Vermögensverwalter Thomas Hünicke „Viele Mischfonds werden nicht überleben“

Thomas Hünicke ist Geschäftsführer der Düsseldorfer WBS Hünicke Vermögensverwaltung

Thomas Hünicke ist Geschäftsführer der Düsseldorfer WBS Hünicke Vermögensverwaltung

private banking magazin: Herr Hünicke, zu welchem Anteil setzen Sie Mischfonds in Kundenportfolios ein?

Thomas Hünicke: In den Depots, die nicht in Einzelaktien investiert sind, haben wir einen Mischfondsanteil von 30 Prozent.

Die Asset Allokation gilt als Königsdisziplin in der Vermögensverwaltung, bestimmt sie doch zu 80 Prozent die Rendite und sogar zu 95 Prozent das Risiko von Kundenportfolios. Stimmen Sie Kritikern zu, die sagen, dass Vermögensverwalter durch die Wahl von Mischfonds die Kontrolle über die Asset Allocation verlieren oder diese bewusst an Dritte abgeben?

Hünicke: Vermögensverwalter können durch Mischfonds auf Marktveränderungen schneller reagieren. Wir kennen die Fondsmanager der Mischfonds, in die wir investieren. Von daher wissen wir, wie sie reagieren. Neben dem eigenen von uns gemanagten Mischfonds Strategie Welt Select setzen wir Mischfonds ein, deren bisheriger Track Record überzeugend war.

Warum Mischfonds, wenn reine Aktienfonds doch langfristig eine bessere Rendite erwarten lassen?

Hünicke: Von den von uns ausgewählten Mischfonds haben eine deutlich geringere Volatilität, das heißt schwanken deutlich weniger. Das führt dazu, gerade jetzt bei dem Kursabsturz im Dax von rund 20 Prozent, dass diese Mischfonds diesen Absturz bei weitem nicht so mitmachen. Sie können den Großteil der bisher erwirtschafteten Performance halten.

Aktienfonds sind in den vergangenen zwei Wochen deutlich stärker gefallen. Langfristig bin ich überzeugt, dass ein Anleger mit einem Mischfonds besser fährt. Vor allen Dingen ist es für seine Nerven schonender.

Wie lassen sich Mischfonds sinnvoll mit Aktien- und Rentenfonds sowie mit Einzeltiteln in Kundenportfolios kombinieren? 

Hünicke: Die von uns ausgewählten Mischfonds haben nicht die Volatilität wie Einzelaktien oder Aktienfonds, tragen also teilweise zu einem Performance-Erhalt bei. Hierbei ist die Risikomentalität des Anlegers und damit die Höhe der Gewichtung des Verhältnisses Einzelaktie zu Mischfonds entscheidend.

Wodurch muss sich ein Mischfonds auszeichnen, um den Weg in Ihre Kundenportfolios zu finden? Welche Merkmale führen zum Ausschluss?

Hünicke: Wie schon beschrieben ist die Volatilität eines der wichtigsten Kriterien. Wir stellen uns die Frage, wo es deutliche Kurseinbrüche an den Märkten gegeben hat und wie die Mischfonds zu diesem Zeitpunkt reagiert haben. Außerdem spielen folgende Kriterien eine Rolle: Sichern sie ab und wie sichern sie ab, setzen sie Stillhaltergeschäfte ein, wird eher in defensive Aktien oder sogenannte Beta-Aktien investiert? Und nicht zuletzt: Unter welchen Gesichtspunkten werden Aktien aus dem Fonds verkauft?

Welche konkreten Mischfonds stehen bei Ihnen aktuell ganz oben auf der Liste?

Hünicke: Strategie Welt Select, College Fonds B, Phaidros FDS-Balanced A Fonds, Acatis Gane Value Event Fonds.

Laut BVI-Statistik ist haben Mischfonds bereits einen Marktanteil von 24 Prozent erreicht und mittlerweile Rentenfonds überholt. Worauf führen Sie diesen Trend zurück und wie geht es weiter?

Hünicke: Da wir am Ende eines dreißigjährigen Zinszyklus stehen, haben Rentenfonds bei steigenden Zinsen und in einer Phase, in der das Zinsniveau sehr tief seitwärts läuft, einen schweren Stand. Bei den Mischfonds werden aufgrund der großen Anzahl kleinerer Mischfonds viele nicht überleben.

Flaggschiff-Fonds oder kleine Mischfonds-Perlen: Welche Rolle spielt die Fondsgröße bei der Portfolio-Qualität?

Hünicke: Flaggschiff-Fonds können aufgrund ihrer Größe nicht so flexibel auf Marktveränderungen reagieren und in kleineren Aktiensegmenten aufgrund der Ordergröße nicht anlegen. Da haben kleine Mischfonds-Perlen die besseren Karten.

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