Interview WPV-Geschäftsführer Korfmacher: „Wir müssen nicht die Besten sein“

Hans Wilhelm Korfmacher, Geschäftsführer des WPV

Hans Wilhelm Korfmacher, Geschäftsführer des WPV: „Alternative Anlagen liegen bei uns bei rund 23 Prozent“ Foto: WPV

private banking magazin: Herr Korfmacher, eine Studie des Analysehauses 21st Real Estate kommt zu dem Schluss, dass Preisblasen am deutschen Immobilienmarkt wachsen werden. Wie schätzen Sie dieses Risiko ein?

Hans Wilhelm Korfmacher: Die Preisdynamik am deutschen Immobilienmarkt ist differenziert zu betrachten. Der Wohnimmobilienmarkt ist von einer sehr stabilen und hohen Nachfrage geprägt, die anhalten dürfte. Die institutionellen Investoren auf dem Gewerbeimmobilienmarkt verhalten sich in der Chance-Risiko-Betrachtung größtenteils rational. Ein hohes Preisniveau ist derzeit in nahezu allen Asset-Klassen gegeben, daher teilt unser Geschäftsführer für Immobilienanlagen, Sascha Pinger, nicht das Narrativ einer spekulativen Übertreibung speziell bei Immobilienanlagen.

Wie sieht Ihre Asset-Allokation aus?

Korfmacher: Unsere Immobilienquote liegt heute bei knapp 27 Prozent, aus der jüngsten ALM-Studie leitet sich eine Zielquote von 29 Prozent ab. Bei klassischen Aktienanlagen sind wir nach wie vor mit rund 17 Prozent eher defensiv aufgestellt. Alternative Anlagen liegen bei uns bei rund 23 Prozent. Immobilien und Alternative Anlagen machen also rund 50 Prozent aus, wir haben entsprechend einen hohen Anteil an Investments, die man landläufig unter „Private Markets“ subsummiert.

Das klingt sehr komfortabel ...

Korfmacher: Wir können uns eine sehr hohe Quote an illiquiden Investments leisten, weil wir in Relation zu den Beitragseinnahmen noch sehr niedrige Verpflichtungen, also Rentenleistungen, zu erfüllen haben. Die hohe Allokation in illiquiden Real Assets war in den vergangenen Jahren natürlich hervorragend. Real Assets waren und sind derzeit „the place to be“.

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Wie wird sich Ihrer Meinung nach der Markt entwickeln?

Korfmacher: Die Dotcom-Blase werde ich sicher nie vergessen. Ich war noch „gläubiger“ hinsichtlich der Aussagen, die namhafte „Experten“ in Bezug auf die künftige Marktentwicklung von sich gegeben haben. Ich halte auf der Grundlage dieser Erfahrung vollmundige Vorhersagen zur künftigen Marktentwicklung für unseriös: Niemand kann wirklich vorhersehen, wie sich der Markt entwickeln wird.

Woran glauben Sie?

Korfmacher: Ich habe gelernt, demütig zu sein. Die Dotcom-Blase hat mir gezeigt, dass Diversifikation der wichtigste Grundsatz in der Kapitalanlage ist. Die Finanzkrise und die Covid-Pandemie haben – um vorsichtig zu sein – bisher bei uns keine nennenswerten Einschläge hinterlassen. Demut und Diversifikation sind also die entscheidenden Aussagen.