Zu nah an der Illiquidität Gefährden Unternehmensanleihe-ETFs die Marktstabilität?

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Erweiterter Forschungsansatz

Die empirische Studie von Caitlin Dannhauser hat ohne Zweifel einen wichtigen Impuls zur Erforschung des Liquiditäts-themas gesetzt, aber auch weitere Fragen aufgeworfen. Zudem ist der ihrer Untersuchung zugrunde liegende Beobachtungs-zeitraum (2009 bis 2013) relativ kurz bemessen.

Grund genug, die Auswirkungen von ETFs auf die Liquidität von Unternehmensanleihen in einem erweiterten Rahmen erneut zu betrach-ten. Für die entsprechende empirische Studie „A Study on Bond Exchange Trade Funds (ETFs) and Corporate Bond Liquidity” wurde ein Zeitraum von zwölf Jahren (2002 bis 2014) gewählt, der in der Lage ist, auch mögliche Auswirkungen der Finanzkrise zu berücksichtigen.

Zudem erfolgte die Analyse anhand von fünf verschiedenen, in der Wissenschaft gebräuchlichen Liquiditätskennziffern. Hierzu zählen die Messgröße nach Amihud, die Messgröße nach Roll, der Prozentsatz von Nullrendite und handelslosen Tagen, der Median der sogenann-ten kalkulatorischen Round-Trip-Kosten sowie der Umschlag.

Die Datengrundlage der Untersuchung bildeten die viertel-jährlichen Informationen über den Bestand von US-Unternehmensanleihen auf der Basis der Thomson Reuters eMaxx-Datenbank. Aus den entsprechenden Daten wurden inner-halb der Kategorie Investmentfonds manuell ETFs selektiert.

Über die Datenbank Trace der Financial Industry Regulatory Authority (FINRA) konnten die Handelsdaten für US-Unternehmensanleihen ermittelt werden. Auf dieser Basis wurden dann sowohl die Auswirkungen von ETFs auf Investment-Grade-Anleihen als auch auf Hochzinsanleihen-ETFs betrachtet.

Neue Erkenntnisse zur Liquidität

Auch wenn das Interesse an Unternehmensanleihen-ETFs zuletzt deutlich gewachsen ist, hat die Studie gezeigt, dass der Fußabdruck entsprechender ETFs gemessen am verwalteten Volumen des Gesamtmarkts für Unternehmensanleihen noch relativ klein ist (siehe Grafik 1).



Im Beobachtungszeitraum hielten ETFs im Durchschnitt gerade einmal 1,5 Prozent aller US-Unternehmensanleihen. Das Gros der Corporate Bonds wurde vielmehr vor allem von Versiche-rungsgesellschaften direkt oder von klassischen Investment-fonds gehalten.

Vor dem Hintergrund dieser Größenverhältnisse untersuchte die Studie die Liquidität von Corporate Bonds zunächst an einem Sample, das ETFs und klassische Investmentfonds sowie Investment-Grade-Anleihen als auch Hochzinsanleihen umfasst.

Mit Blick auf die klassischen Investmentfonds konnte hier ein stark positiver Einfluss auf die Liquidität von Unternehmensanleihen festgestellt werden. Was die im Sample berücksichtigten ETFs angeht, so war deren Einfluss auf die Liquidität positiv oder nicht vorhanden, in keinem Fall jedoch negativ.