Michael Krautzberger, Blackrock Die Neuvermessung der Anleihewelt

Michael Krautzberger, Rentenspezialist und Investmentchef von Blackrock Asset Management Deutschland

Michael Krautzberger, Rentenspezialist und Investmentchef von Blackrock Asset Management Deutschland

Autor: Michael Krautzberger, Rentenspezialist und Investmentchef von Blackrock Asset Management Deutschland, über Anlagestrategien für Anleihe-Investoren

Das Jahr 2013 hat sich für Anleihe-Investoren zu einer echten Herausforderung entwickelt: Nach der starken Rally des Marktes 2012 und Anfang 2013 hat sich das Bild in den vergangenen Monaten gewandelt. Die Kurse haben nachgegeben, Indizes sind im Vergleich zum Jahresanfang ins Minus gerutscht. Es scheint, als stehe dem breiten Anleihemarkt für das Gesamtjahr 2013 eine negative Performance bevor.

Das ist alles andere als gewöhnlich: Bezogen auf den Barclays US Aggregate Index, der den US-Markt für Staats- und Unternehmensanleihen sowie Kreditverbriefungen abbildet, wäre es erst das dritte Jahr mit negativer Rendite seit 1980. Die Kursrückgänge reflektieren die gestiegenen Marktzinsen.

Für diese gibt es wiederum zwei Hauptgründe: Zum einen hat sich das konjunkturelle Umfeld verbessert. Vor allem aus den USA kommen positive Signale, aber auch in Europa und China scheint sich die Lage zu stabilisieren. Zum anderen hat der Markt eingepreist, dass die US-Notenbank Fed ihr Anleihe-Kaufprogramm schrittweise zurückfährt. Ein erneuter Kursrückgang bei Anleihen in der Größenordnung, wie wir ihn im Mai, Juni und August erlebt haben, deutet sich nicht an. Aber ebenso unwahrscheinlich ist es, dass der breite Markt bis Ende 2013 ins Plus drehen wird.

Traditionelle Strategien sind nicht mehr zeitgemäß

Damit dies eintritt, müsste – bezogen auf den US-Markt – der Zinssatz für zehnjährige Papiere um 75 Basispunkte sinken. Davon gehen wir angesichts des aktuellen Umfelds nicht aus. Neben diesen konjunkturellen und geldpolitischen Veränderungen müssen sich Anleihe-Investoren auf eine weitere neue Gegebenheit einstellen: Die historische Regel, dass die Anleihekurse steigen, wenn die Aktienkurse fallen, war in den vergangenen Monaten außer Kraft gesetzt – und zwar ab jenem Zeitpunkt, als die Fed die Märkte mit ihren Überlegungen zu einem möglichen Ausstieg aus dem Anleihe-Kaufprogramm überraschte.

Das mögliche Szenario weiterhin positiv korrelierter Aktien- und Anleihekurse sollte daher in Anlageentscheidungen einfließen. Worauf sollten Anleihe-Investoren darüber hinaus achten? Traditionelle Strategien, die zu einem Großteil auf Staatsanleihen beruhen und stark von Zinsentwicklungen abhängen, sind nicht mehr in jedem Fall zeitgemäß. Wer die Anleihe-Welt hingegen neu vermisst und seine Anlagestrategie an den neuen Koordinaten ausrichtet, wird auch künftig vielfältige und attraktive Alpha-Quellen erschließen können.

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