Stiftungen: Dort ist bislang rund ein Drittel des Kapitalstocks in Immobilienanlagen gebunden, und die Immobilieninvestitionen sind fast gleichmäßig auf direkte und indirekte Investitionen verteilt.

Die Famos-Studie schlüsselt die Immobilieninvestments der Stiftungen weiter auf und zeigt, dass die Familienstiftungen vor allem im Segment der Wohnimmobilien engagiert sind ¬– diese machen 56 Prozent des Portfolios bei Immobilienanlagen aus. Auch gemeinnützige Stiftungen ziehen Wohnimmobilien vor, investieren im Gegensatz zu Familienstiftungen aber auch stärker in Gewerbeimmobilien.

Deutschland steht im Fokus

Für alle Stiftungen gilt: Es gibt eine klare Fokussierung auf den deutschen Immobilienmarkt, und auch im Immobiliensektor handeln die Stiftungen risikoavers, indem sie bereits fertiggestellte Core-Immobilien bevorzugen. Oberstes Ziel der Immobilienanlagen der Stiftungen ist der Inflationsschutz, den 70 Prozent der befragten Stiftungen nannten, gefolgt von „laufende Cash Flows", „Optimierung der Portfoliorendite" und „Nachhaltigkeit". Diese Kriterien wurden von zwei Dritteln der Stiftungen genannt.

Über die Anlagen entscheidet in den meisten Fällen (96 Prozent) der Stiftungsvorstand, angestellte Mitarbeiter der Stiftung oder externe Experten werden nach eigenen Angaben nur sporadisch einbezogen. 62 Prozent der Stiftungen vertrauen bei ihren Immobilieninvestments auf eine eigenständige Strategie, die sie für diese Asset-Klasse ausgearbeitet haben, und knapp über die Hälfte (53 Prozent) der teilnehmenden Stiftungen betreut ihr Immobilienvermögen selbst.

Die meisten legen selbst an

Nur 18 Prozent der Stiftungen haben sich für eine reine Fremdbetreuung entschieden, der Rest lässt sich von Fall zu Fall von externen Dienstleistern beraten.  Und da scheint die Not groß: Nur 38 Prozent der Stiftungen bejahen die Aussage „Unser Immobilienvermögen wird genau so professionell gemanagt wie unser Wertpapierportfolio“, und nicht einmal die Hälfte der mit externen Immobiliendienstleistern zusammenarbeitenden Stiftungen würde diese Dienstleister weiterempfehlen.

Auf der Grundlage der Studienergebnisse sagt Famos-Geschäftsführer Reimund Schulz: „Die Immobilieninvestitionen der Stiftungen werden zunehmen, was wir kurzfristig vor allem bei den direkten Investitionen sehen werden. Familienstiftungen werden weiterhin stark in Wohnimmobilien investieren, sich aber auch verstärkt nach Immobilien mit Mischnutzungen umsehen und Investitionen im Segment der Büroimmobilien und der Pflegeimmobilien tätigen.“

Schulz tippt darauf, dass sich Stiftungen und Immobilienmarkt weiter aufeinander zubewegen werden: „Hier sind die Marktteilnehmer aufgerufen, die richtigen Konzepte zu erstellen, denn Stiftungen – gerade die gemeinwohlorientierten – haben besondere Ansprüche an Risikobewertung, Nachhaltigkeit und Anlageperspektive.“

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