Über Multi-Family-Office GPS Julius Bär baut Private Banking in Brasilien aus

Die Schweizer Julius Bär Group Ltd. will in Brasilien über ihre Beteiligung an GPS Investimentos Financeiros & Participacoes SA expandieren. Im Visier sind vermögende Brasilianer außerhalb der beiden größten Städte.

„Der Boom bei Rohstoffen aus Landwirtschaft und Bergbau in den letzten Jahren und die aufkommende brasilianische Mittelklasse haben eine ganz neue Welt für vermögende Menschen in Brasilien geschaffen, die weit weg von den großen Zentren liegt”, sagt Jose Eduardo Martins, Partner und Gründer von GPS, in einem Interview mit Bloomberg News in seinem Firmensitz in Sao Paulo.
GPS wird etwa 15 neue Mitarbeiter einstellen und Filialen in Belo Horizonte und Porto Alegre eröffnen, um in den Bundesstaaten Minas Gerais und Rio Grande do Sul präsent zu sein, erklärte Martins.

Dabei kühlt sich das Wachstum in der Branche ab und der Wettbewerb nimmt zu. Nach einer Prognose aus dem Mai von Itau Unibanco Holding SA, Brasiliens größtem Vermögensverwalter, geht das Wachstum von 21 Prozent 2012 auf 15 Prozent in diesem Jahr zurück.

„Die Vermögen im Privatbankengeschäft wachsen dieses Jahr deutlich weniger als im Vorjahr, weil die Portfolio-Erträge aufgrund der gesunkenen Durchschnittszinsen in Brasilien geschrumpft sind und sich die Aktienbörse nicht so gut entwickelt”, erläutert Geraldo Lamounier, ein GPS-Partner.

Auch die Schweizer Credit Suisse Group AG, die ihren Fokus bisher auf Investmentbankengeschäft und Fusionsberatung hatte, will sich künftig verstärkt auf die Vermögensverwaltung ausrichten und in denselben Regionen expandieren und Mitarbeiter einstellen wie GPS. Das erläuterte Jose Olympio Pereira, Leiter des Brasiliengeschäfts, im August in einem Interview mit Bloomberg News.

Bei GPS ist das verwaltete Vermögen auf rund 16 Milliarden Real (5,3 Milliarden Euro) gestiegen, nach 11 Milliarden Real im Mai 2012. Die Zahl der Mitarbeiter wurde von 90 auf 102 erhöht, wie Martins berichtet. Im Nordwesten Brasiliens und der Region Zentral-West sucht GPS nach lokalen Partnern. Einer sei bereits gefunden, und zwar in Fortaleza, der Hauptstadt des nordöstlichen Bundesstaats Ceara, sagt Martins. Eine Expansion in andere lateinamerikanische Länder hat er auch im Blick.

Im Dezember hatte GPS die Akquisition der Vermögensverwaltungs-Boutique Bawm Investments bekannt gegeben. Auf diese entfielen zehn Prozent des Gesamtwachstums von 40 Prozent bei den verwalteten Vermögen in den vergangenen zwölf Monaten, sagt Martins.

„Multi-Family-Offices wie GPS nehmen einigen Banken Kunden weg, weil niedrigere Zinsen die Erträge bei festverzinslichen Anlagen abschmelzen lassen und die Klientel mehr Beratung und Aufmerksamkeit wünscht, was spezialisierte Häuser bieten können”, erläutert Martins.

Die privaten Vermögen in Brasilien haben seit 2009 um 82 Prozent zugenommen. Dabei ist Sao Paulo immer noch das Zentrum der Vermögensverwaltung im Lande, dort wurden per Juni 56 Prozent der von der Branche betreuten Gelder im Gesamtumfang von 532,4 Milliarden Real verwaltet. Das zeigen Daten von Anbima, dem Kapitalmarkt-Verband. Das schnellste Wachstum verzeichnen die Bundesstaaten Minas Gerais, Espirito Santo und der Zentrale Westen mit 9,53 Prozent beziehungsweise zehn Prozent Wachstum bis Ende Juni, so Anbima.

Der Strategie von GPS entgegengesetzt hat sich Bank of America Corp. aus Charlotte, North Carolina verhalten. Sie schloss das Privatbankengeschäft ihrer Sparte Merrill Lynch und entließ 2011 rund 40 Mitarbeiter, um sich auf profitablere Geschäftszweige zu konzentrieren.

Die Schweizer UBS AG war 2009 einer der drei größten Vermögensverwalter im Lande, als sie sich entschloss, ihre Brasilien-Sparte an den Milliardär Andre Esteves und seine Partner zu verkaufen. Diese gründeten Grupo BTG Pactual. BTG verwaltet mittlerweile 65 Milliarden Real im Privatbankengeschäft.

UBS ist unterdessen dabei, eine neue Vermögensverwaltung aus dem Boden zu stampfen. Die Bank verwaltet nach eigenen Angaben 5,5 Milliarden Real und betrachtet Brasilien als Priorität. Akquisitionen würden auch erwogen, hieß es per E-Mail.

Julius Bär, der drittgrößte Schweizer Vermögensverwalter, hatte sich 2012 mit 30 Prozent bei der 1999 gegründeten GPS eingekauft. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt. Martins zufolge hat Bär derzeit keine Pläne, die Beteiligung zu erhöhen, könnte sich aber später dafür entscheiden.

Bär-CEO Boris F.J. Collardi sagte im Mai, es sei das Ziel der Bank, das verwaltete Vermögen in Asien, Lateinamerika, dem Nahen Osten und Russland von 37 Prozent auf 50 Prozent des Gesamtvolumens - derzeit 300 Milliarden Schweizer Franken - zu erhöhen. „Unsere Partnerschaft mit GPS läuft sehr gut”, sagte Collardi im Februar bei einer Telefonkonferenz zum Ergebnis der Bank. „Die Flitterwochen mit GPS gehen weiter.”

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