Zeit zum Umdenken Die Moderne Portfoliotheorie ist für die Vermögensplanung ungeeignet

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a) Toms Finanzziele sind mit einer reinen Geldmarktanlage nicht erreichbar

Eine langfristige Simulation über 1.000 Kapitalmarkt-Szenarien illustriert, dass Tom während seines Ruhestandes nicht genügend Liquidität haben wird, um seine Rentenziel auszahlen zu können (rotes Dreieck in Abbildung 1). Die Wertentwicklung seiner Geldmarktanlage ist in blau dargestellt, während die Wertentwicklung der Immobilie gelb unterlegt ist. Der Korridor wird durch Szenarien mit besonders schlechter (5. Perzentil aller Szenarien) und guter (75. Perzentil) Marktentwicklung begrenzt; die plausible Entwicklung (Median) ist als gestrichelte Linie sichtbar.

Die Simulation umfasst den Zeitraum von heute über die gesamte Lebenszeit bis zu Toms erwartetem Ableben, auf Basis aktuarischer Daten. Toms Finanzziele sind unten in der Grafik ersichtlich: Die Ausbildung seiner Tochter in den Jahren von 2020 bis 2024 ist sichergestellt, doch kann eine reine Geldmarktanlage ihm nicht die Rente garantieren. Natürlich binden wir weitere Komponenten wie Beiträge, Darlehen oder Vermögensziele ebenfalls in die Simulation ein. Ferner könnte Tom durch Beleihung der Immobilie seine Situation weiter verbessern, was hier nicht dargestellt ist. Schliesslich muss er als Steuerzahler sein Einkommen und seine Kapitalgewinne versteuern, wobei langfristig auch Vermögensverwaltungskosten relevant sind.

Abbildung 1: Toms Vermögensentwicklung und Zielerreichungswahrscheinlichkeit (blauer Korridor: Entwicklung liquider Vermögenswerte, direkt von Finanzzielen tangiert; oranger Korridor: Immobilie; Rotes Dreieck: Liquides Vermögen vollständig aufgebraucht im Medianszenario) Quelle: 3rd-Eyes Analytics

Die Simulation zeigt also, dass Tom während seiner Pensionierung in Schwierigkeiten kommen wird. Die entscheidende Frage für Tom lautet also: Was kann er tun, um seine persönlichen Finanzziele zu erreichen?

b) Erreichen seiner Ziele mittels Moderner Portfoliotheorie verbessern

Der bekannteste Ansatz für eine optimale Anlagestrategie ist die Moderne Portfoliotheorie (MPT): Anlagen sollen man demnach nach ihrer risikogewichteten Rendite optimieren. Dieser Ansatz stammt ursprünglich von Harry M. Markowitz, der für seine Arbeit auf dem Gebiet der Portfolioauswahl 1990 mit dem Wirtschaftsnobelpreis ausgezeichnet wurde. Das Fundament hatte Markowitz bereits in den fünfziger Jahren gelegt, welches William Sharpe zur modernen Portfoliotheorie erweiterte. Somit basiert die moderne Portfoliotheorie auf einem Fundament, welches mehr als 60 Jahre alt ist. Die Grundidee ist einfach: Man vergleicht erwartete Rendite und Risiko und wählt für ein fixiertes Risiko das Portfolio mit der höchsten Rendite aus, und für eine fixierte erwartete Rendite das Portfolio mit dem tiefsten Risiko.

Tom kann also versuchen, seine Anlagen nach der MPT zu optimieren. In der Praxis impliziert dies eine Schätzung der erwarteten Rendite für jede Anlageklasse über eine bestimmte Zeitperiode, zum Beispiel über den nächsten Monat oder das nächste Quartal. Das Ergebnis der Optimierung ist eine Schar von Allokationen, die sich im Risiko und der erwarteten Rendite unterscheiden. Tom muss dann die Wahl treffen, welche Allokation seinem Risikoprofil entspricht.

Effizienzkurve, die sogenannte Efficient Frontier, nach der Modernen Portfoliotheorie: Portfolios mit minimalem Risiko bei gegebener erwarteter Rendite