Pitchbook-Zahlen aus den USA Zombiefonds wandeln in Venture Capital und Private Equity

Ein gut gelauntes Zombie auf dem Sitges Film Festival: Auch in der Filmbranche investieren Private-Equity- und Venture-Capital-Fonds – einige von ihnen gerieten nun in einen Zombie-Modus, warnt Pitchbook.

Ein gut gelaunter Zombie auf dem Sitges Film Festival: Auch in der Filmbranche investieren Private-Equity- und Venture-Capital-Fonds – einige von ihnen gerieten nun in einen Zombie-Modus, warnt Pitchbook. Foto: Imago Images / NurPhoto

Immer wenige Investoren beteiligen sich in den USA an Start-ups und jungen Unternehmen. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl von Venture-Capital-Investoren in den USA, die mindestens einmal investiert haben, um 25 Prozent gefallen. So wenige waren es zuletzt vor über einer Dekade. Nur noch 11.425 Anleger investierten damit in die Fonds – zu Hochzeiten im Jahr 2021 lag die Zahl noch bei 25.133 Investoren.

Die Statistiken hat die Private-Markets-Analyseplattform Pitchbook veröffentlicht. In einem Artikel liefert eine Pitchbook-Autorin auch eine Interpretation des Einbruchs: Eine Konsolidierung des Venture-Capital-Marktes sei in vollem Gange. Diese These nähern auch andere Statistiken: So ist das von Fonds global eingeworbene Kapital ebenfalls seit 2021 empfindlich gefallen. Damals lag es noch bei 380 Milliarden Dollar, Mitte 2024 hatten die Fonds gerade einmal 80,5 Milliarden Dollar eingeworben.

 

Problem für die Fonds ist aber vor allem: Auch die Zahl und das Volumen der Exits ist abgerauscht. Das ohnehin massig aufgelaufene Dry Powder aus den Vorkrisenjahren hat also noch weniger Fluchtmöglichkeiten als zuvor. Die Folge laut Pitchbook: Sogenannte Zombie-Fonds können kein Geld von den weiter vorsichtigen Investoren aufnehmen oder Schecks an neue Start-ups ausstellen. Während also die Unternehmen aus den Portfolios insolvent gehen würden, wenn sie in Schwierigkeiten kämen, würden viele Fonds noch Jahre als Zombiefonds weiterexistieren.

Schließlich können die Fonds die bestehenden Portfolios weiter managen und gleichzeitig noch Verwaltungsgebühren auf diese Portfolios erheben – das Ende dieser Fonds sei also eher schleichend. So zeigt eine Umfrage unter US-amerikanischen Venture-Capital-Fonds, dass immerhin 13 Prozent der Partner kein neues Kapital für einen Fonds einsammeln wollen und zusätzlich 27 Prozent ihre Pläne verschieben müssen.

Investoren sorgen sich wegen Financial Engineering

Auch Investoren wissen um die Zombiefonds. Laut einer Umfrage von Coller Capital gaben fast die Hälfte der befragten Private-Equity-Investoren an, dass sie Fonds halten, die sie als Zombiefonds einordnen würden. Auch im Venture-Capital-Segment dürfte es also ähnliche Entwicklungen geben. Ganze 57 Prozent der Private-Markets-Investoren fühlen sich zudem unwohl damit, dass ihre Manager den Nettoinventarwert ihrer Fonds beleihen, um sich Liquidität zu verschaffen. Auch andere Financial Engineerings wie PIK-Loans oder Dividend Recaps scheinen Private-Equity-Fonds derzeit zu nutzen, um über die Runde zu kommen.

Und was, wenn das nicht mehr funktioniert? Fast zwei Drittel der von Coller Capital befragten Investoren gehen davon aus, dass einer der Private-Equity-Manager aus ihren Portfolios in den kommenden zwei Jahren fusioniert oder übernommen wird. Das wäre dann quasi das Ende des ein oder anderen Zombiefonds, sowohl in Private Equity, als auch besonders bei Venture Capital.

 

Auch in Deutschland kommt diese Entwicklung an. So zeigt zumindest eine Umfrage von PWC und des Bundesverbands für Beteiligungskapital BVK, dass etwa 92 Prozent der befragten deutschen Investoren davon ausgehen, dass die Zahl der Insolvenzen zunehmen wird. Knapp 95 Prozent gehen davon aus, dass die Exit-Bewertungen zudem fallen – was auch die Fonds in Zugzwang bringt. Ebenfalls 95 Prozent der Investoren geben deswegen an, dass die Zahl der Überbrückungsfinanzierungen zugenommen hat.

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