Zunehmend in Konkurrenz mit Master-KVGen Der neue Typus der Verwahrstelle

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Angesichts der dramatisch geschmolzenen Renditen auf Zinsanlagen schichten institutionelle Anleger seit einigen Jahren in extern verwaltete Fonds um. Das ist ein Trend, der sich laut der neuen Spezialfondsstudie der Analyse-Gesellschaft Telos fortsetzen wird. Damit kommt auch auf die Verwahrstellen zusätzliches Geschäft zu. Nach Ansicht Schuerhoffs hat sich das Verwahrstellengeschäft in den vergangenen Jahrzehnten gewandelt: „Noch vor 30 Jahren standen die damaligen Depotbanken und heutigen Verwahrstellen im Hintergrund. Ihr Kerngeschäft waren die Buchhaltung und das Back Office.“ Heute sei ihr Geschäft viel aktiver, und sie positionierten sich mehr denn je als Berater für Anleger. 

Unter einem Dach und doch getrennt: KVG-Geschäft und Verwahrstelle 

Damit letztere angesichts ihrer vielen Aufgaben den Durchblick behalten, haben sich die großen Anbieter einen besonderen Service ausgedacht. Sie verkaufen Kunden eine Art Rundum-sorglos-Paket und bündeln Master-KVG und Verwahrstelle. „Dieser Trend gewinnt an Bedeutung“, sagt Vertriebsspezialist Harold Keller von Societe Generale Securities Services, einem Anbieter dieser Dienstleistung. In Anspruch nehmen sie Keller zufolge vor allem kleine und mittelgroße institutionelle Anleger. Die Anbieter müssen ihr unter einem Dach gebündeltes Verwahrstellen- und KVG-Geschäft klar voneinander abgrenzen. „Zwischen der Verwahrstelle und der KVG muss es immer eine Chinese Wall geben“, betont Keller.

Berater Schuerhoff nennt einen wesentlichen Vorteil einer solchen Konstruktion: „Wenn Kunden die KVG und die Verwahrstelle an einen Anbieter auslagern, also die gesamte Wertschöpfungskette vom Front Office bis hin zum Back Office, benötigen sie für alle damit verbundenen Themen nur einen Ansprechpartner.“ Schuerhoff hat Verständnis dafür, wenn Anleger einem Konzern beide Aufgaben anvertrauen: „Gerade jetzt im Niedrigzinsumfeld, wo man kostenmäßig aus den Kapitalanlagen jeden Basispunkt herausquetschen muss, ergibt das kaufmännisch und prozessual Sinn.“

Die Entscheidung für oder gegen einen Komplettanbieter ist Ansichtssache. Einspar-Effekten und einer schlankeren Organisation steht ein Minuspunkt gegenüber: die Abhängigkeit von einem Finanzdienstleister. Kapitalsammelstellen, die an der Trennung von Master-KVG und Verwahrstelle bei unterschiedlichen Anbietern festhalten möchten, und dennoch mehr Effizienz erwarten, sollten sich den Markt genauer ansehen. Möglicherweise lohnt sich für sie der Wechsel zu einer anderen Verwahrstelle.

Die Anzahl der Akteure am Verwahrstellenmarkt ist in den vergangenen zehn Jahren geschrumpft – von 52 auf derzeit 39 Anbieter. Davon haben vor allem die großen Häuser profitiert und sind noch mächtiger, noch präsenter geworden.