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Wirtschaftsentwicklung in Indien Wachstumstreiber trotz Handelsstreitigkeiten intakt

Auch der indische Markt ist gegen die Probleme, mit denen die Schwellenländer 2018 zu kämpfen haben, nicht immun. Neben dem weltweiten Zollstreit drücken hausgemachte Probleme auf die Kurse. Zu den Belastungen zählen die Einführung langfristiger Kapitalertragsteuern, Schwierigkeiten beim Eintreiben der Steuer auf Waren und Dienstleistungen, die Sorge vor Zinserhöhungen sowie eine Abwertung der Rupie. Nicht zuletzt trübt die politische Unsicherheit im Land die Stimmung am Markt: Die jüngsten Regionalwahlen deuten darauf hin, dass die Regierungspartei um Narendra Modi nicht mehr ganz so beliebt ist wie in der Vergangenheit.

Exportunternehmen profitieren vom Druck auf die Währung

Die indische Rupie war im laufenden Jahr erheblichem Druck ausgesetzt. Dennoch gibt es derzeit keinen Grund, sich übermäßige Sorgen zu machen. Die geldpolitische Straffung in den USA, erhöhte Ölpreise und zunehmende Handelsspannungen haben die Stärke des US-Dollars gestützt und Kapitalabflüsse aus den Schwellenländern ausgelöst. Sorgen vor einem Übergreifen der jüngsten Krise in der Türkei haben fast alle Schwellenländerwährungen – nicht nur die Rupie – belastet. Zudem sollte beachtet werden: Die Abwertung der Rupie im Vergleich zu den Währungen von Ländern mit schwächeren Fundamentaldaten wie etwa Argentinien oder Südafrika ist relativ gering ausgefallen, insbesondere auch weil die Reserve Bank of India aggressiv und entschlossen die Rupie verteidigt.

Zwar verteuert die schwache Rupie die Importe, indischen Unternehmen gelingt es jedoch, ihre höheren Vorleistungskosten an die Verbraucher weiterzuleiten. Dies hat ihren Gewinnen Auftrieb verliehen und ist Beweis einer soliden Nachfrage. Exportorientierten Branchen und Unternehmen hingegen kommt die Schwäche der Rupie gelegen. So dürften beispielsweise IT-Unternehmen von einer schwächeren Rupie profitieren, da sie einen Großteil ihres Umsatzes im Ausland erwirtschaften. Weil das Leistungsbilanzdefizit Indiens ansteigt, könnte eine schwächere Rupie die Wettbewerbsfähigkeit des Landes im Handel fördern und Indien dabei helfen, seine Exporte anzukurbeln.

Makroökonomische Faktoren bleiben trotz Belastungen vielversprechend

Ungeachtet der aktuellen Volatilität stützen das makroökonomische Umfeld und die Fundamentaldaten der Unternehmen die langfristigen Aussichten des indischen Marktes. Insbesondere die Konsumausgaben und öffentlichen Investitionen dürften einen mehrjährigen Wachstumszyklus tragen.

Trotz des beschleunigten Wirtschaftswachstums hat sich das Leistungsbilanzdefizit Indiens gegenüber dem Vorjahr erhöht, so dass Sorgen hinsichtlich einer ausgewogenen Haushaltslage aufgekommen sind. Das Defizit bewegt sich aus unserer Sicht jedoch noch in einem Rahmen, der für die Regierung zu handhaben sein dürfte.

Darüber hinaus gewinnt das „Make in India“-Wirtschaftsprogramm der Regierung, das Indien in einen globalen Fertigungsstandort umwandeln soll, zunehmend an Fahrt. Mehrere Wirtschaftssektoren dürften profitieren, insbesondere die Elektronikfertigung. So hat Samsung kürzlich in der Nähe von Neu-Delhi die weltweit größte Smartphone-Fabrik eröffnet, um Handys günstiger als in China herzustellen und seine Wettbewerbsfähigkeit im Windschatten des riesigen indischen Smartphone-Markts zu steigern.

Insgesamt erscheint das indische Makroumfeld stabil. Wichtige Wirtschaftsindikatoren entwickeln sich gut: Dazu zählen das stabile Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP), das zunehmende Pro-Kopf-Einkommen, der gestiegene private Konsum, die höheren öffentlichen Investitionen sowie die Verbesserungen bei Fahrzeugverkäufen und Zementproduktion.