Clinton oder Trump Das wären die Folgen für die Weltwirtschaft

André Schmidt (links), Professor der Uni Witten-Herdecke, und Christoph Weber, Geschäftsführer des Family Offices W-S-H

André Schmidt (links), Professor der Uni Witten-Herdecke, und Christoph Weber, Geschäftsführer des Family Offices W-S-H

Wenn in der größten Volkswirtschaft der Welt die Präsidentschaftswahl unmittelbar vor der Tür steht, bleibt die Frage nicht aus, welche Konsequenzen sich aus deren Ausgang für die Weltwirtschaft ergeben könnten.

Dies gilt umso mehr vor dem Hintergrund der stellenweise besorgniserregenden Äußerungen des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump. Der nachfolgende Beitrag widmet sich daher der Analyse der beiden Präsidentschaftskandidaten und deren Wahlprogrammen.

Hierbei steht die Frage im Vordergrund, mit welchen ökonomischen Konsequenzen für die USA und die Weltwirtschaft zu rechnen sind, wenn Donald Trump oder Hillary Clinton die Wahlen gewinnt. Gleichzeitig soll hierbei auch auf die gegenwärtige konjunkturelle Situation der amerikanischen Volkswirtschaft eingegangen werden.

Gegensätzliche Positionen

Im gegenwärtigen Wahlkampf um das Präsidentschaftsamt könnten die Positionen zwischen Hillary Clinton und Donald Trump nicht gegensätzlicher sein. Dies spiegelt auch die schon seit langem beobachtbare Polarisierung innerhalb der amerikanischen Gesellschaft wider. Dabei darf auch keineswegs übersehen werden, dass innerhalb ihrer Parteien beide Kandidaten nicht unumstritten sind.

Dies gilt nicht nur für den besonders umstrittenen Kandidaten der Republikaner, Donald Trump, sondern auch für Hillary Clinton, die sich erst unter großen Mühen gegen ihren parteiinternen Rivalen Bernie Sanders durchsetzen konnte. Grundsätzlich steht Hillary Clinton in den USA für das demokratische politische Establishment.

Auch wenn sie im parteiinternen Wahlkampf gezwungen war, in ihren Positionen stärker nach links zu rücken, versteht sie sich insbesondere mit ihrem wirtschaftspolitischen Konzept in der Kontinuität des von Barack Obama eingeschlagenen Wegs.

Sensible Finanzmärkte

Daher ist bei ihrem Wahlsieg nicht mit einem plötzlichen Politikwechsel zu rechnen, was für die weltwirtschaftliche Entwicklung grundsätzlich als positiv anzusehen ist, da es zu keinen größeren Unsicherheiten, insbesondere auch an den sensiblen Finanzmärkten, kommen würde. So stellt beispielsweise Hillary Clinton nicht die Notwendigkeit von Handelsabkommen der USA mit dem Rest der Welt infrage.

Auch wenn sie im Wahlkampf betonte, stärker auf die Interessen der amerikanischen Unternehmen und Bevölkerung Rücksicht zu nehmen, ist nicht mit einem Rückzug der amerikanischen Volkswirtschaft aus dem Geflecht des internationalen Handels zu rechnen.

Auch der von Barack Obama beschrittene Weg der Gesundheitsreform (Obamacare), die in den USA immer noch von breiten Teilen der Bevölkerung kritisch gesehen wird, würde bei einem Wahlsieg von Hillary Clinton erhalten bleiben.

Grundsätzlich möchte Hillary Clinton die öffentlichen Infrastrukturausgaben erhöhen. Gleichzeitig ist jedoch mit einer stärkeren Regulierung des amerikanischen Finanzmarktes zu rechnen.

Insbesondere auf Druck ihres parteiinternen Rivalen sah sich Hillary Clinton gezwungen, stärkere Regulierungen der Finanzmärkte in ihr Wahlprogramm aufzunehmen. Vor allem droht dem Hochfrequenzhandel eine deutlich höhere steuerliche Belastung. Dieses Drohszenario gilt jedoch in einem viel höheren Ausmaß bei einem Wahlsieg von Donald Trump.

Populistischer Wahlkampf

Im Rahmen seines populistisch geführten Wahlkampfes sparte er nicht an Kritik an der Finanzindustrie und droht damit, diese mit einer flächendeckenden Transaktionssteuer zu überziehen. Die Besteuerung der Finanzindustrie dürfte jedoch im Vergleich zu seinen handelspolitischen Vorhaben vergleichsweise harmlos ausfallen.

Trump steht – zumindest was seine Äußerungen im Wahlkampf betrifft – für eine neue protektionistische Handelspolitik, die nicht nur den Rückzug aus den bisherigen Verhandlungen der Freihandelsabkommen (TPP und TTIP) bedeuten würde, sondern die vor allem auch auf Währungsprotektionismus setzt. So geißelt Trump insbesondere die Währungspolitik Japans und Chinas als extrem protektionistisch.

Es steht zu befürchten, dass er versuchen wird, gegenüber diesen Ländern den Dollar abzuwerten, wodurch die Gefahr eines Abwertungswettlaufs für die Weltwirtschaft besteht.

Dies dürfte für nachhaltige Verunsicherungen, insbesondere an den Devisenmärkten sorgen. Erhebliche substanzielle Unterschiede zwischen den Präsidentschaftskandidaten ergeben sich insbesondere im Hinblick auf die Steuerpolitik.

Steuersenkung für Spitzenverdiener

Während Hillary Clinton vor allem Steuererhöhungen für die höheren Einkommensbezieher vorsieht, will Trump Steuersenkungen für alle Einkommensklassen realisieren. Er verspricht eine der größten Steuerreformen in der Geschichte der Vereinigten Staaten, die vor allem durch deutliche Vereinfachungen gekennzeichnet sein soll.

Einkommensbezieher, die weniger als 25.000 Dollar im Jahr verdienen (Ehepaare bis 50.000 Dollar) sollen in Zukunft überhaupt keiner Einkommensbesteuerung mehr unterliegen.