Zehn Prognosen Was uns 2017 überraschen wird

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6. Einstiegschance bei Gold

Zunächst bekommen die Skeptiker recht. In einem Umfeld steigender Zinsen und eines festen Dollars wird Gold nicht gesucht, die Preise bleiben trotz zwischenzeitlicher Erholung unter Druck.

Erst mit dem erneuten Öffnen der monetären Schleusen zur Bekämpfung der sich immer offener zeigenden Rezession und den wieder zunehmen­den Sorgen um das Weltfinanzsystem zieht Gold wieder deutlich an. Und ist am Ende einer der Gewinner des Jahres.

7. Der Verfall der Eurozone geht weiter

Während zunächst alle Aufmerk­samkeit der italienischen Bankenkrise und den sich abzeichnenden Neu­wahlen gilt, kommt es in Holland zum Wahlsieg der Partei für die Freiheit, angeführt von Geert Wilders. Diese bildet mit der bisherigen Regierungs­partei VVD eine Koalitionsregierung und betreibt den Ausstieg aus EU und Euro.

Grundlage bildet dafür ein bereits im Jahr 2014 vom britischen Forschungsinstitut Capital Economics erstelltes Gutachten, welches eine bessere Entwicklung Hollands außerhalb des Euro prognostiziert (zum Artikel).

Für Anfang 2018 ist eine Volksabstimmung geplant, in der über einen Austritt abgestimmt wird. Ungefähr zeitgleich mit einer ähnlichen Abstimmung in Italien. Einziger Trost aus Sicht der Pro-Europäer ist der Wahlsieg des konservativen Reformers François Fillon. Er konnte sich in der Stichwahl knapp gegen Marine Le Pen durchsetzen, weil selbst die linken Wähler angesichts dieser Alternative den Konservativen unterstützten. Ob dieser wie versprochen Reformen durchsetzen kann, bleibt angesichts der Generalstreiks, die das Land seither erlebt, jedoch zweifelhaft.

8. Die EZB lässt letzte Hemmungen fallen

Angesichts der zunehmenden politischen Spannungen in EU und Euroraum, der Abschwächung der Welt­wirtschaft und des erstarkenden Euro geht die EZB aufs Ganze. Statt wie noch im Frühjahr erwartet zum Jahresende aus dem Programm aus­zu­steigen, folgt die EZB dem Beispiel Japans und beginnt, neben Anleihen auch Aktien direkt aufzukaufen.

Diese Käufe unterminieren das Vertrauen der Kapitalmärkte zusätzlich. Deshalb erklärt sich die EZB bereit, direkt Anleihen der EU zur Finanzierung von Infrastrukturmaßnahmen und weiteren Zukunftsprojekten zu kaufen. Das Helikopter-Geld wird Wirk­lich­keit. Mit diesem Billionen-Programm hofft man, die Stagnation zu überwinden. Zugleich wächst der Unmut in den Gläubigerländern weiter stark an.

9. Der Deal mit der Türkei platzt

Im Laufe des Jahres verschlechtert sich das Verhältnis der EU zur Türkei zusehends. Immer offensichtlicher wird die türkische Strategie im Nahen Osten und ihre Bereitschaft, die Inter­essen notfalls auch militärisch durchzusetzen.

In der Folge kommt es zu einer Aufkündigung der Zusammenarbeit mit Blick auf eine Begrenzung der Migrationsströme. Die Balkan-Route wird wieder zum bevorzugten Weg für die Migranten aus Afrika und dem Nahen Osten.

10. In Deutschland regiert Schwarz-Rot-Grün

Nach einem der inten­sivsten Wahlkämpfe der bundesdeutschen Geschichte erzielen weder die große Koalition, noch Schwarz-Grün oder Rot-Rot-Grün eine Mehrheit. Die deutlich erstarkte AfD, eine stabile Linke und eine in den Bundestag zurückgekehrte FDP erschweren die Regierungsbildung. So findet sich eine große Koalition der Verlierer, nachdem die SPD sich geweigert hat, eine Koalition mit der FDP einzugehen.

Über den Autor:
Daniel Stelter ist Makroökonom und Strategieberater (think-beyondtheobvious.com/). Im Frühjahr 2016 erschien im Campus Verlag sein jüngstes Buch „Eiszeit in der Weltwirtschaft“. Bis 2013 war er Partner bei der Boston Consulting Group. Seither macht er sich einen Namen als unabhängiger Experte zur Schuldenkrise.

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