Stephan Modler „Zu wenig Risiko ist genauso gefährlich wie zu viel Risiko“

Stephan Modler

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private banking magazin.de: Die DZ Bank hat ein Dax-Kursziel von 10.200 Punkten ausgegeben. Die Hessische Landesbank (Helaba) rechnet mit einem Rückgang unter 9.000 Punkte im kommenden Jahr. Wie sehen Sie die Entwicklung des deutschen Aktienindex im Jahr 2014?

Stephan Modler: Wir rechnen mit einem durchschnittlichen Wachstum der Dax-Werte von 6 bis 8 Prozent. Unseren Berechnungen zufolge sollte der deutsche Leitindex also Ende 2014 bei 9.800 bis 10.000 Punkten stehen.

private banking magazin.de: Welche Aktienmärkte sind Ihre Favoriten für 2014?

Modler:
Japan und Europa. Japan - ein Land, das bisher zu Recht von den Analysten stiefmütterlich behandelt wurde – könnte 2014 wieder für eine Überraschung sorgen. Die anhaltend expansive Geld-und Fiskalpolitik wird auch im kommenden Jahr die Konjunktur stützen. Die japanische Wirtschaft ist in diesem Jahr ordentlich gewachsen und das sollte auch 2014 der Fall sein – trotz der geplanten Erhöhung der Mehrwertsteuer.

Premierminister Abe hat ein Konjunkturpaket angekündigt, das den negativen Effekt der Steuererhöhung kompensieren und die heimische Nachfrage stärken soll. Die Japaner gehen mit „Abenomics“ damit einen anderen Weg als die USA, wo die Märkte einen langsamen Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik erwarten. Daher ist Japan unser Favorit.

private banking magazin.de: Und warum Europa?

Modler:
Europa hat zyklisches Aufholungspotenzial. Denn zum einen scheint die Strukturkrise bereits vorbei zu sein, die Rezession löst sich auf. Davon werden Aktien guter europäischer Unternehmen profitieren. Außerdem sind europäische Aktien attraktiver bewertet als zum Beispiel US-amerikanische.

private banking magazin.de: Bedeutet das im Umkehrschluss, dass Sie sich aus dem US-Aktienmarkt zurückziehen werden?

Modler:
Nicht unbedingt. Wir erwarten, dass auch in 2014 die maßgeblichen Impulse für das globale Wachstum von den USA ausgehen werden. Vor diesem Hintergrund behalten wir die bestehenden Positionen bei.

Allerdings gilt es zu bedenken, dass die Titel US-amerikanischer Unternehmen nicht mehr günstig bewertet sind und in den Kursen bereits viel Positives eingepreist ist. In Europa und auch in Japan sehen wir hier bessere Chancen. Aus Schwellenmärkten halten wir uns dagegen weitgehend zurück.