Steigende Marktrisiken Worauf es bei Multi-Asset-Investments jetzt ankommt

Ingmar Przewlocka von Schroders

Ingmar Przewlocka von Schroders: „Es reicht allerdings im heutigen Marktumfeld nicht, verschiedene Anlageklassen miteinander zu kombinieren, um damit für Diversifizierung zu sorgen.“ Foto: Schroders

Zunehmende geopolitische Konflikte, wie jüngst der Krieg in der Ukraine, Inflationssorgen und divergierende Zinsentwicklungen: Aktuell sehen sich Investoren mit einer Vielfalt an Marktrisiken konfrontiert. Es ist zu erwarten, dass der Markt volatil bleibt und dass Aktien es sehr schwer haben, einen positiven Performance-Beitrag im Jahresverlauf zu liefern. Das stellt Investoren vor die Frage, wie sie ihre Portfolios gegen eine steigende Unsicherheit und Volatilität schützen können.

Dabei kommt der eine oder andere Investor auch zum Schluss, dass die eigene Expertise in einem solchen herausfordernden Marktumfeld an ihre Grenzen kommt und professioneller Rat gefragt ist. Hier rücken dann verstärkt Multi-Asset-Strategien ins Blickfeld. Schließlich sollen entsprechende Produkte durch Investments in verschiedene Anlageklassen für ausreichend Diversifizierung sorgen, Schwankungen weitestgehend abfedern und schlussendlich für ein optimales Risiko-Rendite-Profil sorgen. Bereits seit einigen Jahren steigt die Beliebtheit von Multi-Asset-Fonds. So lag das Netto-Mittelaufkommen Ende 2021 bei knapp 42 Milliarden Euro (Quelle: BVI). Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es etwa 10 Milliarden Euro (Quelle: BVI).

Kommen Multi-Asset-Konzepte an ihre Grenzen?

Es reicht allerdings im heutigen Marktumfeld nicht, verschiedene Anlageklassen miteinander zu kombinieren, um damit für Diversifizierung zu sorgen; die favorisierten Anlageklassen Aktien und Anleihen korrelieren immer mehr miteinander, sodass traditionelle Diversifizierungspotenziale nicht mehr im gleichen Ausmaß vorhanden sind. Zudem bieten Anleihen, die traditionell als sichere Häfen galten, weiterhin kaum Renditen und in einem Umfeld steigender Zinsen auch nicht mehr unbedingt die gewohnten Risikopuffer, denn die Renditen von meist niedrig verzinsten Bestandsinvestments gehen dann noch weiter zurück.


Ebenso spielt das Market Timing zunehmend eine Rolle. Das erfordert wiederum umfassende Analysen und damit ein gut aufgestelltes Research – bevorzugt eines, welches auch über eine dedizierte Multi-Asset-Analyse verfügt. Entsprechend müssen sich Multi-Asset-Produkte weiterentwickeln, um diese neue Realität der Märkte abzubilden, denn mit einer bloßen Diversifizierung hinsichtlich Regionen, Sektoren und Assetklassen ist es nicht mehr getan.

Multi-Asset ist in den vergangenen Jahren kleinteiliger geworden

Das bedeutet zunächst, einen tiefergehenden Blick auf Diversifizierungspotenziale innerhalb von Anlageklassen zu werfen. Bei Aktien wäre beispielsweise ein selektiveres Vorgehen bei der Identifikation von spezifischen Sektor- oder Style-Titeln entscheidend. Bei Anleihen ist eine genauere Betrachtung der Bereiche notwendig. Auch der Bereich der Rohstoffe bietet eine Bandbreite von Möglichkeiten, etwa Energie- und Industrierohstoffe sowie Edelmetalle. All diese Beispiele zeigen: Multi-Asset ist in den vergangenen Jahren kleinteiliger geworden und muss daher genauer betrachtet werden als früher.