Warnsignale Kurzanalyse: Vorsicht, bitte!

Ralf Zimmermann, Döttinger / Straubinger

Ralf Zimmermann, Döttinger / Straubinger

Gemessen an wöchentlichen Umfragen ist die US-Anlegerstimmung mittlerweile eine Standardabweichung über dem langfristigen Durchschnitt (American Association of Retail Investors = Umfrage unter 100.000 US-Kleinanlegern, Investor Intelligence = Auswertung von > 100 wöchentlichen Börsenbriefen) – von Pessimismus kann in den USA daher nicht mehr die Rede sein. Ähnlicher Optimismus zeigte diese Sentimentreihe im November 2010 und im Januar 2010 erreicht. Beide Male folgten Kursverluste, auf 3-Wochen-Sicht -4,4% im Nov 10 und -7% im Januar 2010




Nach dem Rückgang der implizite Volatilitäten und Put-Call-Ratios sind diese neutral – und signalisieren keine übermäßige Angst mehr


Ergänzend dazu Tagesdaten: Hohe Put-Call-Ratios und hohe implizite Volatilitäten (aufgrund gestiegener Nachfrage nach Sicherung) signalisieren Investorenfurcht. Der Stimmungsindikator im rechten Chart misst ebenfalls die Abweichung vom langfristigen Durchschnitt („Z-Score“), wobei negative Werte Investorenangst anzeigen. Dieser Indikator befindet sich mittlerweile im langfristigen Durchschnitt. Der VDAX ist von über 50 auf rund 26, der VIX von knapp 50 auf 21 gefallen, in den USA dominieren mittlerweile die Aktien-Call- über die Put-Optionen



Sovereign-Krise: Noch keine echte Entspannung – Aktienmarkt ist vorgelaufen – taktische Absicherung ratsam


- Es ist zuletzt viel diskutiert worden über den von Monsieur Sarkozy vorgeschlagenen Carry-Trade, wonach die Banken die neue 3-jährige EZB-Liquidität nutzen, um Staatsanleihen der Problemländer zu kaufen. Zweifel sind aber zunächst angebracht. Brutto holten sich die Banken im Dezember € 489 Mrd., aber berücksichtigt man die auslaufenden Tender waren es netto nur € 190 Mrd. Zugleich stiegen die Einlagen der Banken bei der EZB um weitere € 200 Mrd. auf über € 470 Mrd. Es ist zu vermuten, dass die Banken sich die Liquidität im Vorgriff auf die anstehenden Refinanzierungsbedürfnisse besorgten (im 1. Quartal rund € 280 Mrd.) – und weniger, weil schwach kapitalisierte Banken mit ohnehin hohem Sovereign-Exposure dieses noch weiter erhöhen wollen.

- Es gibt nach wie vor keine echte Entspannung an der Euro-Staatsschuldenkrise. Zwar sind die Risikoprämien am kurzen Rentenmarktende gefallen, am langen Ende ist aber wenig passiert (siehe Chart). Der Aktienmarkt ist vorausgelaufen.

- Die Stärke der Brandmauer um Italien/Spanien ist nach wie vor unklar angesichts des enormen Refinanzierungs-volumens von insbesondere Italien in der ersten Jahreshälfte. Die Höhe des IWF-Beitrags bleibt unsicher, die drohende Herabstufung von Frankreich entwertet den jetzigen Rettungsfonds. Die EZB ist (noch) kein Kreditgeber der letzten Instanz für die Staaten. Die heutige Pressekonferenz der EZB bringt keine neuen Impulse für den Aktienmarkt.


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