Trotz Kreisliga-Service Warum reiche Chinesen Berliner Immobilien so attraktiv finden

Thomas Zabel ist Geschäftsführer der Zabel Property Group

Thomas Zabel ist Geschäftsführer der Zabel Property Group

Wohlhabende aus China suchen aktuell verstärkt nach Immobilieninvestments im Ausland. Berlin steht oft ganz oben auf der Wunschliste. Das hat verschiedene Gründe.

Zunächst sind Immobilien eine sehr beliebte Anlageklasse bei Chinesen, weil sie als Sachwert Sicherheit bieten. Da jeder Chinese in den größeren Städten wie Peking und Schanghai seit ein paar Jahren jeweils nur eine Immobilie erwerben darf, sind Auslandsinvestitionen unumgänglich, wenn ein gewisser Teil des Vermögens in Immobilien angelegt werden soll. Das ist ein wichtiger Treiber.

Billiges Berlin

Dass ausgerechnet die deutsche Hauptstadt gewählt wird, liegt mitunter an den günstigen Preisen im internationalen Vergleich. Chinesen bevorzugen zentrale Lagen. Hier bietet Berlin noch bezahlbare Angebote. Das ist in vielen Metropolen auf der Welt anders – auch in der chinesischen Hauptstadt.

In Pekings Zentrum werden Kaufpreisfaktoren von 36 aufgerufen, in Berlin kann immer noch zum 23-fachen gekauft werden. Daraus ergeben sich Anfangsrenditen von 4 bis 5 Prozent. Da Chinesen generell auf eine hohe Rendite achten, ist dies ein weiteres Plus für Berliner Wohnimmobilien.

Chinesischen Kaufinteressenten ist auch die Vermietbarkeit ihrer Wohnung sehr wichtig. Diesem Bedürfnis kommt Berlin besonders entgegen. Schließlich ist in kaum einer anderen Metropole der Anteil an Mietern so hoch und somit das Nachfragepotenzial für Mietwohnungen so groß. Da zudem das Angebot an Wohnungen dem Bedarf auch im Luxussegment hinterherhinkt, kann an die Vermietbarkeit in Berlin ein Haken gemacht werden.

Übrigens zielen Chinesen grundsätzlich nur auf Neubauimmobilien ab und würden niemals eine alte Bestandsimmobilie kaufen. Das hängt damit zusammen, dass in China nur ein Erbbaurecht über 70 Jahre an Grundstücken erworben werden kann und eine 50 Jahre alte Bestandsimmobilie nicht mehr so attraktiv ist, weil niemand weiß, ob das Erbbaurecht nach Ablauf verlängert wird.

Der gute Ruf

Ein wichtiges Argument für eine Investition am deutschen Markt ist der Ruf Deutschlands als stabiles, sehr gut geregeltes Land. Dadurch unterscheidet sich Deutschland sehr stark von China, was Chinesen als sehr angenehm und attraktiv empfinden.

Damit hängt auch zusammen, dass Chinesen ungern eine Immobilie kaufen, die noch nicht existiert. In Deutschland sind Investoren gegenüber dem Bauträger per Gesetz gut abgesichert, in China drohen dem Investor jedoch manchmal hohe Verluste.

Trotz dieser großen Pluspunkte für Berliner Wohnimmobilien verkauft sich eine Luxusimmobilie in der deutschen Hauptstadt natürlich nicht von selbst. Unabhängig von der Nationalität fahren viele Kaufinteressenten enttäuscht in ihre Länder zurück.

Der Grund ist meist ein mangelnder Service. Während in New York oder London erstklassiger Service die Regel ist, ist es in Berlin eher die Ausnahme. Bei der Attraktivität der Wohnimmobilien spielt Berlin in der Champions League, beim Service oft in der Kreisliga.

Schlechter Service ist jedoch bei dieser Klientel ein K.O.-Kriterium. Schließlich handelt es sich hierbei um hoch gebildete und sehr vermögende Kosmopoliten, die einen sehr hohen Serviceanspruch haben und es gewohnt sind, diesen exklusiven Service auch zu erhalten. Das gilt nicht nur für Chinesen.

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