Firstfive-Etascore-Verfahren „Ziel ist, die Arbeit eines Vermögensverwalters zu verstehen“

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Erstellen sie intern ein Ranking der bewerteten Vermögensverwalter?

Lampe: Nein, denn das wäre nicht zielführend. Nehmen Sie folgendes Beispiel: Ob es schlecht oder gut ist, wenn ein Vermögensverwalter nicht unabhängig ist, wollen wir nicht bewerten. Das liegt vielmehr beim Kunden. Für manche ist die Unabhängigkeit ein Muss. Bei diesen fallen alle anderen Vermögensverwalter beim Auswahlprozess von vorneherein aus.

Auch müssen die Asset Manager nicht immer namhaft sein. Sucht ein Family Office einen ganz bestimmten, eher ausgefallenen Investmentstil und findet diesen bei einem eher unbekannten Vermögensverwalter, warum nicht. Rankings wären da nicht zielführend.

Hammes: Die Family-Office-Praxis sieht leider oftmals so aus, dass von den Verantwortlichen immer die gleichen 10 bis 15 Vermögensverwalter angeschrieben werden. Man will den Aufwand überschaubar halten.

Dadurch beschneiden sich die Family Offices aber selbst, denn den passendsten Asset Manager finden sie so nicht immer. Jeder Vermögensverwalter wird sagen, dass er eine Investmentstrategie besitzt, die genau auf die ausgeschriebenen Anlagerichtlinien des Family Office passt. Kaufmännisch naheliegend, aber nicht unbedingt im Interesse des mandatsvergebenden Investors. Und an diesem Punkt setzt unser Due-Diligence-Gespräch an, mit dem wir die Stärken und Schwächen der befragten Vermögensverwalter herausarbeiten wollen.

Bewerten Sie alle Typen von Vermögensverwaltern?

Hammes: Ja, die gesamte Bandbreite – angefangen von der kleinen Manufaktur und dem unabhängigen Vermögensverwalter über Privat- und Großbanken bis zur US-amerikanischen Investmentbank ist alles dabei. Das müssen wir auch, denn alles andere würde zu unserer Zielsetzung nicht passen.

Auch glaube ich, dass es der Vergangenheit angehört, als Investor die Vergabe der Vermögensverwaltungsmandate an der Unterschiedlichkeit der Adressen fest macht. Bisher haben viele ein Vermögensverwalter-Konzert aus Privatbank, klassischer Großbank und unabhängigem Vermögensverwalter zusammengestellt. Künftig wird es mehr auf die Unterschiedlichkeit der Portfoliostile ankommen.

Wie sieht es bei ihnen mit Interessenskonflikten aus?

Lampe: Christian Hammes und ich sind über unsere unabhängigen Unternehmen Firstfive und Eta Family Office paritätisch an der Firstfive Research & Consulting beteiligt. Damit ist das Gemeinschaftsunternehmen unabhängig. Auch betreibt keiner von uns eine eigene Vermögensverwaltung.

Zudem gehen wir mit unserer Analyse eines Vermögensverwalters in Vorleistung, erzielen zunächst also keinen kaufmännischen Nutzen. Erst wenn ein Vermögensverwalter von einem Family Office, einer Stiftungen & Co. ein Mandat bekommt, werden wir ausschließlich vom Vermögensträger – unserem Auftraggeber – direkt dafür vergütet.

Weitergehende Informationen zum Firstfive-Etascore-Verfahren finden Sie hier.


Über die Interviewten:
Jürgen Lampe ist Gesellschafter und Vorstand der Firstfive AG. Das Analysehaus bietet auf Basis einer Datenbank von Vermögensverwaltern und deren Depots seit mehr als einem Jahrzehnt eine objektive Standortbestimmung.

Christian Hammes ist Geschäftsführer des Eta Family Office aus München seit Anfang 2015. Zuvor war er drei Jahre lang im Vorstand des Family Office Do Investment tätig.

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