Zeit zum Umdenken Die Moderne Portfoliotheorie ist für die Vermögensplanung ungeeignet

Felix Csajka ist Investmentchef des Schweizer Fintech 3rd-Eyes Analytics.

Felix Csajka ist Investmentchef des Schweizer Fintech 3rd-Eyes Analytics. Foto: 3rd-Eyes Analytics

Das sogenannte zielbasierte Anlegen oder zielbasierte Investieren, englisch goal-based advice oder goal-based investing, ist im Aufschwung. Denn viele Kunden wünschen sich diese Art von Beratung gemäß einer kürzlich publizierten Studie von EY.

Beim zielbasierten Investieren steht das Erreichen der kundenspezifischen finanziellen Ziele im Zentrum. Dies kann die Finanzierung von Wohneigentum, eine Rente während der Pensionierung oder eine Frühpensionierung sein. Die Frage ist nun, wie Kunden ihre spezifischen, finanziellen Ziele bestmöglich erreichen können, und was dafür benötigt wird.

  1. Ausgangslage

Wir alle machen uns Gedanken über unsere langfristigen Vermögensziele und kennen unsere geplanten Beiträge und Vermögenswerte zumindest in groben Zügen. Wir können aber nicht beurteilen, ob unsere Ziele realistisch sind und wie wir sie am besten erreichen.

Wie können wir mehr Transparenz in unsere langfristige Vermögensplanung bringen? Wie sind unsere Ziele mit der höchstmöglichen Sicherheit zu erreichen?

Diese Fragen müssten im Zentrum jedes Beratungsprozesses stehen, werden aber für Privatkunden kaum je klar beantwortet. Dabei ist die dafür passende Methodologie schon länger bekannt und institutionelle Anleger setzen sie seit Jahren erfolgreich ein. Weshalb also nicht auch für die individuelle Vermögensplanung?

Die Hürden liegen einerseits in der technischen Umsetzung, andererseits in der traditionellen Ausbildung der Finanzberatung, die den Schwerpunkt auf die reine Vermögensseite durch die Moderne Portfoliotheorie (MPT) legt. Langfristige Betrachtungen zu Auszahlungen und damit zu Zielen des Kunden werden de facto ausgeklammert.

Wir stellen in den folgenden Abschnitten anhand eines Beispiels vor, wie Vermögensplanung aussehen kann und warum traditionelle Ansätze wie die Moderne Portfoliotheorie zu kurz greifen.

  1. Warum traditionelle Methodologien nicht ausreichen

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Das folgende Beispiel illustriert die unterschiedlichen Ansätze und die Grenzen traditioneller Methodologien in der Vermögensplanung:

Tom Siedler ist 48 Jahre alt und in Deutschland steuerbar. Er hat mittel- und langfristige Ziele, nämlich die Finanzierung der Ausbildung seiner Tochter zu 2.000 Euro monatlich über vier Jahre, sowie die Sicherung seiner Rente mit 3.000 Euro monatlich. Sein aktuelles Vermögen beträgt 300.000 Euro in einem Geldmarktkonto. Ausserdem besitzt er eine Immobilie im Wert von 500.000 Euro mit einer Hypothek in der Höhe von 150.000 Euro.

Sein Einkommen sichert ihm seinen Lebensunterhalt, sein Vermögen wächst jedoch nicht. Ab Renteneintritt erhält er zudem eine monatliche Rente von 1.500. Tom ist es aktuell nicht klar, ob er mit dieser Ausgangslage seine finanziellen Ziele erreichen kann. Welche Möglichkeiten hat er, seine finanziellen Ziele bestmöglich zu erreichen?

Wir klammern hier die Möglichkeiten aus, die Tom ausserhalb der Kapitalmärkte anvisieren kann, wie: einen Sponsor suchen, sparen, Ausgaben in die Zukunft verschieben oder länger arbeiten, also den Renteneintritt auf ein höheres Alter verschieben.