Dax und Co. So steht es um die Aktien

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Ein Blick in die Vergangenheit


Aber der Blick in die Vergangenheit ist ein gewisser Indikator, ob das Unternehmen wenigstens bislang funktioniert hat – und dann kann man sich überlegen, ob man die Zukunftsaussichten für ähnlich rosig hält. Der Dax hat in den letzten 20 Jahren – ein in kosmischen Dimensionen kurzer, für unsere Zwecke aber hinreichender Zeitraum – um 7,3 Prozent pro Jahr zugelegt.

Damit hat er ein gutes Stück schlechter abgeschnitten als MDax (9,8 Prozent pro Jahr.) und Dow Jones (8,9 Prozent pro Jahr). In diesen Jahren haben ihn einige Mitglieder viel Kraft und Performance gekostet, wie etwa Epcos, Karstadt oder die Commerzbank.

Der MDax hat es insofern besser, als die Titel, die sich besonders stark entwickeln (und denen dann oft die Luft ausgeht), an den Dax weiter gereicht und ausgetauscht werden gegen Titel, die sich besonders schlecht entwickelt haben (und oft, wie zuletzt die Metro, viel Potenzial nach oben haben).

Der Dow Jones profitiert durch seinen Gewichtungsmechanismus von einem ähnlichen Effekt. Sehen wir uns den Dax an, so fällt auf, dass die Finanzwerte keine guten Investitionen waren. Die Commerzbank hat in den letzten 20 Jahren -8,3 Prozent pro Jahr verloren.

Die Deutsche Bank konnte lediglich um 2,9 Prozent pro Jahr zulegen, die Allianz um 3,0 pro Jahr. Das ist weniger als zweijährige Bundesanleihen im selben Zeitraum gebracht haben. Lediglich die Münchener Rück sieht etwas besser aus, mit 6,8 Prozent pro Jahr.

Bei den Finanztiteln liegt die Vermutung nahe, dass das Geschäftsmodell eher schwierig ist. Die Versorger haben ebenfalls schlecht abgeschlossen, RWE kommt nur auf 4,5 Prozent im Jahr. Die Baubranche war ebenfalls schwierig: Hochtief hat über 20 Jahre klägliche 3,4 Prozent im Jahr abgeworfen, Bilfinger immerhin 7,0 Prozent.

Besser als der Dax war hier aber niemand. Kapitalintensive Unternehmen wie Thyssen (später: Thyssenkrupp) und Lufthansa (immerhin 6,8 Prozent pro Jahr) konnten auch nicht richtig Freude machen. Das Geschäftsmodell von Daimler (mal „Weltkonzern“, mal auch „integrierter Technologiekonzern“ genannt) war ebenfalls fast nur für das Management lukrativ, während die Aktionäre weitgehend leer ausgingen.

Gut haben sich die anderen Autotitel geschlagen, auch wenn der größte Teil der guten Wertentwicklung (um 12 Prozent pro Jahr) aus den letzten vier Jahren stammt. Siemens war sehr volatil, hat aber immerhin 9,2 Prozent pro Jahr abgeworfen.

Worin das Geschäftsmodell von Siemens besteht, lässt sich aber nicht leicht sagen, in den letzten 20 Jahren hat der Konzern viel versucht und viel wieder sein gelassen.

Interessant sind Unternehmen, die sowohl ein erkennbares Geschäftsmodell, als auch attraktive Renditen für die Aktionäre produziert haben. Henkel macht Kleber (Pritt) und Waschmittel (Persil und Schwarzkopf), was jeder versteht. Und die Aktie hat über 20 Jahre 13,9 Prozent im Jahr zugelegt.

Oder BASF, das sich bemüht, der größte und damit effizienteste und kostengünstigste Chemiekonzern der Welt zu sein. Die Aktie hat um 17,3 Prozent im Jahr zugelegt. Bayer, das lange nicht wusste, ob es eher ein Chemie-, oder eher ein Pharmaunternehmen ist, hat es immerhin noch auf 13,2 Prozent pro Jahr gebracht.

Das sind die Titel, die dem Dax zu seiner leidlichen Wertentwicklung verholfen haben. Das ganze lässt sich weiterspinnen. Hugo Boss (ebenfalls ein eindeutiges Geschäftsmodell, überschaubare Kapitalintensität und keine Selbstbedienung für das Management) hat über 20 Jahre 23,7 Prozent pro Jahr gebracht.

Amazon (dito) 39 Prozent im Jahr seit dem Börsengang (allerdings nur 11 Prozent pro Jahr seit der Jahrtausendwende). Nestle (+12,7 Prozent pro Jahr) und Roche (+10,8 Prozent im Jahr) sind ebenfalls hervorragend gelaufen. Der Blick in die Vergangenheit reicht natürlich nicht, um für die Zukunft trittsicher zu sein.

Aber etwas wird deutlich: Es sind weniger die glamourösen Unternehmen (Allianz, Daimler, Deutsche Bank), die dem Aktionär etwas bringen, sondern vielmehr diejenigen, die nicht mehr sein wollen, als sie sind.

Es hilft eine marktbeherrschende Stellung, welche die Konkurrenz klein hält (BASF, Henkel, Amazon); solides Management; Unabhängigkeit von staatlicher Regulierung (soweit das möglich ist – die Versorger jedenfalls büßen derzeit ihre Staatsnähe); und Teilhabe an der Entwicklung der Weltkonjunktur.

Das ist etwa der qualitative Filter, durch den ein Unternehmen kommen muss, um auf Dauer erfolgreich zu sein. Glück gehört übrigens auch noch dazu. Für solche Unternehmen ist es dann auch nicht wichtig, ob das Universum, in dem sie sich bewegen, stagniert oder expandiert. Sie finden immer ihren Weg. Sie sind die wahren Witwen- und Waisen-Papiere.

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