Zinserhöhungen sind vom Tisch Anleiheanleger müssen sich nach flexiblen Ansätzen umschauen

Michael Collins ist Senior-Portfoliomanager von PGIM Fixed Income.

Michael Collins ist Senior-Portfoliomanager von PGIM Fixed Income. Foto: PGIM

Niedrige oder auch negative Renditen sind nun Realität. Europäische Anleiheanleger könnten daher zu dem Schluss kommen, dass europäische Anleihen keine Chancen bieten. Schließlich bewegen sich die Zinssätze in Europa auf historischen Tiefstständen.

Doch Anleihen besitzen nach wie vor Ertragspotenzial – selbst angesichts eines Renditerückgangs zehnjähriger US-Treasuries um fast 130 Basispunkte auf rund 1,7 Prozent im vergangenen Jahr (Quelle: Bloomberg, Stand: 26. September 2019).

An der Frage, ob die Inversion der Renditekurve ein Zeichen für eine bevorstehende Rezession ist, scheiden sich die Geister. Auf jeden Fall legt sie aber einen flexibleren Ansatz bei Anlagen in Anleihen nahe – einen Ansatz, der nicht nur versucht, das Zinsrisiko zu begrenzen, sondern auch von den Total-Return-Merkmalen von Anleihen profitieren will.

Anleiheanleger stecken weiterhin in der Zwickmühle: Sollen sie größere Risiken eingehen und auf diese Weise das Ertragspotenzial erhöhen? Oder sollten sie ihre Erwartungen überdenken? Sie können mit einer Absolute-Return-Strategie für Anleihen von Marktverzerrungen profitieren. Solche Strategien sind an keine Benchmark gebunden und können, je nachdem, wie der Manager den Markt einschätzt, mit Derivaten Short- und Long-Positionen aufbauen, um von steigenden und fallenden Kursen zu profitieren.

In Hinsicht auf diese Art von Strategie unterscheidet man drei Kategorien:

  1. Makro-Ansatz: Hier fließen Top-down-Ansichten zu Zinsen, Währungen, Ländern und Branchen ein.
  2. Konzentrierter Ansatz: Dabei kann man sich auf den kompletten Markt beziehen oder aber auf eine einzelne Branche oder Region spezialisieren. Solche Portfolios enthalten eher große Positionen, dafür aber eine geringere Zahl unterschiedlicher Emissionen, Branchen, Währungen und/oder Länder.
  3. Mix aus Makro- und Mikro-Ansatz: Bottom-up- und Top-down-Stil kommen gleichermaßen zum Einsatz. Diese Portfolios sind generell gut gestreut und legen in ein großes Spektrum aus globalen Anleihekategorien, Zinsmärkten und Währungen an.

Unserer Meinung nach ist es ratsam, den in Punkt 3 beschriebenen Mischansatz zu nutzen, bei dem man die Gesamtduration innerhalb einer maßvollen Spanne steuert. Es ist die beste Möglichkeit, Mehrwert aus der Anleiheauswahl zu ziehen und dabei die strukturellen Zinsänderungsrisiken aus dem Markt zu begrenzen.

Das Wesentliche bei einer Absolute-Return-Strategie mit Anleihen ist, dass man darin einige Hebel bewegen kann, um das Risiko zu erhöhen oder zu verringern und dadurch die Ertragserwartungen hoch- und runterzuschrauben.

Viele Absolute-Return-Fixed-Income-Strategien waren darauf ausgelegt, das Zinsrisiko zu minimieren. Doch im heutigen Niedrigzinsumfeld, das noch geraume Zeit andauern könnte, bereitet das Zinsrisiko inzwischen weniger Sorgen.

Denn es stellt sich kaum noch die Frage, ob die EZB und andere Zentralbanken noch Spielraum für Zinserhöhungen besitzen. Das ist vom Tisch. Die US-Notenbank Fed ist offenkundig auf einem Zinssenkungskurs, und die Bank of Japan wird die Zinsen wahrscheinlich noch viele Jahre niedrig halten. Die Menschen haben sich mit niedrigen Zinssätzen abgefunden. Viel bedeutender sind nun die Kreditrisiken.