private banking magazin: Nach Jahren niedriger oder gar negativer Zinsen deutet sich nun eine Zinswende an. Sind vermögende Kunden darauf vorbereitet?
Armin Eiche: Zunächst dürfen wir nicht vergessen, dass die sinkenden Zinsen und die entsprechenden Kursanstiege im Rentenportfolio jahrelang einen positiven Performance-Beitrag geliefert haben. Dass diese Entwicklung irgendwann endet und dies die Renditemöglichkeiten schmälert, war zu erwarten und erkennen wir seit einigen Monaten. Gleichwohl ist die Realität im Sinne geringerer Renditeerwartungen in den Portfolios bisher noch nicht zu allen Kunden durchgesickert.
Durch die Zinswende in den USA?
Eiche: Genau. Dort steigen die Zinsen über alle Laufzeiten. Anleger merken nun, dass die Performance nicht mehr so ist, wie sie es aus den vergangenen Jahren gewohnt waren. Nehmen Sie zum Beispiel zehnjährige Bundesanleihen. Im Sommer 2017 lag die Rendite bei 0,3 Prozent, Anfang des Jahres waren es 0,5 Prozent. Hätten Sie damals eine entsprechende Anleihe gekauft, hätte diese bis Jahresbeginn rund 5 Prozent an Kurswert verloren. Diese Entwicklung finden Sie aber auch bei Unternehmensanleihen, Papieren aus den USA oder Europa. Festverzinsliche Wertpapiere haben in den vergangenen sechs Monaten fast durchgehend keinen oder gar einen negativen Performance-Beitrag geliefert.
Dem Anlagedruck kann man ausweichen, indem man zusätzliche Kredit- oder Durationsrisiken nimmt.
Eiche: Die Anleger haben die Aufnahme von Kreditrisiken in den vergangenen Jahren bereits signifikant erhöht, aber bisher wurden diese nicht wirklich sichtbar. So wurde durch die Niedrigzinspolitik der EZB das eigentliche Kreditrisiko europäischer Staaten mit geringer Bonität verschleiert. Es kommt erst dann zum Vorschein, wenn sich die wirtschaftliche oder politische Situation verändert, so wie beispielsweise derzeit in Italien.
Wie kann man Kunden auf die Zinswende vorbereiten?
Eiche: Wie die meisten Kapitalmarktteilnehmer haben auch wir die nun stattfindende Zinswende erwartet. Entsprechend haben wir unsere Kunden auf ein solches Szenario vorbereitet. Klar ist, dass die eingeläutete Zinswende einen signifikanten Einfluss auf die Vermögensanlage haben wird. Große Teile des Rentenbereichs werden keinen positiven Beitrag mehr zur Gesamtrendite liefern können. Anleger sollten daher einen Teil ihres Portfolios in alternative Anlagen wie Private Equity, Hedgefonds oder Immobilien umschichten. Alle drei zeichnet eine gewisse Illiquidität aus. Dafür sind es Anlageklassen, die auskömmliche Renditen erzielen können, ohne das Gesamtrisiko des Portfolios wesentlich zu erhöhen.