Firstfive-Etascore-Verfahren „Ziel ist, die Arbeit eines Vermögensverwalters zu verstehen“

Geschäftsführer der Firstfive Research & Consulting: Christian Hammes und Jürgen Lampe

Geschäftsführer der Firstfive Research & Consulting: Christian Hammes und Jürgen Lampe

private banking magazin: Anfang Februar dieses Jahres haben sie gemeinsam den Firstfive-Etascore publik gemacht, mit dessen Hilfe semi-institutionelle Anleger und Großinvestoren den passenden Vermögensverwalter finden sollen. Wie funktioniert das Analyseverfahren?

Jürgen Lampe: Wir bei Firstfive haben Vermögensverwalter bisher anhand der Leistung der Vergangenheit rein quantitativ bewertet. Ging es um eine Ausschreibung eines Vermögensverwaltungsmandats, sind wir mittels dieser Bewertung und eines branchenüblichen Fragebogens vorgegangen.

Mit dem Firstfive-Etascore-Verfahren gehen Christian Hammes und ich künftig einen Schritt weiter. Zum bisherigen quantitativen Verfahren kommt eine qualitative Beurteilung der Arbeit eines Vermögensverwalters hinzu. Diese erarbeiten wir in einem Due-Diligence-Gespräch mit den Verantwortlichen.

Christian Hammes: Ziel der qualitativen Bewertung ist zu verstehen, was ein Vermögensverwalter in einem Strategieportfolio eigentlich mit dem anvertrauten Geld macht. Bislang schaut die Branche nur von außen auf die Vermögensverwalter. Man prüft die Gesellschaft, dessen Beratung und die Investment-Story eines Produkts. Keiner hat sich wirklich in den Maschinenraum eines Verwalters begeben und die einzelnen Prozesse analysiert. Und nur dann kann man wirklich sinnvoll Investoren mit dem passenden Vermögensverwalter zusammenbringen.

Was genau machen sie bei der Analyse von besagtem Maschinenraum?

Hammes: Wir spalten den Vermögensverwaltungsprozess in zahlreiche Unterschritte auf. Ziel ist zu verstehen, auf welchen verschiedenen Ebenen ein Vermögensverwalter welche Werkzeuge im Portfoliomanagement einsetzt – und welche nicht.

Wir haben dafür mehr als 260 Einzelkriterien definiert. Anhand derer können wir feststellen, wenn ein Vermögensverwalter einzelne Werkzeuge in seinem Portfoliomanagement einsetzt oder nicht, oder sie ihm gar fehlen, oder wann ein Vermögensverwalter Instrumente einsetzt, die über das normale Maß hinausgehen.

Ein Beispiel bitte.

Hammes: Nehmen Sie das aktuelle Anlagejahr. Die Outperformance wird vielleicht eher anhand eines anspruchsvolleren Risikomanagement erzielt werden. 2015, wir erinnern uns, war das anders: Outperformance lieferte, wer gutes Stockpicking leistete und im Anleihebereich Risiken einging. Geht ein mandatsausschreibender Investor nun aber von einem eher schwierigen Börsenjahr aus, sucht er nach einem Vermögensverwalter mit überdurchschnittlichem Risikomanagement.

Unsere Analyse kann dazu dann den richtigen Vermögensverwalter liefern. Wir haben bei einem passenden Asset Manager im Vorfeld geklärt, was Risiko für den Portfolioverantwortlichen überhaupt ist, woran er das Risiko von beispielsweise Aktien misst, wie sensibel er für das Konjunkturrisiko seines Aktienportfolios ist, ob er das Konjunkturrisiko aktiv steuert, und wenn ja, anhand welcher Daten, et cetera.

Welche Eignung braucht es, um in den besagten Maschinenraum hinabzusteigen?

Hammes: Aus unserer Sicht natürlich ein sehr tiefgehendes Wissen und Verständnis um die Arbeit eines Vermögensverwalters. Jürgen Lampe und mich eint, dass wir beide bereits sowohl in der Vermögensverwaltung als auch in der Revision eines Asset Managers gearbeitet haben. Wir wissen also um die Prozesse, Instrumente und Denkweise der Vermögensverwalter.

Warum war der Zusammenschluss im Joint Venture Firstfive Research & Consulting nötig?

Hammes: Zum einen profitieren wir natürlich aus der Zusammenlegung unserer Netzwerke. Wichtiger Punkt für das Analyseverfahren ist aber tatsächlich die Verknüpfung von historischen Performance-Zahlen, wie sie das Analysehaus Firstfive hat, mit der qualitativen Bewertung. Indem wir die Arbeitsweise eines Vermögensverwalters verstehen und diese mit seiner Performance-Historie verbinden, können wir zurückliegende Performance-Leistungen erklären.

Wir finden darüber heraus, welche Risikofelder ein Vermögensverwalter sucht oder meidet. Ziel all dieser Erkenntnisse ist dann natürlich zu überlegen, in welchem künftigen Marktumfeld welcher Vermögensverwalter welche Performance abliefern kann.

Lampe: Wir werden mit dem Gemeinschaftsunternehmen aber keine automatisierte Ausschreibungsplattform sein. Stattdessen nutzen wir die neue Datenbank, um bei Beratungsmandaten zielstrebig und ohne große Streuverluste, wie sie ein normaler Request for Proposal, kurz RFP, mit sich bringt, zur Mandatsvergabe zu kommen.

Erwarten sie Vorbehalte gegenüber ihrem Analyseverfahren seitens der Vermögensverwalter?

Lampe: Das lässt sich pauschal natürlich schwierig einschätzen. Vorteil für die Vermögensverwalter ist aber sicherlich der angesprochene Aufwand mit den RFPs. Bei uns fällt nur einmal die Arbeit an und kann zur Teilnahme an mehreren Mandatsvergabeverfahren führen.

Auch arbeiten wir gegenüber den Bewerteten mit hoher Transparenz. Sie bekommen gesagt, wie wir ihre Arbeit einschätzen. Ob wir beispielsweise in ihrem Investmentstil Stärken im Risikomanagement und/oder der Alpha-Generierung sehen oder nicht. Fühlt sich jemand falsch verstanden, sind wir bereit, in die die Diskussion zu gehen.