Vermögensverwaltung im Fonds Die besten VV-Fonds

Auf das Zusammenspiel kommt es an: Vermögensverwaltende Fonds stehen bei Anlegern hoch im Kurs.

Auf das Zusammenspiel kommt es an: Vermögensverwaltende Fonds stehen bei Anlegern hoch im Kurs. Foto: Fotolia

Eine Frau und acht Männer in der Lobby des Dorint-Hotels in Mannheim verändern die Investmentbranche. Es ist der 26. Januar 2011, früher Nachmittag, nebenan im Congress Center brummt der alljährliche Fondskongress. Auf der Tagesordnung steht der Verkaufsschlager der vergangenen Monate: Investmentfonds, die eine komplette Vermögensverwaltung in einem einzigen Produkt darstellen sollen.

Aktien und Anleihen gehören auf jeden Fall dazu. Zuweilen aber auch Immobilien, Rohstoffe, Edelmetalle und eine Cash-Quote, die mehr ist als eine bloße Geldablage. Sie soll taktische Funktionen übernehmen. Damit sind es Produkte, in denen nicht eine einzige Anlageklasse die Rendite bringt. Vielmehr geht es um das Zusammenspiel der Komponenten in Abstimmung zum Marktgeschehen. Die Mannschaft soll der Star sein, nicht ein paar Solokünstler. Und diese Mannschaft braucht einen Trainer, der sie richtig aufstellt und taktisch ausrichtet.

Drei Komponenten reichen schon

Nur, so stellen die neun Diskutierenden fest, ist noch nicht klar, was denn so einen vermögensverwaltenden Fonds, kurz VV-Fonds, nun genau auszeichnet. „Es geht darum, harte Kriterien zu finden, um eine schwammige Definition für VV-Fonds zu vermeiden“, sagt Günter Schlösser, Chef des Verbands unabhängiger Vermögensverwalter. Genau das passiert an jenem Tag.

Ein wichtiges definiertes Kriterium ist das Risikomanagement, um Extremverluste wie 2008 zu begrenzen. Innerhalb von fünf Jahren sollen die Manager immer versuchen, den Anlagebetrag zu erhalten. Das unterscheidet sie von Fonds mit Absolute- Return-Anspruch, die weitaus kürzere verlustfreie Perioden stemmen müssen. Zudem soll die Strategie unabhängig von Marktindizes sein. So weit, so klar. Die Überraschung ist aber: Laut Mannheimer Definition muss es gar nicht mal ein Multi-Asset-Fonds mit tausend Anlageklassen sein.

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Es reichen Aktien, Anleihen und eine nennenswerte Barkomponente als Manövriermasse, um als vermögensverwaltend durchzugehen. Das ist eine griffige Beschreibung, mit der man arbeiten kann. „Ich glaube, vermögensverwaltende Investmentfonds waren bis dahin regelrecht stiefmütterlich behandelt worden“, erinnert sich Norbert Neunhoeffer vom Finanzdienstleister MMD Multi Manager heute: „Es waren immer nur Mischfonds.“

Neben ihm und Schlösser waren auch sein MMD-Kollege Klaus-Dieter Erdmann sowie Claudia Vogl-Mühlhaus und Sasa Perovic von der Rating-Agentur Scope mit dabei. Und diese fünf stellen in den folgenden anderthalb Jahren einige wichtige Dinge auf die Beine, die VVFonds künftig ein gutes Stück mehr Popularität und Vertrauen bringen dürften. Denn heute führt MMD eine eigene spezielle Datenbank mit mehr als 1.500 VVFonds. Gemeinsam mit Scope hat die in Arnsberg ansässige Gesellschaft ein Rating entwickelt.

Nicht nur die Rendite zählt


Für DAS INVESTMENT stellte MMD zudem eine Liste mit den jeweils fünf besten Fonds aus vier Kategorien zusammen. Grundlage für die Platzierungen ist aber nicht nur – wie herkömmlich – die Wertentwicklung.

Zur Hälfte zählen auch die Risikomerkmale Volatilität, maximaler gemessener Verlust und die Zeit, die der Fonds brauchte, um den Verlust wieder aufzuholen – die Recovery Period. Damit fügt MMD einen wichtigen Teil der in Mannheim definierten Erkennungsmerkmale mit ein, das Risikomanagement.

Das Zusammenspiel zählt

Mittlerweile haben sich auch einige Anbieter herauskristallisiert, die das Thema besonders intensiv bearbeiten. Zum Beispiel Schroders. Das Londoner Investmenthaus schlug diesen Weg ein, als es vor elf Jahren Michael Dobson in den Vorstand holte. Der hatte zuvor schon die Vermögensverwaltung der Deutschen Bank geleitet und den Absolute-Return- Manager Beaumont Capital gegründet.

