Viele Investoren glauben, dass ESG-Strategien outperformen, also sich besser entwickeln als die Indizes. Mit einer Publikation unter dem Titel „Liebling, ich habe das ESG-Alpha geschrumpft“ widerlegt Scientific Beta diesen Glauben und behauptet: „Es gibt keinen soliden Beweis dafür, dass ESG-Strategien outperformen.“ Thomas Kurtz, ehemaliger Leiter des Portfoliomanagements von Meag Asset Management, nimmt die Publikation unter die Lupe.
Eigentlich ist es keine Glaubensfrage mehr, ob ESG-Strategien outperformen. Mehrere Studien haben es bewiesen. Auch deutsche Asset Manager wie Allianz Global Investors oder DWS behaupten auf Ihren Websites, dass ESG-Strategien besser performen oder zumindest Risiken reduzieren. Scientific Beta widerlegt diese Behauptungen. Als quantitativer Think Tank gehört Scientific Beta zur renomierten französischen EDHEC-Business School und zählt weltweit, laut Master-in-Finance Ranking 2021 der Financial Times, zu den Top-5.
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Viele Investoren glauben, dass ESG-Strategien outperformen, also sich besser entwickeln als die Indizes. Mit einer Publikation unter dem Titel „Liebling, ich habe das ESG-Alpha geschrumpft“ widerlegt Scientific Beta diesen Glauben und behauptet: „Es gibt keinen soliden Beweis dafür, dass ESG-Strategien outperformen.“ Thomas Kurtz, ehemaliger Leiter des Portfoliomanagements von Meag Asset Management, nimmt die Publikation unter die Lupe.
Eigentlich ist es keine Glaubensfrage mehr, ob ESG-Strategien outperformen. Mehrere Studien haben es bewiesen. Auch deutsche Asset Manager wie Allianz Global Investors oder DWS behaupten auf Ihren Websites, dass ESG-Strategien besser performen oder zumindest Risiken reduzieren. Scientific Beta widerlegt diese Behauptungen. Als quantitativer Think Tank gehört Scientific Beta zur renomierten französischen EDHEC-Business School und zählt weltweit, laut Master-in-Finance Ranking 2021 der Financial Times, zu den Top-5.
Wenn Scientific Beta also an der Outperformance von ESG-Strategien zweifelt, dann macht es Sinn, sich die Studie einmal ganz genau anzusehen. Auf 44 Seiten untersuchen die Autoren insgesamt 24 verschiedene ESG-Strategien, und zwar nicht nur ESG-Overall Strategien, also die Übergewichtung von Aktien mit den besten ESG-Ratings, sondern auch Strategien basierend auf isolierten Environment (E), Social (S) und (G) Governance-Ratings, sowie ESG-Momentum-Strategien, die jene Unternehmen übergewichten, welche die größte Verbesserung im Hinblick auf ESG-Ratings zeigen.
Scientific Beta verwendet zum Nachbau dieser Strategien die ESG-Ratings des US-Finanzdienstleisters MSCI. Auch die Untersuchung der Outperformance erfolgt im Hinblick auf breite MSCI-Aktienindices (weltweit, USA, Europa, Emerging Markets). Demnach gibt zwar eine Outperformance von ESG-Strategien relativ zu den breiten Aktienindices – je nach Strategie sogar bis zu plus 3 Prozent pro Jahr im Zeitraum 2008 bis 2020 –, jedoch ist diese Outperformance nicht wirklich auf die ESG-Kriterien zurückzuführen, sondern auf andere Einflüsse. Scientific Beta identifiziert drei solcher Einflüsse, von denen jeder für sich genommen fast die gesamte Outperformance der ESG-Strategien erklärt.
- Faktorgewichtung: Das alte 3-Faktor-Modell von Fama/French erklärt die Performance von Aktien durch 3 Faktoren, nämlich Markt, Size und Value. Im Jahr 2015 haben Fama/French ihr Modell um zwei weitere Faktoren erweitert: Profitabilität und Investment. Die Scientific Beta Analyse von ESG-Strategien zeigt, dass diese beiden Faktoren 75 Prozent der ESG-Outperformance erklären. Mit anderen Worten: Die ESG-Outperformance lässt sich durch den Kauf von profitablen Unternehmen mit niedrigen Schuldenquoten sehr einfach replizieren, wobei die Titelauswahl durch einfache Bilanz-Kennzahlen erfolgt und keine aufwändige ESG-Ratings erfordert. Man braucht also kein Heer an ESG-Analysten, bei MSCI arbeiten 250 ESG-Analysten, um ESG-Outperformance zu generieren.
- Branchenneigung: ESG-Ratings schwanken stark zwischen Sektoren. Zum Beispiel haben Unternehmen im Technologie-Sektor meist gute Ratings, Unternehmen im Energie-Sektor meist schlechte. Kein Wunder also, dass ESG-Strategien zu großen Über- und Untergewichten von Sektoren führen. Bereinigt man die ESG-Strategien um die Sektor-Gewichte, verschwindet auch die Outperformance. Vereinfacht: Die gute Performance von ESG-Strategien basiert auf der guten Performance von Technologie-Aktien. Und sonst nichts.
- Aufmerksamkeitsverschiebungen: Die Aufmerksamkeit von Investoren für das Thema ESG hat in den vergangenen zwei Jahren deutlich zugenommen und führte zu großen Zuflüssen in ESG-Fonds. Natürlich liegt es auf der Hand, dass ESG-Strategien besser performen, wenn Geld in ESG-Fonds fließt. Aber wie viel der ESG-Outperformance lässt sich durch diesen Zufluss-Effekt erklären? Die vereinfachte Antwort von Scientific Beta: 100 Prozent. Eine Outperformance von ESG-Strategien ist nur für Zeiträume starker ESG-Fondszuflüsse nachweisbar. Besonders der Zufluss der Jahre 2019-2020 erklärt die ESG-Outperformance. Wer also an einem langfristigen Bild von ESG-Outperformance interessiert ist, sollte laut Scientific Beta die Performance dieser Jahre ausblenden, wie die folgende Grafik verdeutlicht:
Zusammenfassung: Die Publikation von Scientific Beta öffnet die Augen. Sie identifiziert drei einfache Treiber, welche die Outperformance von ESG-Strategien im Zeitraum 2008-2020 jeweils fast vollständig erklären:
1. Das Übergewicht von Quality-Aktien, also Aktien mit stabilen Gewinnen und niedriger Schuldenquote.
2. Das Übergewicht von Technologie-Aktien.
3. Die Zuflüsse in ESG-Fonds, hier vor allem die Jahre 2019-2020.
Mit einfachen Strategien, beispielsweise einem Übergewicht an Quality-Aktien, kann die Outperformance aufwändiger ESG-Strategien also viel einfacher erreicht werden, auch ohne ESG-Kriterien. Wer über Performance der oben genannten Treiber hinaus weitere Outperformance sucht, wird sie in ESG-Strategien nicht finden. Es gibt jedoch auch andere Gründe für Investoren, ESG-Kriterien zu berücksichtigen. Eigene Werte und Normen, oder externer gesellschaftlicher und regulatorischer Druck, um nur einige Beispeile zu nennen. ESG-Kriterien können solche Anforderungen erfüllen. Die Performance wird sich dadurch jedoch nicht verbessern. Das wissen wir jetzt.