Armin Kogge, Family Office Vertiva „Ein großes Freiheitsgefühl“

Arnim Kogge

Arnim Kogge

private banking magazin.de: Derzeit machen sich auffällig viele Banker mit Family Offices selbstständig. Was war bei Ihnen der Auslöser?

Arnim Kogge: Mich haben zwei Familienclans angesprochen, die einfach mehr wollten als das, was ein normales Kreditinstitut bieten kann. Die Familien wollten nicht mehr an eine Bank gebunden sein, sondern suchten jemanden, der als Partner oder Anwalt, wenn Sie so wollen, das gesamte Vermögen betreuen kann, unabhängig davon, wo die einzelnen Vermögensteile liegen.

private banking magazin.de: Warum gerade jetzt?

Arnim Kogge: Die Frage kam schon einmal vor ein paar Jahren. Da habe ich mich aber noch nicht so ganz loslösen können. Sie wurde dann im vergangenen Jahr wieder gestellt, dieses Mal deutlich vehementer. Da habe ich dann zugesagt. Das hat bei einigen Kollegen dazu geführt zu vermuten, ich hätte jetzt eine Midlife-Krise. Das verstehe ich in meinem Alter allerdings als Kompliment.

private banking magazin.de: Und wie ist es?

Arnim Kogge: Die Unterschiede zwischen Private Banking und eigenständiger Vermögensverwaltung sind schon enorm. Das war mir auch vorher schon klar, aber jetzt in der Umsetzung zeigt sich das noch viel deutlicher. Ich muss keiner Geschäftspolitik eines Kreditinstituts in irgendeiner Weise Rechnung tragen. Ich bin nur den Familieninteressen verpflichtet. Ich sehe mich als einen Sparringspartner. Das ist schon ein großes Freiheitsgefühl. Ein sehr angenehmes Gefühl.

private banking magazin.de: Größter Anteilseigner von Vertiva ist die Südwestbank. Warum haben Sie eine Privatbank mit ins Boot geholt?

Arnim Kogge: Mit der Südwestbank habe ich ein gutes mittelständisches Unternehmen im Rücken. Sie gehört der Familie Strüngmann und ist somit als reine Privatbank mit der Beratung von Familien vertraut. Ganz alleine hätte ich es nur gemacht, wenn ich auch ganz alleine geblieben wäre. Aber dadurch, dass wir zu fünft  sind, was vom Volumen her einfach notwendig ist, habe ich eine Verantwortung, die ich nicht alleine tragen will.

private banking magazin.de: Hat das gar keinen Ärger gegeben, weil Sie Kunden und Mitarbeiter mitgenommen haben?

Arnim Kogge: Es war nicht ganz einfach, aber im Endeffekt entscheiden die Kunden, wem sie ihr Vertrauen schenken.

private banking magazin.de: Wie viele Familien betreuen Sie?

Arnim Kogge: Wir haben inzwischen fünf Familien, rund 60 Personen, und einige vermögende Einzelpersonen.

private banking magazin.de: Reicht Ihnen das, oder wollen Sie noch deutlich wachsen? Dann bitte Ihr Ziel für 2013.

Arnim Kogge: Wir müssen nicht unbedingt stark expandieren, aber es macht natürlich schon Spaß, neue Kunden zu überzeugen. Ein konkretes Ziel haben wir aber nicht.

private banking magazin.de: Verwalten Sie auch das Vermögen der Strüngmanns?

Arnim Kogge: Nein, die haben ihr eigenes Single Family Office. Daraus wollten wir auch kein Multi Family Office machen.

private banking magazin.de: Wird der Markt für Family Offices bald so groß, dass man sich gegenseitig die Kunden abjagt?

Arnim Kogge: Derzeit ist das noch überhaupt nicht der Fall. Die persönliche Bindung zu den Kunden ist in der Regel so eng, dass das eher unwahrscheinlich ist. Aber das kann durchaus noch kommen, wenn man die Entwicklung betrachtet. Es kommen schon fast zu viele neue Vermögensverwalter auf den Markt. Und einige sind in den vergangenen Jahren sehr, sehr groß geworden.

private banking magazin.de: Gibt es in zehn Jahren überhaupt noch Privatbanken?

Arnim Kogge: Lassen Sie uns diese Frage noch einmal in einem Jahr stellen, wenn feststeht, ob die Universalbanken gespalten werden oder nicht. Kommt es zur Trennung von der Investmentsparte, wie wir das in den Sechzigern schon einmal hatten, dann werden Privatbanken, die sich schon immer auf die Vermögensverwaltung fokussiert haben, auf jeden Fall bestehen bleiben. Kommt die Trennung nicht, könnte der Markt allerdings deutlich schrumpfen.

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