Schroders hatte jahrelang die hauseigenen Pensionsvermögen in Multi-Asset- Anlagen verwaltet. Seit Dobsons Antritt baute es die Abteilung auf 70 Mitarbeiter aus und erklärte VV-Fonds zu einem Schwerpunkt. „Eine traditionelle, blinde Streuung durch den Einsatz vieler Anlageklassen funktioniert in einem extremen Stressumfeld nicht mehr“, sagt Gregor Hirt, der die Multi-Asset-Anlagen für Kontinentaleuropa leitet. In seinem Haus habe man den Managementansatz deshalb verändert.

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Größeres Augenmerk gilt jetzt dem Zusammenspiel der vielen Marktrisiken, besonders unter Stress-Szenarien. Ebenfalls ungünstig ist nämlich Hirt zufolge, dass es einen festen Anker oder auch sicheren Hafen im Portfolio einfach nicht mehr gibt. Ehemalige sichere Häfen wie deutsche, britische, schweizerische oder amerikanische Staatsanleihen sind heute dermaßen überteuert, dass sie kaum noch Renditen abwerfen.

Ein weiterer Platzhirsch bei VV-Fonds ist die weltgrößte Fondsgesellschaft Blackrock. Allein ihr BGF Global Allocation ist 10 Milliarden Euro schwer. Das Geld kommt von institutionellen und privaten Anlegern gleichermaßen, stellt Oscar Pulido, Produktspezialist und Portfoliomanager, fest. Anleger, die nicht die Zeit haben, ihr Depot mit Aktien, Renten und Cash selbst auszubalancieren. Oder die es einfach auch nicht gut genug können. Konkrete Namen will Pulido nicht nennen (und darf er wahrscheinlich auch nicht).

Er erkennt bei der nachfragenden Kundschaft aber ein „Verlangen, dem Portfoliomanager maximale Freiräume zu geben, damit er weltweit nach den besten Investmentmöglichkeiten suchen kann“. Dass das nicht nur Vorteile bringt, ist aber auch ihm bewusst. „Multi-Asset- Fonds gehören fast nie zu den Bestperformern über einen bestimmten Zeitraum“, sagt er. Aber das sei auch nicht deren Zweck: „Sie sollen nicht immer alle Anlageklassen outperformen, sondern nur meistens die meisten Anlageklassen.“ Investoren müssten deshalb auch Geduld für solche Produkte mitbringen.

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SEB nutzt die ruhige Hand

Ein großes Ja zum VV-Fonds sagt auch SEB Asset Management. Die schwedische Gesellschaft zog Anfang Oktober ihr Multi- Asset-Team in Stockholm zusammen. Neuer Chef ist Mårten Gabrielsson, seit 2003 in der Firma und seit 2007 im Investmentteam. Gabrielsson zeigt sich als Anhänger von Risikostreuung und betrachtet sie gar als „unser wichtigstes Werkzeug für Risikomanagement“. Für den Fonds nutzt er die ruhige Hand. „Unser strategischer Ausblick reicht immer über mindestens ein Jahr“, sagt der Schwede.

Kurzfristig und damit taktisch seien dagegen Entscheidungen, die das Risikomanagement betrifft. Denn Streuung hin oder her – wenn es hart auf hart kommt, nutzt Gabrielsson Derivate, um Positionen oder Portfolios zu sichern. Probleme gab es nur 2011, als die SEBFonds Verluste erlitten und gegenüber der Konkurrenz an Boden verloren. Das Managementteam war im letzten Quartal 2011 nur schrittweise in Aktien wieder eingestiegen.

Damit verpasste es die Erholung, die die Aktienmärkte nach einem starken Kursrutsch Anfang August bis zum Jahresende durchliefen. Vorsicht als Renditekiller – verrückte Welt. Der Fall zeigt, dass bei VV-Fonds eine neue Form der Risikostreuung nötig wird – jene über verschiedene Managementstile. Denn jeder Manager nutzt ohnehin schon mehrere Anlageklassen zum Streuen. Das muss der Investor also nicht auch noch machen.

Stattdessen sollte er das Risiko ausschalten, dass eine einzelne Strategie in bestimmten Situationen versagt. Und das erreicht er wiederum durch verschiedene Managementstile. Ungünstig wird es nur, wenn sämtliche kombinierten Managementansätze nichts taugen. Und genau diese Gefahr lässt noch viele Investoren vor den Allesin- einem-Produkten zurückschrecken. Sie setzen Kundenportfolios weiter aus puren Bausteinen zusammen.

Etwa aus passiven Markt-Trackern wie ETFs oder aktiv gemanagten Fonds aus einer Nicht-Mischkategorie. Zum Beispiel Jörg Brock. „Mischfonds sind standardisiert, Vermögensverwaltung sollte aber individuell sein“, sagt der Gründer und Inhaber der Frankfurter Beratungsfirma Knowhow 2 Invest. Wenn er ein Vermögen strukturiert, verlegt er sich deshalb auf direkte Anlagen in Aktien, Anleihen und Genussscheine und mischt ETFs bei.

