Yukka Lab-Chef Andreas Pusch „Sentiment-Analyse ist dritte Säule im Asset Management“

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Und was genau kommt dabei heraus?

Pusch: Die Software filtert die Stimmung heraus. Wenn alle Redakteure und Experten sich negativ äußern, dann haben bereits alle im Markt verkauft. Und wer soll dann noch verkaufen? Wenn bereits alle in Panik sind, gibt es niemanden mehr der verkaufen kann, weil alle schon verkauft haben.

Die Sentiment-Analyse liefert frühzeitig eine Indikation darüber, wann der Boden erreicht ist. Und genau so ist es im umgekehrten Fall. Wenn alle gekauft haben und die Hysterie die Taxifahrer erreicht und Menschen anfangen ihre Jobs aufzugeben um an der Börse zu zocken, dann sind ja alle investiert.

Das sind die Extreme. Aber wie sieht es im Zwischenbereich aus?

Pusch: Sehr richtig. In diesem Spielfeld bewegen wir uns. Finanzakteure wissen, Stimmungen sind besonders in den letzten Jahren noch wichtiger geworden. Aussagen beeinflussen die Märkte, gerade wenn sie von EZB-Chef Mario Draghi oder anderen Akteuren kommen. Märkte werden massiv von Stimmungen beeinflusst. Mit unseren Nachrichtenquellen bekommen wir ein ganz breites Stimmungsbild, welches wir dann analysieren.

Ende 2014 konnte man das gut beobachten: Die Frage die vorherrschte war, schafft es der Dax über die 10.000 Punkte oder nicht. Es gab die Problematik mit Griechenland, mit der Ukraine. Doch die Stimmung stieg – die negativen Aspekte wurden durch positive Nachrichten mehr als kompensiert.

Das war der Klassiker: Die Stimmung schoss nach oben und die Märkte damit auch. Da konnte man gut diesen Vorlauf und die Bestätigung über die Stimmung sehen.

Das sind zwei Schwierigkeiten: Zum einen müssen sie die Stimmung richtig erkennen und dann die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Geht das überhaupt?

Pusch: Wir können nicht sagen wie tief die Märkte fallen. Was wir können ist die Stimmung im Markt aufgreifen. Das Ergebnis unserer Auswertung ist ein Stimmungsindikator auf periodischer Basis, welcher präzise zur Steuerung von Investitionsquoten herangezogen werden kann. Dabei wird auf täglicher, wöchentlicher, monatlicher oder Quartals-Basis die aktuelle Stimmungsquote angezeigt. Daraus leiten wir eine Allokationsquote ab. Somit wissen unsere Kunden jederzeit mit wie viel Prozent Sie in welchen Märkte investiert sein sollten.

Was meinen Sie mit Allokationsquote?

Pusch: Sie zeigt, wann es günstig erscheint in einen Markt zu investieren und wann es günstig ist, das Investment zu reduzieren, Teile abzusichern und somit Verluste zu begrenzen. Neben der Allokationsquote für Länderindizes, wie den Dax, SMI, Euro Stoxx oder MSCI World stellt unsere Software Sentitrade auch Verlustbegrenzungssignale zur Verfügung.

Die Buy- und Exit-Signale auf Basis der Trendwechsel der jeweiligen Finanzmarktstimmung werden für ausgewählte Branchen ausgegeben und unsere Kunden können durch grüne und rote Signale schnell erfassen wo die Reise hingeht.

Wo liegt ihr Schwerpunkt?

Pusch: Aktuell konzentrieren wir uns auf den deutschsprachigen Raum und Europa. Wir differenzieren nach Ländern, Regionen und Branchen. Demnächst kommen noch Unternehmen, aber auch Rohstoffe oder beispielsweise Währungen hinzu.

Und wer sind ihre Kunden?

Pusch: Wir richten uns nicht an Privatanleger. Unsere Software eignet sich für institutionelle Investoren wie Banken, Pensionskassen, Family Offices und Vermögensverwalter. Unser Finanzcockpit unterstützt Fondsmanager bei ihren Entscheidungen. Es ist eine sinnvolle Ergänzung neben der technischen und fundamentalen Analyse endlich auch den Faktor Stimmung mit den entsprechenden Signalen mit in die Überlegungen einzubeziehen. Sentiment-Analyse als Frühwarnsystem und dritte Säule im Asset Management.


Zur Person:
Andreas Pusch studierte Luft- und Raumfahrtechnik. Seit 2014 ist der Vorstand von Yukka Lab. Zuvor übernahm er 2009 Finatris, ein Beratungsunternehmen für Banken, Pensionskassen und Family Offices. Insgesamt blickt er auf fast 20 Jahre Erfahrung im Finanzdienstleistungsbereich zurück.

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