Erfahrungen aus der Praxis ALM-Studien schaffen Transparenz

Seite 2 / 5

Einkauf stochastischer Szenarien

Die Konstruktion stochastischer Szenarien ist technisch gesehen mit wesentlich mehr Aufwand verbunden. Für die meisten kleineren und mittleren institutionellen Anleger dürfte es daher sinnvoll sein, wenn sie ein Bündel möglicher Szenarien bei spezialisierten Dienstleistern einkaufen. Dann ist es allerdings äußerst wichtig, dass die Anleger die modellierten Erwartungswerte mit den unternehmensinternen Annahmen aus den deterministischen Szenarien abgleichen. Die Anzahl der verwendeten Pfade sollte, insbesondere wenn Analysen an den Rändern der Wahrscheinlichkeitsverteilung vorgenommen werden, nicht zu gering sein.

Stochastische Szenarien können die strategische Vermögensallokation unterstützen, sie können aber auch Erkenntnisse in der Analyse der künftigen Bilanz und Risikotragfähigkeit liefern. Allerdings lassen sich stochastische Aussagen in der Bilanzentwicklung den Nutzern schwerer vermitteln. Denn es treten oftmals komplexere statistische Zusammenhänge auf, die den Auftraggebern erklärt werden müssen. In der Analyse der künftigen Risikotragfähigkeit können stochastische Szenarien jedoch nützliche Zusatzinformationen geben, da mit ihrer Hilfe die Wahrscheinlichkeit künftiger Überschreitungen der Risikotragfähigkeit berechnet werden kann.

Modellierung von Neugeschäft

Angereichert werden die Szenarien zur Entwicklung der Kapitalmärkte um Annahmen an das zu erreichende Neugeschäft des Unternehmens. Bei vielen Pensionskassen, insbesondere wenn sie industrieweit agieren, ist dieser Faktor an die Entwicklung der Löhne und Gehälter in der Branche der jeweiligen Arbeitgeber gekoppelt. Es bestehen also Abhängigkeiten zwischen den simulierten Marktszenarien und den Annahmen an das Neugeschäft der jeweiligen Pensionskasse. So kann zum Beispiel ein Zinsanstieg die Folge steigender Inflation sein. Eine solche Entwicklung wiederum kann zu steigenden Löhnen führen.

Aus unserer Sicht wäre es vor diesem Hintergrund optimal, wenn das Neugeschäft in die Modellierung der stochastischen Marktszenarien integriert werden würde. Anwender deterministischer Szenarien sollten in jedem Fall konsistent vorgehen.

Regeln durch Managementstrategien

Unter dem Begriff Managementstrategien verstehen die Autoren im Wesentlichen Angaben zur angestrebten Vermögensallokation im Verlauf der Simulation. Technisch müssen also Wiederanlageregeln für den saldierten freien Cashflow in jeder Periode der Simulation vorgegeben werden. Wenn Obergrenzen für die Allokation in einzelnen Anlageklassen existieren, zum Beispiel aufgrund der Anlageverordnung, muss man diese Grenzen bei jedem einzelnen Schritt in der Simulation prüfen.

Zusätzlich dazu müssen sogenannte Fallback-Strategien zum Beheben möglicher Grenzverletzungen implementiert werden. Mit deren Hilfe lässt sich beispielsweise definieren, ob eine Re-Allokation des Überschreitungsbetrags in langlaufende risikolose Anleihen vorgenommen werden soll. 

Angereichert werden die Wiederanlageregeln um sonstige Managemententscheidungen, die im freien Ermessen des jeweiligen Unternehmens liegen. Sie können beispielsweise bilanzielle Zielrenditen festlegen oder die geplante Absenkung eines Rechnungszinses und einen entsprechenden Aufbau von Reservepositionen fixieren. 

Man erkennt aus diesen Beispielen bereits, dass man Strategien zum Auflösen stiller Reserven in der Kapitalanlage definieren muss. In dem Zusammenhang können Anleger eine Reihenfolge vorgeben, wie sie stille Reserven der Anlageklassen realisieren wollen, wenn es darauf ankommt. Zugleich legen sie damit verbleibende Mindestreserven fest.