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Andere Vermögensverwalter schätzen manche Produkte durchaus als sinnvolle Beimischung. So auch Alexander Orthgiess. „Grundsätzlich bevorzugen wir Fonds spezialisierter Manager, aus denen wir die Asset Allocation für die von uns betreuten Portfolios selbst zusammenstellen“, sagt das Vorstandsmitglied der Münchener Vermögensverwaltung Döttinger Straubinger.

Findet er jedoch Fondsmanager, die „gekonnt die Klaviatur verschiedener Asset-Klassen spielen“ und so einen Alpha genannten Mehrwert erzeugen, wird es auch für Orthgiess interessant: „Solche Manager setzen wir zusätzlich ein, um die Volatilität in unseren Kundenportfolios zu reduzieren, ohne gleichzeitig Chancen aufgeben zu müssen.“

Immobilien im Fonds? Warum?

„Wir suchen in erster Linie Manager, die ein gutes Gefühl für Aktien-Renten- Gewichtungen haben“, sagt die Mitarbeiterin eines Family Office, die gern anonym bleiben möchte. „Vermögensverwaltende Fonds sind zwar keine Alleskönner, aber eine wunderbare Beimischung.“ Bis zu 20 Prozent liquider Mittel würde sie dort hineingeben. Von den Anbietern schätzt sie unter anderem die Vermögensverwaltung Eyb & Wallwitz mit ihrem Phaidros Balanced, dessen Aktienquote zwischen null und 75 Prozent liegen darf.

Was für sie einen guten VVFonds ausmacht? Unkompliziert muss er sein, Aktien und Renten enthalten, dafür aber keine Immobilien („Die haben in einem Fonds nichts zu suchen“), und er darf seine Bestände höchstens per Derivat absichern. Der maximale Verlust sollte selbst in stürmischen Zeiten 10 Prozent nicht überschreiten. Mit ihrer Zuneigung zum Phaidros Balanced steht sie übrigens nicht allein.

Die Rating-Agentur S&P Capital IQ Fund Research stufte den Fonds im Mai von Silber auf Gold herauf. Nur Platin wäre noch besser. „Der sehr disziplinierte Ansatz der Fondsmanager hat sich als erfolgreich erwiesen, wenn es um die Gewinnmitnahme in steigenden und die Vermeidung von Kursverlusten in fallenden Märkten geht“, begründet der dafür verantwortliche Analyst Peter Fuller diesen Schritt. Sein Vertrauen in das Produkt sei gewachsen.

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Auch Roland Jauch ist guten Flexi- Fonds gegenüber nicht abgeneigt. „Wir verwenden Multi-Asset-Fonds als natürlichen Ausgleich zwischen strategischen und überwiegend passiven ETF-Modulen“, erklärt der geschäftsführende Gesellschafter des Family Office Walser Wertemanufaktur. Er will allerdings ein glaubhaftes Alpha sehen und ein überzeugendes Konzept, das in dieser Form kein anderer Fondsmanager fährt.

Um Jauch zu überzeugen, muss der Fonds bereits Stress-Situationen gemeistert haben, gering mit anderen Teilen des Portfolios korrelieren und auch von der Strategie her überzeugen. Vorteilhaft ist es auch, wenn der Fondsmanager gar nicht erst versucht, die Zukunft vorherzusagen. Etwa wie im Walser Portfolio German Select, den die Walser Privatbank vor sieben Jahren gestartet hat. Dort beginnt das Jahr immer mit deutschen Aktien und Bundesanleihen zu je 50 Prozent Gewichtung.

Nach dem Vorsatz „eins von beiden läuft immer“ wird die bessere Anlageklasse Schritt für Schritt höher gewichtet. „Im laufenden Jahr hatte das Modell nach sechs Wochen bereits eine Aktienquote von rund 65 Prozent“, sagt Jauch. Viele auf Prognosen vertrauende Fondsmanager seien dagegen skeptisch ins Jahr gegangen und hätten entsprechend niedrige Aktienquoten gehabt. Es liegt noch ein weiter Weg vor der Multi- Asset-Branche.

Sie muss nun dauerhaft zeigen, dass sie Krisen meistern kann, dass ihre Sicherungssysteme funktionieren, dass sie den Mix verschiedener Anlageklassen beherrscht. Sie muss die – natürlich immer vorhandenen – Blindgänger unter ihren Produkten aussortieren und durch Leistung Vertrauen gewinnen. Hier können Dienstleister wie Scope und MMD Multi Manager helfen. Viele Produkte sind aber einfach noch zu jung. Da hilft nur das, was die Branche selbst auch von ihren Investoren fordert: ein bisschen Geduld.

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