Dax und Co. So steht es um die Aktien

Georg Graf von Wallwitz, Fondsmanager der Phaidros Funds und Geschäftsführer des Eyb & Wallwitz Vermögensmanagement

Georg Graf von Wallwitz, Fondsmanager der Phaidros Funds und Geschäftsführer des Eyb & Wallwitz Vermögensmanagement

Obwohl die Kosmologie schon lange keine philosophische Disziplin mehr ist, sondern spätestens seit Newton (der einige ganz lausige philosophische Auffassungen vertrat) ganz den Physikern überlassen wurde, ist dort keine Ruhe eingekehrt.

Im Gegenteil, alle paar Jahre ändert sich die Mehrheitsmeinung über das Woher, das Wohin und den aktuellen den Zustand unserer Welt, was beim interessierten Laien die Vermutung nahe legt, dass es sich bei der Physik um eine nicht weniger spekulative Wissenschaft handelt als bei der Philosophie – nur die Vermarktung ist professioneller.

Der Physiker kann seine Meinung – sehr zum Neid der Philosophen – mit bunten Formeln ausrechnen und mathematisch begründen und hat dadurch einen unbestreitbaren Vorsprung an Seriosität.

Und so müssen wir auch die neueste Wendung in der Kosmologie äußerst ernst nehmen, wonach das Universum weder still steht (steady state), noch sich einfach nur ausweitet, sondern sich sogar dynamisch ausdehnt.

Diese Ausdehnung verdankt sich dem Einfluss einer bemerkenswerten Energie, welche den bislang für leer gehaltenen Raum in jeder seiner Ecken erfüllt, mit jeder Ausdehnung mehr wird und so für eine immer schnellere Ausdehnung sorgt. Der Raum dehnt sich und schafft sich selbst jene neue Energie, welche das Auseinanderdriften ehedem guter kosmischer Nachbarschaften forciert.

Die neueste Kosmologie kennt damit auch keinen leeren Raum mehr, sondern nur noch energiegeladene Existenz. Nicht nur aus philosophischer, sondern auch aus ökonomischer Perspektive können wir die Ausführungen der Physiker nur mit blankem Neid verfolgen.

Wachstum, welches sich selbst nicht nur füttert und erhält, sondern auch beschleunigt, wäre genau die Lösung aller irdisch-ökonomischer Probleme, welche die Welt derzeit plagen. Die globale (im Sinne von: irdische) Ökonomie kämpft ja mit nichts so sehr wie mit der Stagnation, ihr ist der Schwung abhandengekommen.

Die Leerstellen, die sie produziert, füllen sich derzeit nicht mit Energie (im wirtschaftlichen Kontext nimmt die Innovation diese Stelle ein), sondern sie bleiben leer, öde, dumpf. Die Beinahe-Zusammenbrüche von 2008 und 2011/12 haben nicht Mut gemacht, sondern Ratlosigkeit verbreitet.

Auch wenn das Ganze stagniert, so bewegen sich doch die Teile. Bleibt der Kuchen gleich groß, so muss der eine verlieren, was der andere gewinnt. Und um eher auf der Seite der Kuchengewinner zu stehen, ist der Blick auf die Geschäftsmodelle entscheidend. Nicht jede Firma sieht in einer solchen Marktphase gleich gut aus.

Einen Hinweis auf das, was heute noch funktioniert, gibt ein Vergleich zwischen dem deutschen, französischen und italienischen Aktienmarkt. Der unten stehenden Grafik lässt sich entnehmen, wie die drei entsprechenden Aktienindizes in den letzten Jahren gelaufen sind.



Lange Zeit haben sie sich etwa parallel bewegt, ähnlich wie der Entwicklung ihrer Volkswirtschaften. Seit dem Jahr 2009 gibt es aber eine deutliche Differenz. Während die Aktien sich in Italien kaum bewegt haben, sahen die Märkte in Deutschland und Frankreich eine satte Aufwärtsbewegung.

Sieht man sich nur die volkswirtschaftlichen Daten an, so müsste sich die Börse in Paris eher so bewegen wie die Mailänder als wie die Frankfurter Börse. Denn Frankreich stagniert etwa genauso wie Italien. Der Unterschied liegt in der Struktur der Aktienindizes.

Während in Mailand kaum noch Firmen notiert sind, die für den Weltmarkt produzieren, finden sich in Paris einige Global Player: Total, L’Oreal, LVMH, Danone, Airbus, Air Liquide, Axa, Sanofi, Michelin … um nur einige zu nennen.

Die Gewinne dieser Firmen hängen weit mehr an der Entwicklung der Weltkonjunktur als am französischen Markt. Daher sind sie weit weniger betroffen von der Malaise daheim.

Daraus lässt sich folgern, dass es normalerweise eine gute Idee ist, in Ländern zu investieren, in denen es einen funktionierenden Rechtsstaat gibt und marktwirtschaftliche Prinzipien. Wenig Korruption, einen effizienten Staat und eine gut ausgebildete Bevölkerung.

Nur in solchen Ländern hat der Aktionär eine reelle Chance, dass Firmen Geld erwirtschaften, welches auch bei den Eigentümern ankommt. Das engt das Universum, in welchem Investitionen dauerhaft sinnvoll sind, deutlich ein.

Ob das Geschäftsmodell nicht nur eines Landes, sondern auch einer Firma in Zukunft funktioniert, weiß man vorher nie, es kann immer etwas dazwischen kommen. Einem Unternehmen kann Konkurrenz erwachsen, es kann das Produkt obsolet werden, es kann das Management beschließen, das Unternehmen in einen Weltkonzern zu wandeln.