Märkte & Geldpolitik auf einen Blick Das erste Halbjahr 2016 – und was noch passieren könnte

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Was die Märkte im zweiten Halbjahr 2016 dürfte

Aktien – Gesamtbild

Die Korrekturanfälligkeit der Aktienmärkte hatte sich aufgrund der Ausverkaufswellen am Rohstoffmarkt bis Mitte Februar nach und nach verstärkt. Der makroökonomische Rahmen bietet wegen der aktuellen Eintrübung in Europa und den USA auf den ersten Blick wenig Aufwärtsimpulse für die Leitindizes im zweiten Halbjahr.

Trotzdem sollte man wegen der extrem expansiven Ausrichtung der Notenbanken (ausgenommen Fed) eine gewisse Höherbewertung erwarten, sofern sich die politischen Querelen innerhalb der EU und die Beziehung zu Russland normalisieren lassen.

Unverändert herrscht eine allgemein fehlende Alternative zum Aktienmarkt aufgrund des extrem niedrigen Leitzinsniveaus der vier großen Notenbanken (EZB, Fed, Bank of England, Bank of Japan). Diese Konstellation bietet auch in schwierigen Zeiten eine gewisse Unterstützung.

Freilich darf bei sich eintrübenden Makro-Parametern kein großer Aufschwung erwartet werden, aber immerhin schwächen sich die Gewinne der Unternehmen im laufenden Jahr nur marginal ab (zirka 2 Prozent). Anpassungsreaktionen in der Kostenbasis lassen für 2017 auch wieder Raum für höhere Gewinnerwartungen die spätestens im Herbst eingepreist werden sollten.

Aktien – Industrieländer

Natürlich kann es in der aktuell politisch angespannten Situation auch zu einer stärkeren Korrektur kommen, die sich aber wieder glätten sollte. In Deutschland hat zuletzt der Frühindikator Ifo-Index mit einem Wert über 108 Punkten abermals positiv überrascht.

Auch die Beurteilung der aktuellen Lage hellte sich auf. Aufgrund des erneuten Anstiegs der Beschäftigung, des immer noch relativ niedrigen Ölpreisniveaus und der Schwäche der europäischen Währung gegenüber dem US-Dollar sind die Konjunkturaussichten weiterhin als positiv zu beurteilen.

Von der Bewertungsseite ist der deutsche Aktienmarkt mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) im Dax von 12,2 – gemessen an einer Fünf-Jahres-Spanne – durchaus fair bewertet. Betrachtet man die zuletzt veröffentlichten Einkaufsmanager-Indizes, so verzeichnete Euroland insgesamt zufriedenstellende Werte, die Entwicklung in den Kernländern Frankreich und Italien lässt aber zu wünschen übrig.

Positiv anzumerken ist der beständige Trend zur Mehrbeschäftigung innerhalb Europas, zuletzt auch in den Peripheriestaaten sowie durch die erhöhten staatlichen Ausgaben zur Eingliederung der neu zugewanderten Menschen. Ein großes Fragezeichen produziert das EU-Referendum in Großbritannien zur gemeinsamen europäische Idee, denn ein potentieller Rückzug eines Kernstaates aus dem Binnenmarkt wird die zukünftige Entwicklung innerhalb Europas belasten.

In den USA bleibt die Lage am Arbeitsmarkt weiterhin solide. Steigende Arbeitslöhne ermäßigen jedoch die aktuell hohen Gewinnmargen der Unternehmen und führen mit Blick auf die Zukunft zu Gewinnrevisionen mit entsprechend negativen Folgen für das Gewinnwachstum.

Aus der Bewertungssicht sind US-Aktien mit einem KVG beim S&P 500 von 17,5 historisch gesehen relativ teuer. Der für 2016 flach erwartete Leitzinserhöhungspfad sollte eine weitere KGV-Steigerung zumindest begrenzen. Die Wachstumsschwäche in Japan ist mittlerweile manifestiert und dürfte sich angesichts der Yen-Stärke im 2. Halbjahr noch verstärken.

Aktien – Emerging Markets

Die Bewertung von Aktien in Emerging Markets ist nach den Kursverlusten im Jahr 2015 bis in das erste Halbjahr 2016 nun wieder mit in die Betrachtung einzubeziehen. Die leicht auflebende Wachstumsdynamik könnte sich in den nächsten Monaten noch steigern, denn die lokalen Währungen haben teilweise beträchtliche Abwertungen zum US-Dollar und vor allem zum Euro hinnehmen müssen.

Die einsetzende Stabilisierung und der weiterhin günstige Ölpreis wirken in den Rohstoffstaaten wie ein Konjunkturprogramm, weil sie die dort ansässige Exportwirtschaft wieder in Gang setzen. Steigende Steuereinnahmen helfen im zweiten Schritt dann auch der Binnenkonjunktur. Neben einer stabilen Entwicklung in China, könnte sich Indien abermals als Wachstumsträger erweisen, und auch die Tigerstaaten erleben jüngst wieder bessere Zeiten.

Maßgeblich wird auch ein potenzieller Dreh in Südamerika und Russland sein, zwei große Wirtschaftsräume mit extremer Abhängigkeit zum Rohstoffsektor. Wir erwarten dies zwar erst in 2017, die Kapitalmärkte werden positive Anzeichen aber zügig einpreisen.