Auch Dank vermögender Privatanleger Bain-Studie: Zinsanstieg setzt Private-Equity-Branche nur kurzfristig zu

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Auch Dank vermögender Privatanleger
Bain-Studie: Zinsanstieg setzt Private-Equity-Branche nur kurzfristig zu
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Alexander Schmitz von Bain

Alexander Schmitz von Bain: „Die Private-Equity-Branche hat einen enormen Reifungsprozess durchlaufen und nimmt an den Kapitalmärkten mittlerweile eine wichtige Rolle ein. In den kommenden Jahren wird sie noch mehr an Bedeutung gewinnen und damit ihr Wachstum fortsetzen.“ Foto: Bain

„Im zweiten Halbjahr 2022 verharrten die Aktivitäten der Private-Equity-Fonds auf einem niedrigeren Niveau“, konstatiert Bain-Partner Alexander Schmitz, Leiter PE-Praxisgruppe in der Dach-Region. „Dennoch sind die Fonds unverändert gut positioniert, um weiterzuwachsen.“ Diese bewiesen mehrfach, dass sie auch mit widrigen Rahmenbedingungen zurechtkommen – zuletzt in der Rezession 2020 und davor in der globalen Finanzkrise 2008/2009. „Das Geschäftsmodell der Private-Equity-Branche ist und bleibt resilient“, betont Schmitz.

Dry Powder in der Branche steigt auf 3,7 Billionen US-Dollar

Die Zuversicht kommt unter anderem daher, dass das nicht-investierte Kapital („Dry Powder“), über das die globale PE-Branche Ende 2022 verfügte mir rund 3,7 Billionen US-Dollar einen Höchstwert erreicht. Binnen eines Jahres stieg es noch einmal um 500 Milliarden US-Dollar (siehe Abbildung). „Vor diesem Hintergrund ist damit zu rechnen, dass die PE-Fonds bereits in den kommenden Monaten wieder mehr Investitionen tätigen“, erklärt Bain-Partnerin Silvia Bergmann. Dabei sei es allerdings unumgänglich, einen klaren Fokus zu setzen: „Angesichts des derzeit schwierigen Umfelds sollten sie sich auf diejenigen Branchen und Themen konzentrieren, in denen sie sich am besten auskennen. Mit solch einer Strategie konnten in früheren Abschwüngen mit Investments sehr attraktive Renditen erzielt werden.“

 

2022 ist zweitbestes Jahr für neue Beteiligungen von Buy-out-Fonds

Investitionen von Buy-out-Fonds 2022 sind 2022 um 35 Prozent auf 654 Milliarden US-Dollar zurückgegangen. In der zweiten Jahreshälfte kam es insbesondere in Europa zu einem Einbruch. Angesichts der Zurückhaltung der Banken war es vor allem schwierig, kreditfinanzierte Mega-Deals zum Abschluss zu bringen. Die entsprechenden Kredite blieben in Summe in Europa und in den USA zuletzt 50 Prozent unter Vorjahresniveau. Bei den Exits ging es 2022 runter von 969 Milliarden US-Dollar auf 565 Milliarden US-Dollar. Das Fundraising sank von 413 auf 347 Milliarden US-Dollar in 2022 zurück. Die Gesamtzahl der Transaktionen sank laut Report in 2022 um zehn Prozent auf 2.318 Abschlüsse.

 

 

 

Dennoch war 2022 das zweitbeste Jahr für neue Beteiligungen von Buy-out-Fonds. Lediglich 2021 war die Gesamtinvestition höher ausgefallen. Ein ähnliches Bild ergibt sich beim Fundraising. Im Vergleich zum Vorjahr verringerte sich die Summe des neu eingeworbenen Kapitals 2022 zwar um 10 Prozent. Doch mit 1,3 Billionen US-Dollar floss viel Geld in neue Fonds. Lediglich 2021 gab es einen höheren Mittelzufluss.

Anteil vermögender Privatanleger steigt

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Konzentrierten sich die meisten PE-Fonds im Fundraising bisher auf institutionelle Investoren, entdecken sie nun auch private Anleger für sich. Diese verfügen über gut die Hälfte des weltweit verwalteten Vermögens, ihr Anteil am Vermögen der PE-Branche beläuft sich aber gerade mal auf 16 Prozent. Bergmann sieht Chancen, diesen Anteil auszubauen. „Vermögende Privatanleger werden zunehmend offener für eine Diversifizierung ihres Portfolios. Denn die Hoffnung ist groß, auf diese Weise höhere Renditen zu erzielen.“

Dekarbonisierung und Web3 als Wachstumsmotoren

Viele Anzeichen sprechen dafür, dass die Ära der Niedrigzinsen vorüber ist. Während in der Vergangenheit die Ausweitung der Multiples einen Beitrag zur Wertsteigerung leistete, müssen PE-Fonds ihr Portfolio im neuen Umfeld aktiver als bisher auf organisches Wachstum und Margen-Verbesserungen steuern. Gleichzeitig sind sie gefordert, den tiefgreifenden Wandel in vielen Märkten so weit wie möglich zu antizipieren.

Vor diesem Hintergrund liegt ein Fokus des diesjährigen Reports auf zwei disruptiven Veränderungen: Dekarbonisierung und Web3. Während die Fonds bei bestehenden Beteiligungen alles daransetzen müssen, die CO2-Belastung rasch zu senken, ergeben sich neue Investmentmöglichkeiten bei der Finanzierung alternativer Energien sowie kohlenstoffarmer Lösungen. Je früher Fonds hier Erfahrungen sammeln und Netzwerke aufbauen, desto größer sind ihre Chancen in diesem Zukunftsmarkt.

 

 

Ähnliches gilt für den vermehrten Einsatz von Web3-Technologien. Blockchains, Smart Tokens und andere Innovationen sorgen zwar auf der einen Seite für mehr Handlungsdruck im Portfolio, doch auf der anderen Seite eröffnen sich attraktive Beteiligungsmöglichkeiten. Aus Sicht von Schmitz sind die Fonds für diese und weitere Aufgaben gut gerüstet: „Die Private-Equity-Branche hat einen enormen Reifungsprozess durchlaufen und nimmt an den Kapitalmärkten mittlerweile eine wichtige Rolle ein. In den kommenden Jahren wird sie noch mehr an Bedeutung gewinnen und damit ihr Wachstum fortsetzen.“

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