Zurück in die Städte Begrenzter Wohnraum in Metropolen

Uwe Schmitz, Vorstandsvorsitzender der Frankonia Eurobau

Uwe Schmitz, Vorstandsvorsitzender der Frankonia Eurobau

Die Prognosen reichen bis weit in die Zukunft – so weit, dass der demografische Wandel innerhalb der Prognosezeiträume deutlich spürbar wird. Viele Gemeinden verzeichnen demnach sinkende Einwohnerzahlen; nicht aber München, Hamburg... In Frankfurt am Main soll die Bevölkerungszahl bis 2030 um fast 25 Prozent wachsen. In Hamburg sind es elf Prozent.

Oder in absoluten Zahlen: In München wird die Zahl der Haushalte bis 2030 voraussichtlich um mehr als 100.000 ansteigen. In Berlin wird diese Grenze bereits im Jahr 2025 überschritten sein. Je nach Haushaltsgröße ergibt sich jeweils etwa die doppelte Zahl an Menschen, die zusätzlich in die beiden Städte strömen. Als Grund für den Trend zurück in die Stadt wird häufig der Wunsch nach Urbanität genannt. Der Wunsch nach kurzen Wegen zu Kultur, zu Einkaufsmöglichkeiten, zu Schulen.

In ländlichen Regionen und auch im Umland der Städte ist dies nicht immer gegeben – und wenn, dann meist weniger umfänglich als in den Zentren größerer Städte. Allerdings gibt es noch einen weiteren Grund, der in der Diskussion häufig übersehen wird: Es zieht die Menschen zurück in die Städte, weil sie schlicht schöner geworden sind. Die Innenstädte präsentieren sich in einem anderen Gewand als in der Vergangenheit.

In Berlin, Hamburg, München oder auch Düsseldorf sind die Zentren merklich ästhetischer als noch vor zehn Jahren. Zu verdanken ist dies sowohl einer tendenziell höheren architektonischen Qualität bei Neubauten als auch der zunehmenden Sanierung von lange vernachlässigten Beständen. Selbst die Bausünden aus vergangenen Dekaden sind vielerorts revitalisiert (und aufgehübscht).

Städte werden immer schöner


Planungs- und Bauämter legen augenscheinlich mehr Wert auf qualitativ hochwertige Architektur. Als Stichwort ist hier der städtebaulich-architektonische Wettbewerb genannt. Er spielt eine zunehmend wichtigere Rolle – unter anderem als Teil der Bürgerbeteiligung, denn nicht selten sitzen Bürger in der Jury. Aber auch private Bauherren legen mehr Wert auf gute, also auch schöne Architektur.

Es mag nach wie vor Bauherren geben, die in erster Linie auf Quantitäten achten – die also die vermiet- oder verkaufbare Fläche maximieren und die äußere Hülle als ein Mittel für diesen Zweck sehen. Es gibt aber mehr und mehr Bauherren, die Baukultur, Ästhetik und attraktive Architektur höher gewichten und als Teil der Rendite denken. Der Anspruch an schöne Städte wird somit zunehmend von beiden Seiten befeuert – von der öffentlichen Hand und auch von privater Seite.

Nun ist bekannt, dass dem anhaltenden Zuzug der Menschen in die Städte ein Mangel an erforderlichem Wohnraum gegenübersteht. Die Städte sind gegenwärtig darum bemüht, diesen Widerspruch aufzulösen. Sie identifizieren Potenzialflächen für neue Wohnungen und treiben den Wohnungsbau kommunaler Gesellschaften voran. Zugleich sind sie offen für private Bauherren, die Wohnraum errichten möchten. Wichtig ist hierbei aber, den architektonischen Anspruch weiterhin hoch zu halten.

Aktionismus wäre fehl am Platze – den Wohnungsbau zu schnell und zu planlos voranzutreiben und dabei die gewonnenen Qualitäten aus dem Auge zu verlieren, wäre ein falsches Signal. Mancherorts sind solche Tendenzen bereits zu beobachten: Bebauungspläne, die über Jahre gereift sind, werden über Nacht neu dahingehend diskutiert, ob nicht Wohn- statt einer gewerblichen Nutzung sinnvoller ist, und unter Hochdruck werden Änderungsverfahren angeschoben. Das kann sinnvoll sein – muss es aber nicht.

Wie gesagt: Die Innenstädte ziehen die Menschen unter anderem deshalb an, weil sie schöner geworden sind. Dies darf durch aktuelle und künftige Bauprojekte nicht konterkariert werden. Anderenfalls entziehen sich die Städte zumindest teilweise die Grundlage für die momentane Anziehungskraft.

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