The International Private Banking Study 2011 Anspruchsvollere Kunden, geringere Margen

Der Bankenstandort Schweiz kämpft um vermögende Kunden.

Der Bankenstandort Schweiz kämpft um vermögende Kunden. Foto: Fotolia

Laut der “International Private Banking Study“ des Instituts für Banking und Finance der Universität Zürich haben die Zunahme der Regulierung und die Fortschritte internationaler Behörden in der Bekämpfung von Steuerhinterziehung in der Vermögensverwaltungsbranche deutliche Spuren hinterlassen.

Traditionelle Offshore-Zentren wie etwa die Schweiz und Liechtenstein haben in den letzten Jahren stark rückläufige Erträge im Vermögensverwaltungsgeschäft verzeichnet. Dies führt zu wesentlich höheren Aufwand-Ertrags-Verhältnissen. Folglich sinken die Margen für die Vermögensverwalter.

Schweizer mit den ineffizientesten Banken

Neun Länder und Regionen wurden in der Studie untersucht, die Schweizer Institute schnitten dabei mit einem Aufwand-Ertrags-Verhältnis von 77 Prozent im Jahr 2010 am schlechtesten ab. In nur drei Jahren - zwischen 2007 und 2010 - habe sich die durchschnittliche Aufwand-Ertrags-Relation der Schweizer Vermögensverwalter um 17 Prozentpunkte verschlechtert und liege nun sogar über der deutschen Kennzahl (76 Prozent).

Liechtenstein, das 2004 noch das effizienteste Bankensystem der untersuchten Länder hatte, litt unter fallenden Einnahmen und einer unflexiblen Kostenstruktur und findet sich nur mehr im Mittelfeld wieder. Frankreich, Italien und die Benelux-Staaten haben laut der Studie mit 65 Prozent derzeit die beste Aufwand-Ertrags-Relation.

Dabei sind kleinere Institute mit einem verwalteten Vermögen von unter 10 Milliarden Franken in der Regel zwar weniger effizient als ihre größeren Wettbewerber, jedoch nicht per se weniger wettbewerbsfähig. „Diese Banken verfolgen ein Geschäftsmodell, das ihnen trotz der geringen Größe eine gesunde Balance zwischen Kosten und Erträgen ermöglicht“, erklärt Professor Urs Birchler vom Institut für Banking und Finance. Die Größe sei angesichts der vielen Outsourcing-Optionen und geostrategischen Alternativen nur einer von vielen Erfolgsfaktoren.

Neue Generation von Kunden fordert bessere Beratung

Laut Studie sind die auf die verwalteten Vermögen erzielten Bruttomargen zwischen 2004 und 2010 über sämtliche Finanzinstitute hinweg um 21 Prozent gefallen. Gründe dafür sind risikobewusstere und an einer gesteigerten Performance interessierte Kunden, die dank der verbesserten Vergleichbarkeit von Produkten, Preisen und Dienstleistungen in ihrer Verhandlungsposition gestärkt sind.

Zudem haben in stark international ausgerichteten Standorten traditionelle Offshore-Kunden einer neuen Generation vermögender Kunden Platz gemacht, die eine herausragende und umfassende Beratung mit klar messbarem Mehrwert erwarten und einfordern. „Angesichts dieser Entwicklung ist es unwahrscheinlich, dass die Margen bald wieder steigen“, zeigt sich Birchler überzeugt.

Schweizer Banken scheinen unter dem Marktumfeld besonders zu leiden, haben sich aber im vergangenen Jahr wieder ein wenig erholt. Der verstärkte Druck auf das Bankgeheimnis und die angespannte Beziehung zwischen der Schweiz und ausländischen Steuerbehörden hatte 2009 zu hohen Geldabflüssen geführt. Im Jahr 2010 hingegen gelang es der eidgenössischen Vermögensverwaltungsbranche Nettoneuvermögen in Höhe von 49 Milliarden Franken zu akquirieren. Diese Entwicklung ist allerdings teilweise der Zuspitzung der Schuldenkrise im Euroraum sowie der starken Abwertung des Euros geschuldet.

Mehr Informationen
: Die Studie wird seit 2003 alle zwei Jahre neu aufgelegt. Analysiert wurden für die Jahre 2009 und 2010 insgesamt 209 im Private Banking tätige Finanzinstitute aus der Schweiz, Liechtenstein, den Benelux-Ländern, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Österreich und den USA. Die Studie kann hier bezogen werden.

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