Asset Allocation und Herausforderungen eines Family Office „Der Markt bietet uns noch gewaltiges Potenzial“

Jens Spudy auf dem Private Banking Kongress des private banking magazin im September in Hamburg

Jens Spudy auf dem Private Banking Kongress des private banking magazin im September in Hamburg

private banking magazin: Was würden Sie heute als Hauptaufgabe eines Family Offices bezeichnen?

Jens Spudy: Der Erhalt und die Vermehrung von Familienvermögen über mehrere Generationen hinweg, und zwar nach Steuern und Inflation. Dazu muss man eine langfristige Philosophie verfolgen, wenn es um die Gesamtvermögensallokation geht. Und prozyklisches Handeln vermeiden. Das wird zunehmend wichtiger, weil die Abstände zwischen Krisen abnehmen und die Volatilität steigt. Die Zeitachse ist extrem zusammen geschrumpft. Gerade deshalb ist eine durchdachte Gesamtvermögensdiversifikation wichtiger denn je.

private banking magazin: Wie sieht die konkret aus?

Spudy: Im liquiden Bereich setzen wir neben Renten- und Aktienfonds moderne Multi-Asset-Strategien inklusive alternativer Investments ein und mischen Gold, Absolute Return Strategien und Währungen bei. Die aktuelle Allokation besteht aus 35 Prozent Rentenwerten, zu 15 Prozent aus risikoreduzierten Konzepten wie Mischfonds und Zertfikaten, zu 35 Prozent aus Aktienwerten mit dem Schwerpunkt auf den Value-Ansatz, zu 8 Prozent auf alternative Investments und zu 7 Prozent auf Rohstoffe.

private banking magazin: Wie wählen Sie die einzelnen Assets oder Manager aus?

Spudy: Wir setzen die Asset Allokation über eine strategische Auswahl externer Investmenttalente um. Diese zeichnen sich aus durch ihren hohen Grad an Spezialisierung. Sie verfolgen außerdem einen value-orientierten Investmentstil, haben den Anspruch, eine Überschussrendite gegenüber dem jeweiligen Universum zu erzielen und haben großen Handlungsfreiraum und orientieren sich damit nicht an einer Benchmark. Zusätzlich achten wir natürlich auch auf hervorragende Resultate in der Vergangenheit – die laufende Überprüfung der Zielfonds und deren Manager gehört zu unserem Risikomanagement. Sie ist eine von vier Komponenten.

private banking magazin: Welche sind die anderen drei?

Spudy: Erstens Diversifikation, zweitens Szenario-Analysen, um mögliche Verluste des Portfolios vorauszusehen und Risiken rechtzeitig zu reduzieren und drittens die marktabhängige Absicherung mit liquiden Derivaten auf Aktienindizes. Dazu gehören etwa Futures oder Optionen auf den Euro Stoxx 50.

private banking magazin: Ein gutes Risikomanagement ist in volatilen Zeiten, wie wir sie gerade sehen, sicherlich eine der Haupt-Herausforderungen. Welchen müssen sich Family Offices Ihrer Ansicht nach derzeit noch stellen?

Spudy: Die Betreuung von Familien, wie wir sie betreiben, ist eine kostspielige Angelegenheit. Die Fixkosten sind hoch: die Prüfungen der Bafin und externer Wirtschaftsprüfer, die Kosten für die Teilnahme an der Entschädigungseinrichtung der Wertpapierhandelsunternehmen. Die Berater benötigen erstklassige Software und Infrastruktur, es ist ein Prozess der ständigen Erneuerung. Dazu kommen noch Personalkosten in nicht unerheblichem Umfang und immer neue regulatorische Anforderungen.

private banking magazin: Wie sehen Sie den Markt in den kommenden Jahren?

Spudy: Family Offices mit einem klar strukturiertem Dienstleistungsspektrum, exzellenten Mitarbeitern, einem großen und kompetenten Netzwerk und der richtigen Philosophie spielen im Bereich der Betreuung und Steuerung großer Familienvermögen eine wichtige Rolle. Und dies wird in Zukunft noch weiter zunehmen. Der Markt bietet für uns noch gewaltiges Potenzial.

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